Okay, sehr gut. Danke.
Aber nun kommt die "eigene" Innenwelt:
Der Schlüssel für das Verständnis unserer Mitmenschen und der Welt in der wir leben liegt im Verständnis der Funktionsweise unserer eigenen Innenwelt (die letztlich auch die "Außenwelt" inkludiert).
Sind dann die tatsächlichen eigenen Innenwelten der anderen Lebewesen nicht die tatsächlichen Außenwelten für uns?
Deswegen bin ich weiter der Ansicht, dass wir, wenn wir andere Lebewesen leiden sehen, äußere andere Lebewesen leiden sehen (denn ihr Leiden ist ja immer in ihrem Innern).
Und zweifelhaft bleibt es auch, ob es in Ordnung ist, den Körper der anderen Lebewesen als mein Innerstes zu betrachten und nicht etwa als das Innere der anderen Lebewesen. Im zweiten Fall gäbe es also auch eine Menge andere äußere Materie.
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Ich glaube da liegt ein Missverständnis vor. Ich habe nicht gesagt, dass die Außenwelt nicht existieren könnte. Es wäre absurd die Körper anderer Menschen in sich selbst zu verorten. Da gebe ich dir vollkommen Recht. Es ist vielmehr so, dass wir nur unsere "Innenwelt" direkt erleben können (aber der Illusion unterliegen wir sähen die Außenwelt direkt) . In dieser Innenwelt spiegelt sich die Außenwelt, wobei wir selbige niemals so wahrnehmen können wie sie wirklich ist. Die Metapher des Spiegels ist auch nur eine grobe Annäherung und der Versuch der Veranschaulichung. In Wirklichkeit handelt es sich nicht nur um einen Spiegel, sondern um ein hochkomplexes, informationsverarbeitendes aber auch Informationen erschaffendes "Etwas".
Um das zu veranschaulichen betrachte folgendes Bild:
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Unser Innenleben spiegelt diesen optischen Reiz nicht nur, es erschafft auch eigenständig Gebilde, welche gar nicht existieren. So sehen wir automatisch zwei Dreiecke, obwohl da überhaupt kein einziges Dreieck ist. Man hat sogar den Eindruck man sähe die unsichtbaren Kanten ganz schwach hervorschimmern. Auch wenn dort ein "reales" Dreieck wäre, so wäre dieses ein Produkt unseres Geistes, der wie ein Bildhauer agiert. Diese eigentümliche Funktionsweise unseres Geistes ist eng mit der Frage nach der sog. Leerheit verknüpft, denn wir sehen ständig inhärente Objekte, wo überhaupt keine Inhärenz vorhanden ist. Darauf basiert letztlich das Leiden in seinen vielfältigen Ausprägungen. Man kann dies aber nur dann völlig verinnerlichen, wenn man das Prinzip auf eine Weise versteht, die jede Begrifflichkeit übersteigt. Hier setzen die Mediationstechniken an, die im Buddhismus zur Anwendung kommen.
Das Konzept von Außen und Innen ist jedoch immer ein Modell. Eine Art evolutionäre Arbeitshypothese, um als biologisches Wesen mit vielen Bedürfnissen in einer komplexen Umwelt bestehen zu können. Außen und Innen sind so wie die unsichtbaren Dreiecke, die wir vermeindlich sehen können. Wir erschaffen sie in gewisser Weise. Auf einer relativen Ebene sind sie jedoch völlig richtig und unbedingt notwendig.
Es fällt mir wirklich schwer die Problematik mit Worten zu beschreiben und ich tue mich da außerordentlich schwer. Ich hoffe die Idee dahinter ist irgendwie rübergekommen.
lg,
Erdmaus