Beiträge von Aravind im Thema „Geschäftstüchtigkeit im ZEN-Buddhismus“

    Zitat


    "... Wenn ich manchmal den Atem oder Körper als bestimmtes und festes Objekt über einen Zeitraum habe, dann kann ich den Fokus natürlich immer wieder zurück zum Meditationsobjekt bringen."


    Das meinst du mit "bewußt machen"?


    Nicht ganz. Das meine ich mit "bewusst nicht ergreifen".


    Schmu : Das ist ja der Witz am Atem, dass der in der Regel so alltäglich und neutral ist, dass es da mit etwas Übung nicht viel zu ergreifen gibt (beispielsweise durch Atemzüge zählen).

    Sobald ich aufhöre zu beobachten, und ihn bewerte, versuche, ihn zu verändern, dann habe ich ihn ergriffen.

    Na klar, ich bezog mich auf das "bewusst haben wollen oder nicht haben wollen". Was man bewusst macht, ist, dass man beides nicht ergreift.


    Es ist schon hilfreich, dass man weiß, dass einem beides über den laufen kann.

    Kein Wunder, das ist je auch eher ein Ergebnis der Praxis als eineMethode... ;)


    Liebe Grüße, Aravind.

    Aber mei... vermutlich ist in Anbetracht der Besserung nicht zu jammern. Hast du da oder wer von "euch" einen guten Tipp bei sowas? Wie ordnet man das ein? Ists einfach duldbar, und lässt mans ohne weitere Beachtung laufen, oder konzentriert man sich dann umso mehr auf die Leere, wenn mans hört (das hat ja teils, zumindest für einen kurzen Zeitraum bei mir gut geholfen, wobei ich dann nach ca. 20-30 minuten echt schon merklich erschöpft davon war. Bei der anderen Strategie, hätte ich ihn vermutlich durchgehend gehabt)? Google hat zum Thema Ohrwurm nach oberflächlicher Recherche nicht viel brauchbares ausgespuckt...

    Mein Lehrer zu dem Thema:


    Zitat

    One time in India, a young man on retreat came to me and said: “Every time I close my eyes to meditate, I hear Beatles songs in my head. What should I do?” I replied simply: “Let it be.” Hearing the song isn’t important. It’s singing along that brings all the difficulties.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Auf die Gefahr hin, zu stark zu vereinfachen, kann man den Unterschied vielleicht anhand des Fokus der Aufmerksamkeit verdeutlichen. In der dhyāna-Übung wird der Fokus zunehmend verengt, bis er sich schließt - und alles ausschließt, z.B. auch optische Reize. Im Zazen wird der Fokus geöffnet, bis er verschwindet und so alles einschließt. Kōan-Übung ist noch etwas anders - da wird auf ein Nicht-Objekt (das Kōan) fokussiert (was natürlich nicht funktioniert), bis der Fokus zerbricht.



    _()_

    Das ist dann der Vipassana-Praxis sehr ähnlich. Danke für die schöne Beschreibung!

    Und da behauptet jemand im "verrückten" Nachbarthread, die verschiedenen buddhistischen Schulen wären wie unterschiedliche Religionen.

    (Naja, ist wohl nicht ganz fair, wahrscheinlich hat er gesagt, sie kommen ihm wie unterschiedliche Religionen vor.)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Ich erlaube mir nicht, irgendwo hin zu eilen.

    Oh, aus meiner Sicht rennst Du die ganze Zeit, nur halt auf der Stelle. ;) Gut für Dich, dass Du zusätzlich zur Beurteilung der potentiellen Lehrer noch die Themen Handhaltung und Wand/keine Wand gefunden hast. Dann kannst Du es, aus meiner Sicht, erst mal weiter vermeiden, Ruhe einkehren zu lassen.


    Ich denke, ich kann hier nichts mehr beitragen.


    Alles Gute für Deine Suche,

    Aravind.

    Was willst du denn eigentlich erreichen mit deinen vielen Fragen?

    1000% Absicherung in jeder Richtung? Was ist denn mit Körpergefühl, einem gesunden Menschenverstand oder ein offenes Herz, das dir sagen kann, ob du auf einem guten Weg bist?

    Hihi, das hab ich mir auch gedacht.


    Lieber Mentus, da ist sie ja wieder, die Kontrolle und Perfektion. Was mir durch den Kopf ging, als ich Deinen letzten Post gelesen habe:

    "So so, erst müssen alle in Vorleistung gehen, die Lehrer, die Lehre, die Praxisanweisung, bevor Du überhaupt darüber nachdenkst, Dich auf irgend was einzulassen. So groß scheint der Leidensdruck ja nicht zu sein."

    Kannst Du da was mit anfangen?


    Liebe Grüße,

    Aravind.


