Beiträge von mukti im Thema „Alles geht vom Geiste aus“

    Wie kann Frau/Mann dann erkennen, ob jmd. erkannt hat, dass es kein Ich gibt, das beständig ist ? Können das immer nur Menschen erkennen, die das gleiche oder ein höheres Niveau der Heiligkeitsstufe haben ?

    Das erinnert mich an das "sichtbare Nibbana":


    Zitat

    Insofern man, Brahmane, diese restlose Erlöschung der Gier erfährt, die restlose Erlöschung des Hasses und der Verblendung erfährt, ist das Nibbana klar sichtbar, unmittelbar wirksam, einladend, zum Ziele führend, den Verständigen, jedem für sich, verständlich. A.III.56


    Je weniger Gier, Hass und falsche Ansichten bei einem Menschen wahrzunehmen sind, desto weniger wird er an der Ich-Vorstellung hängen. Das lässt sich nach längerem Umgang wohl erkennen, auch wenn man selber noch nicht so weit ist. Man nimmt ja solche Menschen auch deshalb als Lehrer an, weil sich dadurch Vertrauen bildet.

    Wenn man versteht was genau bei den jeweiligen Stufen der Heiligkeit (Sotapanna usw.) an Hindernissen wegfällt, lässt sich ungefähr einordnen auf welcher Stufe sich jemand befindet. Aber ich denke sicher kann man es nur wissen wenn man selber so weit oder weiter ist, bis dahin kann man sich wohl noch täuschen. So nimmt mit der Zeit das Vertrauen zu oder ab.

    Oder der bekannte Spruch:


    Zitat

    Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.

    Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.

    Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.

    Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.

    Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.


    Nach dem Satipatthana soll man nicht nur auf die Gedanken achten sondern auch auf Gefühle, Gemütszustand, Willensregungen, Hindernisse usw., den gesamten Geist eben. Und natürlich auf den Körper, aber das ist ja auch ein geistiger Akt der Achtsamkeit. Im Geist liegen die Ursachen wie sich die Dinge zu Umständen gestalten die entweder bindend und leidvoll oder befreiend und glücklich sind. Erwachen bedeutet über all dies bewusst zu werden, bzw. ein Verlöschen der Unwissenheit, eingeschränkter Bewusstheit, Fixierung auf Ich und mein.


    Ferner, als ich zum ersten Mal den Satz "Vom Geiste gehen die Dinge aus" gelesen habe dachte ich spontan dass das Physische vom Geistigen gestaltet wird. Damals trieb mich die Frage um, wie die vielen Formen und Phänomene der Welt entstehen können. Dass sich alles zufällig entwickelt hat schien mir keine ausreichende Erklärung, alles ist so komplex aufgebaut und greift so perfekt ineinander, da liegt doch nahe dass ein geistiger Plan, geistige Strukturen zugrundeliegen. So dass sich die physiche Energie nach geistiger Energie ausformt und nach geistiger Ursache funktioniert, mit dem Willen als bestimmenden Faktor der Geschehnisse. Dabei muss kein ursachloser Gott oder ein Selbst im Spiel sein.

    Der Körper ist sozusagen vom Geist gemacht als Resultat von kamma, wie auch die geistig-physischen Strukturen des Denkens und Fühlens, der allgemeine Bewusstseinszustand in dem man sich befindet. Die Hindernisse auf dem Weg zur Befreiung sind ja verschieden groß und verschiedener Art in den einzelnen Menschen, damit kommt man auf die Welt und je nachdem ob man sie vermehrt oder vermindert, formt sich das Bewusstsein, der physische Ausdruck, und schließlich das neue Entstehen nach dem Vergehen dieses Körpers. In diesem Sinn gehen alle Dinge vom Geist aus. Später bin ich im Theravada auf Darstellungen gestoßen, die in eine solche Richtung weisen - hinter der physischen Welt ist eine geistige Welt, sie ist verdichteter Geist sozusagen.

    Danke Vedana, dir auch viel Freude.

    Ich hab zuerst nachgedacht was genau mit "Geist" und "Dinge" gemeint sein könnte und wie von einem das andere ausgehen mag. Buddhagoshas Kommentar hab ich begonnen zu lesen, aber zur Zeit komme ich bei solchen Analysen zu sehr ins Abstrakte, vom Erleben entfernt. Da ist es besser mit dem Grübeln aufzuhören und sich nicht zu sehr an die Begriffe zu hängen um einfach zu betrachten was sie insgesamt aussagen wollen. So vom Detail ins Gesamte und vom Komplizierten ins Einfache klärt sich mir oft was anstatt zu verwirren.

