Hallo Torsten,
Meine Erfahrung ist so ziemlich das Gegenteil, von dem, was Du schreibst. 
Wobei ich "Sprünge" in der Entwicklung durch unmittelbares Erkennen durchaus kenne.
Aber "eliminieren"ist nicht das Gegenstück zu kultivieren:
Eigenschaften wie Mitgefühl, Gleichmut , Haßlosigkeit, Gierlosigkeit usw zu kultivieren
Sondern: Das Gegenteil wäre "Nicht-Kultivieren", also eine Wahl, die man trifft.
Um das zu tun, hat es mir sehr geholfen, das Erkennen von unheilsamen Verhalten/Gedanken zu üben, gerne in der Meditation, aber auch im Alltag.
Wenn das Erkennen geschult ist, dann stimmt das hier:
Die "Persönlichkeit" wird dadurch im Leben im Alltag nicht beeinflusst.
nicht mehr.
Ich habe aber keine Ahnung, was eine Persönlichkeit ist; ich würde eher auf das Verhalten schauen, und das findet immer in "kurzen und schnell vorübergehende Momenten" statt. Sobald man im Alltag auch nur manchmal erkennen kann, dass man unheilsam denkt/handelt, dann hat man auch die Chance zur Wahl. Zum Nicht-Kultivieren des Unheilsamen.
Pema Chöden bspw. spricht ganz praktisch davon, dass man lernt, wie man sich verhärtet, wie man sich verschließt, und wie sich das anfühlt. Im Moment glaube ich, das letztere ist wichtiger (wie es sich anfühlt, auch körperlich).
Eine Meinung vertreten statt zuhören.
In Gedanken reflexartig Argumente suchen statt spüren und denken.
Sich bemitleiden, statt die Situation annehmen.
Achtsam beobachten, statt sich den Gefühlen, die einen überschwemmen, komplett hingeben.
Die Gefühle, die einen überschwemmen, zum Teufel wünschen.
Bewerten statt aufnehmen.
Ich sitze hier am Schreibtisch und rechts von mir liegt ein Schreibblock, praktisch immer. Und wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich in dem genannten Sinne verhärte, dann mache ich eine kurze Achtsamkeits-Schreibübung (kürzer als 1 Minute), und häufig löst sich diese Verhärtung dann. Ich denke, was da funktioniert, ist für jede und jeden anders. Das gehört zum persönlichen Dhamma-Werkzeugkasten. Für manche andere ist es vielleicht eine Atembeobachtung oder ein Mantra.
Erkennen von Nicht-Ich und Impermanenz können eine große Motivation und wichtige Schritte sein, diese Wahrnehmung zu kultivieren, aber es geht IMHO im Notfall auch komplett ohne.
Liebe Grüße,
Aravind.