Ein Ohrwurm beim Sitzen ist schnell sehr nervig. Deswegen das Sitzen abzubrechen, kann ich nachvollziehen - ging mir auch schon so. Am Ende aber geht es mit um genau so etwas wie den Ohrwurm. Da ist diese Melodie, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will und eigentlich will man gerade etwas ganz anderes machen. Dieses "etwas ganz anderes machen wollen" ist ein Ursprung für das Leiden. Um so mehr wir wollen, dass es anders ist umso intensiver wird unser Eindruck. Wir wollen Ruhe beim Sitzen, am besten noch einen angenehmen Geruch der Räucherstäbchen. In der Realität ist es aber eben nicht so. Da nervt der eine Gedanke, der Rücken verspannt sich, die Lampe flackert und der Nachbar macht gerade Party. Die Praxis führt uns direkt in hinein in diese Realität - es gibt einfach nichts anderes. Genau daher kommt auch die Aussage, dass (Za)zen nichts bringt. Schließlich ist die Realität schon da. Zazen heißt damit, dass man sich selbst erlaubt, sich eingesteht, einfach hier zu sein - auch wenn es gerade nicht perfekt ist. Dafür gilt es los zu lassen von den Wünschen und Vorstellungen. Loslassen sollte aber nicht mit verdrängen oder ignorieren verwechselt werden.
Jeder Gedanke ist wie ein Pferd auf einer Wiese. Fängt man an einen Gedanken zu verfolgen, dann ist das als würde man sich auf das Pferd setzen und reiten. Verdrängen würde bedeuten, dass man an dieser Wiese sitzt und sagt: "Also ich sehe keine Pferde". Loslassen bedeutet, sich einfach an die Wiese zu setzen und die Pferde beobachten. Mal kommen neue dazu, mal verschwinden ein paar.