    Vielleicht bin ich auch einfach gestrickt, wäre es jedenfalls gerne. Könnte man nur eine Lehrrede in ihrer Tiefe ergründen anstatt sie analytisch auszubreiten würde wohl "das Auge der Wahrheit aufgehen". Aber ich komme ins Schwafeln, gute Nacht.

    Nur mal ein kleine Überlegung zum Beginn des Dhammapada, die Weisheitslehren des Buddha sind ja vielschichtig und tiefgründig.


    Zitat

    1. Vom Geist geführt die Dinge sind, vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt. Wenn man verderbten Geistes spricht, verderbten Geistes Werke wirkt, dann folget einem Leiden nach gleichwie das Rad des Zugtiers Fuß.


    Der verderbte Geist führt also zu Leiden, erzeugt Leiden durch Ausübung unheilsamen Wollens. "Verderbt", bedeutet getrübt von Gier, Hass und Verblendung, wie es auch in der Folge beschrieben ist, beginnend mit Hass:


    Zitat

    3. 'Geschlagen hat er mich, beschimpft, hat mich besiegt, hat mich beraubt!': Wer solchem Denken sich gibt hin, In dem kommt nie der Hass zur Ruh'.


    Daraufhin Gier:

    Zitat

    7. Wer da auf Schönheit sinnend lebt, in seinen Sinnen unbewacht, kein rechtes Maß beim Mahle kennt, den Trägen ohne Willenskraft, den wahrlich reißt der Mahr mit sich gleichwie der Sturm den schwachen Baum.


    Und Verblendung:

    Zitat

    9. Wer da noch voller Trübungen das gelbgefärbte Kleid anlegt, von Wahrheit und Bezähmung fern, verdienet nicht das gelbe Kleid.
    11. Wer's Unechte für's Echte hält, für unecht ansieht, was ist echt, dem falschen Denken zugetan, dem wird das Echte nie zuteil.


    Ein lauterer oder sich läuternder Geist (Hasslosigkeit, Gierlosigkeit und Unverblendung) führt zu Freude, erzeugt Freude durch Ausübung heilsames Wollens:

    Zitat


    2. Vom Geist geführt die Dinge sind, vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt. Wenn man da lautern Geistes spricht und lautern Geistes Werke wirkt, dann folget einem Freude nach, gleichwie der Schatten, der nie weicht.


    Hasslosigkeit:

    Zitat

    5. Durch Hass fürwahr kann nimmermehr zur Ruhe bringen man den Hass; Durch Nichthass kommt der Hass zur Ruh': Das ist ein ewiges Gesetz.


    Gierlosigkeit:

    Zitat

    8. Wer da den Ekel schauend weilt, in seinen Sinnen wohl bewacht, das rechte Maß beim Mahle kennt, voll Zuversicht und Willenskraft, den zwinget nimmermehr der Mahr, wie Sturm den Felsberg nie bezwingt.


    Unverblendung:

    Zitat

    10. Doch wer die Trübung ausgespien, erstarkt ist in der Sittlichkeit, mit Wahrheit, Zügelung verseh'n, verdient fürwahr das gelbe Kleid.

    12. Wer da, was echt, als echt erkennt, als unecht das, was unecht ist, dem rechten Denken zugetan, dem wird das Echte bald zuteil.

    Nyanatiloka hat das Dhammapada möglichst wortgetreu übersetzt und auch kommentiert. PDF


    Die betreffenden Verse:


    Zitat

    Mano-pubbangamä dhammä mano-set,thä mano-mayä. manasä ce padutthena bhäsati1 vä karoti vä, tato narh dukkham anveti cakkarh 'va vahato padarh.


    Vom Geist geführt die Dinge sind, Vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt. Wenn man verderbten Geistes spricht, Verderbten Geistes Werke wirkt, dann folget einem Leiden nach gleichwie das Rad des Zugtiers Fuß.


    Mano-pubbangamä dhammä mano-se.t_thä mano-mayä. manasä ce pasannena bhäsati vä karoti vä, tato nam sukham anveti chäyä 'va anapäyini.


    Vom Geist geführt die Dinge sind, Vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt. Wenn man da lautem Geistes spricht Und lautem Geistes Werke wirkt, Dann folget einem Freude nach, Gleichwie der Schatten, der nie weicht.


    Vom Geist geführt, beherrscht und gezeugt sind die Dinge - da hat man was zum kontemplieren. Ich hab jetzt aber im Garten was zum Arbeiten.