Lieber Accinca,
ich möchte dir noch gerne antworten, auch wenn ich dadurch vielleicht nicht mehr ganz beim Thema bleibe.
Zitat
accinca schreibt:"Wer eine solche wahnhafte Lehre glaubt, hat diese Lehre nicht von einem Buddha und
die des Buddha leider noch nicht durchdrungen. Manifestierungen das ist Samsara ist Leben!
Ewiges Leben hat der Buddha nicht gelehrt..."
Wie du ja schon weißt -auch wenn du es so gar nicht als" einfach anderes Verständnis" akzeptieren kannst
- sind nach der Sicht des Mahayana nicht die Erscheinungen selbst ein Problem, sondern die Erscheinungsweise. Es gilt nicht die Erscheinungen aufzugeben sondern unsere falsche Sichtweise. So ist es ein ganz wesentlicher Punkt das Objekt der Negation zuerst einmal richtig zu erkennen damit man nicht ganz was Falsches oder zuwenig oder zuviel verneint. So haben auch die Buddhakörper oder ein weiterhin existierendes Geisteskontinuum nichts mit Atman oder deiner Ewigkeitsvorstellung zu tun. Es ist halt nach dieser Sichtweise möglich, das Geisteskontinuum völlig zu reinigen - es muss nicht verlöschen. Dafür gäbe es auch gar keinen Grund . Es ist ja nicht der Geist das Problem - der ist bloßes Gewahrsein und Erkennen - sondern die Verdunkelungen im Geist. Und wenn ich die beendet habe, dann erscheinen mir die Phänomene eben nicht mehr als inhärent , unabhängig, solide und mit einem festen Wesenskern, sondern so wie sie sind - abhängig von Ursachen, Umständen, Teilen und Benennung und somit völlig leer von einer falschen , unmöglichen Sichtweise.Dann hab ich auch kein Problem mehr mit den Erscheinungen. Das, was Samsara ausmacht, ist diese falsche Sichtweise und die daraus hervorgehende Begierde, durch die wir immer wieder gezwungen sind eine neue Existenz anzunehmen - die Unfreiwilligkeit dieses Prozesses ist das allesdurchdringende Leiden.
Du wirst wahrscheinlich wieder sagen : Das hat der Buddha nicht gelehrt! Aber auch die Worte des Buddha existieren eben nicht inhärent und unabhängig vom Karma und der Projektion jedes einzelnen Wesens, das sie vernimmt. Nicht jeder versteht darunter genau dasselbe. Schon bei normalen Aussagen verhält es sich so - je nach Veranlagung usw. interpretieren verschiedenen Personen eine Aussage eben anders, oder? Und in diesem Kontext denke ich, dass auch das Festhalten an einer bestimmten Auslegung des Dharma als für jedermann und im jeder Lebens- und Geisteslage absolut gültige Version eine Anhaftung bedeutet und somit unheilsam ist. Und ein Lehrer erklärte auch , dass die Anhaftung an Ansichten bei uns im Westen mit unserer ausgeprägten Begrifflichkeit besonders schwierig aufzugeben sei. Und wenn man für sich selbst meint zu einer Überzeugung gekommen zu sein, die fundiert und wohlbegründet ist, muss man dennoch vorsichtig sein , sie jemand anderem als absolut richtig zu "verkaufen" und dessen Einstellung als falsch und geringer zu schätzen.
Auch hat man im Leben schon oft Überzeugungen gehabt, die man später revidierte oder abänderte, nicht wahr? Man entwickelt sich ja auch weiter, stellt andere Fragen und bekommt dadurch auch andre Antworten. Auch du wirst wahrscheinlich seit deinem ersten Kontakt mit dem Dharma so manche andere Sichtweise gewonnen haben,oder? Da kannst du ja auch einräumen, dass das noch öfter geschehen wird und auch du zum jetzigen Standpunkt noch nicht die endgültige Wahrheit entdeckt hast - oder doch?
Ich würde es daher wirklich sehr schätzen und mich recht freuen,wenn du alles, was nach Mahayana klingt nicht sofort als Wahnvorstellung verdammen würdest - lass es doch mal einfach als andere Einstellung stehen. Es ist doch andererseits wirklich interessant , verschiedene Standpunkte und Auffassungen zu vergleichen, oder?
Ganz liebe Grüße
pema