Beiträge von Helmut im Thema „Habgier und Böswilligkeit“

    Da sehe ich einen Unterschied zwischen angenehm und heilsam. "Angenehm" ist ein Gefühl, "heilsam" eine Handlung. Anhaftung an angenehme Gefühlen erzeugt Dukkha wenn sie wieder vergehen, was sie mit Sicherheit tun. Heilsame Handlungen beseitigen Dukkha.

    Dieser Unterscheidung von dir zwischen Gefühl und Handlung kann ich zustimmen.


    Angenehme Gefühle können Dukkha erzeugen, müssen es aber nicht. Wenn ich mir aufgrund des abhängigen Entstehens und Vergehens stets bewusst bin, dass das angenehme Gefühl, das ich gerade erlebte, auch schnell wieder vorbei sein wird, dann wird nicht Anhaftung entstehen und deshalb auch nicht Dukkha.

    Genau hierum geht es. Dies sind die zehn unheilsamen Handlungen und wenn man die Liste liest, kann man feststellen was körperliche, sprachliche und geistige Handlungen sind ohne dass der Buddha dies in dieser Lehrrede ausdrücklich sagt. Die Aufsplittungen, die wir in späteren Werken wie z.B. Asangas Kompendium finden, sind ja keine Neuerfindungen, sondern ergeben sich aus solchen Aussagen des Buddha.

    Nach der Überlieferung gibt es jedenfalls Wesen ohne physischen Körper. Es gibt auch Wiedergeburt nach der Überlieferung und der Geisteszustand hat einen wesentlichen Einfluss auf die Daseinsfährte.

    Aber mit Habgier und Böswilligkeit wird man wohl auch in diesem Leben nicht glücklich werden, auch nicht wenn es nur Gedanken sind. Böswilligkeit ist nicht wirklich angenehm und unerfüllte Wünsche auch nicht.


    Unheilsame Handlungen erzeugen dukkha. Angenehme Gedanken und Worte erzeugen Dukkha wenn man am Angenehmen anhaftet würde ich sagen.

    Dem ersten Teil deines Beitrages kann ich ohne weiteres zustimmen.


    Wenn angenehme oder heilsame Gedanken und Worte mit Anhaftung verbunden sind und deshalb Dukkha erzeugen, sind sie keine angenehmen oder heilsamen Gedanken und Worte, weil sie dann nicht der Realität entsprechen. Anhaftung ist ja immer mit Täuschung, einer der Realität nicht entsprechenden Sichtweise auf die Objekte der Wahrnehmung verbunden. Sie projiziert Qualitäten auf das Objekt, das dieses nicht besitzt.

    Ist das eigentlich eine Einteilung die man auch im Palikanon findet oder ist das spezifisch "tibetisch" (Lamrim) ?

    Im Palikanon findet man durchaus Aussagen des Buddha über die zehn unheilsamen Handlungen, allerdings nicht in der Systematik wie wir sie in Asangas Kompendium finden. Der Buddha hat ja nicht systematisch gelehrt so wie wir es von unseren Ausbildungen her kennen, sondern stets kontextgebunden.


    So findet man Aussagen des Buddha zu den unheilsamen Handlungen in den Majjhima Nikaya Suttas Nr. 7,9,41,42,48,51,96,97,114 und136

    Noch mal eine Frage zur Einteilung: Sexuelles Fehlverhalten gilt als unheilsames Handeln des Körpers. Dabei fängt sexuelles Fehlverhalten (eigentlich wie ALLE unheilsamen Handlungen) , ebenso wie Habgier und Böswilligkeit auch im Geist an. Trotzdem gelten nur Habgier und Böswilligkeit als unheilsame Handlungen des Geistes, nicht aber sexuelles Fehlverhalten :? Ich verstehe die Logik dieser Systematik nicht.

    Die Logik dieser Systematik wird vielleicht etwas deutlicher, wenn man den Aspekt der Ausführung der Handlung betrachtet. Körperliche Handlungen wie Stehlen usw. werden ja nicht mittels des Geistes ausgeführt. Ebenso werden Handlungen der Rede nur mit der Sprache ausgeführt und Handlungen des Geistes werden mittels des Geistes ausgeführt ohne dass es zu körperlichen oder sprachlichen Handlungen kommt. Das trifft sowohl auf heilsame wie unheilsame Handlungen zu.


    Das der körperlichen oder sprachlichen Handlung ein gedanklicher Impuls vorausgeht, bedeutet ja nicht, dass die körperlichen und sprachlichen Handlungen dadurch zu geistigen Handlungen werden.