    PS: Zum Thema Handhaltung gibt es gerade einen Parallel-Faden von Schmu. U.a. mit einem schönen Beitrag von Sudhana :

    Dhyanamudra


    Sogar der erste ironische Satz passt: "Ja, die Zen-Leute machen das alle verkehrt. :)"

    Mit dem Herzen prüfen... also da hab ich schon noch so meine Zweifel... das Gefühl ist Manipulationen gegenüber ja komplett wehrlos ausgeliefert, weil es sie nicht erkennen kann. Sei mal mit einer Borderlinerin zusammen, dann weist du, was ich meine (:

    Gefühl ist Illusion, das hab ich zwischen den Zeilen oder sogar konkret auch aus dem Buch mitgenommen...

    Sag es, wenn ich Dir unrecht tue: In Bezug auf die Lehre ist Deine Logik (noch) so unwissend wie Du meinst, dass es Dein Herz ist.

    (ist ja auch normal, wenn man gerade anfängt; bei mir ist das mit der Logik über die Zeit auch nicht besser geworden, spielt für mich aber keine Rolle :) ). Und Du sollst Deinen Verstand ja nicht an der Garderobe abgeben, sondern ihm nur nicht die Führung überlassen.


    Davon ab: Da ist sie wieder, das, was Du als statische Sicht bezeichnet hast: Natürlich entwickelt sich Dein spirituelles Herz durch die Praxis weiter, und es entsteht immer mehr Sicherheit. Nicht, weil da mehr Sicherheit ist, sondern, weil Du mit Unsicherheiten besser umgehen kannst.


    Hab ich bestimmt schon geschrieben: Ich würde mal gucken, warum Dir diese Illusion von Sicherheit so wichtig ist. Meistens lerne ich dabei was, wenn ich das zulasse.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Momentan frag ich mich, wie bereits oben schon geschrieben: Was mache ich mit dem jetzt am besten, was von dieser Richtung kommt? Wenn es von vornherein zweifelhaft wäre, würde ich mich ja jetzt nicht so mit dieser Frage beschäftigen, aber vieles aus "dieser Richtung" ist für mich eben leider sehr überzeugend... Und so viele Superheroes gibts ja nicht, dass man gleich, wenn einem irgendwas nicht ganz passt, sofort weiterzieht. Insofern bin ich halt auch gegenüber meiner Skepsis skeptisch

    Gute Idee! Und herzlich willkommen.


    Ich lese Deine Worte etwas jenseits des offensichtlichen Kontextes, kannst ja mal sehen, ob Du etwas damit anfangen kannst.


    Mir kommt es so vor, als stecke hinter Deiner Skepsis die Idee, den perfekten Lehrer zu finden. Aber natürlich gibt es den nicht, und wenn, würdest Du ihn nicht erkennen, wenn Du nicht schon eine längere Praxis hättest. (nicht, dass wir uns nicht alle den perfekten Lehrer wünschen würden!)


    Von einem Guten Lehrer lernst Du von seinen "perfekten" Seiten, und von seinen nicht-so-perfekten, durch die Reibung mit ihm oder ihr. Das ist ein ganz normaler Teil der Dhamma-Vermittlung. Und Deine Beurteilung, was perfekt ist, und was nicht, wird sich in, ich sag mal, drei Jahren komplett gewandelt haben.


    Das heißt nicht, dass man dem Erst-Besten hinterherlaufen muss. Aber man muss sich auch einlassen, sonst wird das nichts, und nicht, wie Du ja selbst schreibst, gleich bei jeder Unstimmigkeit zum nächsten rennen. Wie Leonie schreibt: Kümmere Dich doch einfach eher um Deine Entwicklung, statt das Thema auf den Lehrer zu schieben. Nimm, was Du nehmen kannst, und prüfe über die Zeit, ob die angebotene Lehre und Praxis die richtigen für Dich sind. "Über die Zeit" bemisst sich dabei nach Jahren. (ich nehme natürlich Situationen mit klaren Verfehlungen, wie Missbrauch und Betrug aus).


    Etwas ist mir noch aufgefallen:

    dass alle Grundsätze erstmal meiner logisch kritischen Prüfung standhalten müssen

    das soll der Dalai Lama empfohlen haben? Ich habe meine Zweifel. ;) Es würde mich sehr wundern, wenn da "Logisch" gestanden hätte. Prüfen tut man mit dem Herzen, nicht mit Logik, und das macht man nicht in einem Moment, sondern über die Zeit. Und zwar in Richtung Lehre, und in die eigene Richtung. Und auch nicht, in dem man davon rennt, wenn einem etwas nicht passt, sondern, indem man erst mal die eigenen Empfindungen ergründet, warum einem etwas nicht passt. Was wird da in Dir angesprochen, wenn Du auf bestimmte Stichworte allergisch reagierst? Warum ist das für Deine Entwicklung wichtig? So etwas hast Du ja angedeutet, aber der Begriff "Skepsis" klingt mir da wieder zu kopflastig.


    Mar tin hatte da neulich was zu geschrieben, über Ideen der Lehre, die ihm früher völlig abwegig erschienen, und dann plötzlich ihren Platz gefunden haben.


    Liebe Grüße und alles Gute,

    Aravind.