Beiträge von Bhavanga im Thema „Im falschen Forum und ist Achtsamkeit das Ziel der Meditation?“

    Hallo!


    Gewisse Unterschiede in der Meditation gibt es meines Erachtens schon. Allein schon in der Technik. Manche Meditationen kultivieren bewusst symbolische Vorstellungen, bzw. Phantasievorstellungen oder gedankliche Vorgänge. Andere Meditationen hingegen zielen eher auf die Beruhigung des Geistes, oder die Bewusstwerdung seiner Vorgänge ab. Buddhistische Meditation zielt meinem Eindruck nach eher nicht auf die Kultivierung von gedanklichen Vorgängen oder von Symbolik ab, sondern auf die Achtsamkeit, Konzentration und Einsicht, und eine Arbeit, die den Geist im Sinne der Buddhistischen Lehre schult. Die sehr geläufige (buddhistische) Atembetrachtung etwa ziel stark auf die Beruhigung des Geistes und die Stärkung gegen und die Überwindung von Geistesgiften ab, wobei die zugrundeliegende Technik eher einfach und frei von Symbolik ist. Andere buddhistische Meditationen zielen auf eine Transformation der Eigenschaften des Geistes, etwa die Meditation der liebenden Güte ("Metta-Meditation"), die effektiv in Wohlwollen üben und positive Emotionen stärken soll. Dann gibt es in bestimmten buddhistischen Richtungen durchaus auch symbolische Meditationen, wo es sich dann etwa um Dinge wie Schutzgottheiten oder hilfreiche Eigenschaften von heiligen Wesen drehen kann, dazu kann ich jetzt aber mangels Erfahrung nichts weiter sagen.


    Achtsamkeit ist definitiv ein Faktor, der durch viele Meditationstechniken geschult werden kann, und natürlich auch und vor allem durch buddhistische. Es ist eine fundamentale geistige Fähigkeit die Dinge unmittelbar und unverklärt im Hier und Jetzt zu erkennen, die selbst übrigends auch nötig für den Fortschritt in der Meditation ist. Im buddhistischen "achtfachen Pfad" ist die Achtsamkeit einer der 8 Grundpfeiler, was ihre Wichtigkeit unterstreicht. Natürlich "wirkt" die Achtsamkeit nicht nur in der Meditation, sondern sie ist wie ein Muskel, der wenn er trainiert wird auch im Alltag mehr Kraft bedeutet wo immer man sie braucht. Manche Menschen möchten eine sehr starke (immer wache) Achtsamkeit kultivieren, und trainieren das Gewahrsein nicht nur in der Meditation, sondern auch im Alltag, manchmal auch den ganzen Tag über.


    Ein Training der Achtsamkeit ist aber nicht alles, was in der Meditation passieren kann. Es werden auch andere Fähigkeiten trainiert, etwa Geduld, die Stabilität des Geistes, eine grundliegende geistige Ruhe, Gesammeltheit, auch Entspannung, Erkenntnisse über die Natur der eigenen Person...man wird recht bald mit sich selbst konfrontiert werden, und das ist etwas, woran man sehr wachsen, und manchmal auch gesunden kann. Zudem können buddhistische Meditationstechniken (auch Atem und Metta), wenn man sie bis in ein fortgeschrittenes Niveau verfolgt, einen Zugang zu deutlich und intensiv veränderten, wenn auch sehr friedvollen, Geisteszuständen erlauben (die Vertiefungen), oder Prozesse auslösen, die einen direkt erlebbaren wie auch (manchmal "leider") desillusionierenden Zugang zu Einsichten über die Natur der Realität erlauben. Das braucht schon viel Arbeit, Mühe und Hingabe, dorthin zu gelangen, aber das sind Ziele, die durch Meditation erreichbar, erlebbar sind.


    Ich finde es wichtig, dass auch über so etwas offen gesprochen wird, denn manche Meditierende erreichen solche Zustände unvorbereitet auf eigene Faust, und sind dann ohne Vorwissen und guten Rat und Beistand durch Lehrer oder erfahrenere Meditierende aufgeschmissen. Es kann sogar manchmal vorkommen, dass das gefährlich wird, und sich Menschen in den Erfahrungen bzw auf dem Weg dorthin quasi verirren, oder dann unangenehmes ohne die richtige Führung erlebt werden muss. Unter anderem deswegen besteht der buddhistische Pfad nicht nur aus einer Schulung in Meditation, sondern beinhaltet auch eine Schulung in Ethik, die besser nicht zu leicht genommen werden sollte, und die unter anderem solche Probleme vermeiden bzw. entschärfen helfen kann. Tiefere Meditation ohne das richtige Wissen (oder jemanden, der es hat, und einen begleitet), und ohne richtige Schulung in Ethik halte ich für potentiell gefährlich, auch aus eigener bitterer Erfahrung. Das betrifft aber wahrscheinlich eher nur einzelne, und ich denke, viele Menschen pflegen auch ohne tieferes Verständnis der Materie eine für sie sehr förderliche Meditationspraxis.