    Und was machen dann die 4 Punkte die eine Handlung vollständig machen für einen Sinn?

    Wozu die "Vollständigkeit" wenn bereits ein Punkt reicht, damit ein Gedanke unheilsam ist?


    Auch wäre dann ja die Einteilung überflüssig in unheilsame Handlungen des Körpers (Töten, Stehlen, Sexuelles Fehlverhalten), der Rede (Lügen, Verleumdung, verletzende Rede, Geschwätz)und des Geistes (eben Habgier, Böswilligkeit und falsche Anschauung) wenn sowieso alle unheilsame Handlungen vom Geist ausgehen.

    Es macht aus der Perspektive der Wirkung einer Handlung schon einen Unterschied, ob eine Handlung vollständig ausgeführt wurde oder nicht. Nur die karmische Prägung einer vollständig ausgeführten Handlung besitzt die Kraft, eine neue samsarische Existenz hervorzurufen. Das bedeutet nicht, dass Handlungen, die nicht vollständig durchgeführt wurden, keine karmischen Prägungen im Geist hinterlassen. Sie haben auf jeden Fall Auswirkungen auf die Umstände auf die man in einer samsarischen Existenz trifft.


    Die Unterteilung in die unheilsamen Handlungen von Körper, Rede und Geist macht durchaus Sinn. Das hat verschiedene Aspekte. Einer ist, dass dies eine phänomenologische Unterscheidung ist. Töten ist zum Beispiel etwas anderes als Lügen oder Habgier. Ein weiterer Punkt ist, dass die Kraft einer karmischen Prägung sich verstärkt, wenn eine unheilsame geistige Handlung mit einer unheilsame Handlung des Körpers oder der Rede umgesetzt wird. Das bedeutet, dass eine unheilsame geistige Handlung leichter zu bereinigen ist, wenn sie noch nicht mit einer unheilsamen Handlung des Körpers oder der Rede verbunden ist.

    Andere böswillige Gedanken verschwinden eventuell auch wieder recht schnell im Geist.

    Sind sie dann trotzdem schon unheilsam?

    Habgier und Böswilligkeit sind aufgrund des Objektes, der Motivation und der mit diesen geistigen Taten verbunden Leidenschaft immer unheilsam. Dabei spielt es keine Rolle, ob man diese Taten nur eine Minute im eigenen Geist hegt oder stunden- oder tagelang. Sie hinterlassen immer Prägungen im Geist. Diese sorgen dafür, dass sie immer wieder entstehen. Es sei denn man bereinigt die Prägungen, die diese Taten im eigenen Geist hinterlassen.


    Die Leidenschaft, die mit Habgier verbunden ist, kann eine der drei Geistesgifte Unwissenheit, Gier und Hass sein. Im Schatzhaus des Höheren Wissens von Vasubandhu heißt es, dass Habgier durch Begierde zustande kommt. Die Leidenschaft, die der Böswilligkeit zugrunde liegt, kann eine der drei Geistesgifte sein, Aber meist wird Hass oder Wut sein.

    Habgier und Böswilligkeit sind geistige Taten, weil es keinerlei äußerer Taten bedarf, um sie zu hegen.


    Wenn diese Taten im Geist auftreten, sind sie auf äußere Objekte ausgerichtet.


    Die Objekte der Habgier sind die Güter von anderen. Die Objekte der Böswilligkeit sind andere Personen, die einem selbst oder Nahestehenden geschadet haben oder von denen man glaubt, dass sie dies in Zukunft tun werden.


    Die Motivation, die mit Habgier verbunden ist, besteht in dem Wunsch, die Güter anderer in den eigenen Besitz zu kriegen. Bei der Böswilligkeit besteht die Motivation darin, dass man wünscht, dass die Person, die man als Schädiger wahrnimmt, Leid erleben möge.


    Habgier und Böswilligkeit bestehen ja nicht nur ein paar Nanosekunden im eigenen Geist, sondern wesentlich länger. Sie hinterlassen Prägungen im eigenen Geist. Dadurch entstehen sie immer wieder neu und verstärken dadurch die negativen Prägungen im eigenen Geist und schließlich kommt es zu unheilsamen äüßeren Taten.


    Die geistigen Taten sind die Grundlage, auf der die äußeren unheilsamen Taten entstehen. Die unheilsamen Taten der Rede und des Körpers können nur unheilsam sein, weil ihre Grundlagen bereits unheilsam sind.