Beiträge von Anandasa im Thema „Geistiger Modus: Am Ende des Lebens zurückschauen“

    Diese 5 Betrachtungen kenne ich sogar. Das ist eine gute Sache, fällt bei mir leider zu oft unter den Tisch. Es geht dabei um die Vorbereitung auf den Tod und das Dinge vergehen werden, sie einem lieb sind. Das ist auch eine gute Sache. Was ich aber meine ist ein bisschen was anderes, nämlich wie gesagt sich vorstellen, dass man am Ende des Lebens steht und zurückschaut.


    Schaue ich zurück, sind sehr viele der Dinge, die mir jetzt wichtig erscheinen, für mich nicht mehr wichtig. Wichtig ist für mich zurückblickend, ob ich ein freundlicher Mensch gewesen bin, der seine Sache einigermaßen gut gemacht hat. Das eröffnet mir den Blick, was eigentlich wichtig ist bis ich irgendwann wirklich an meinem Lebensende stehe.


    Ich lasse mich nicht von Dingen verrückt machen, die gar nicht so wichtig sind, sondern durch Anhaftung, Gier, etc. als wichtig gesehen werden. Gier, Lebensgier kann sich sehr sehr gut verstecken, so dass man es lange nicht entdeckt und dann ist viel Lebenszeit draufgegangen, das Karma hat sich nicht gut entwickelt, bringt aber unweigerlich seine Rückwirkungen.

    mukti:

    2.Kamma-nimitta – Ein Bild oder eine Bedingung taucht auf, die im Zusammenhang mit einer vergangenen karmischen Handlung steht. Das mag z.B. die Pistole beim Mord sein, die Leiter beim Einbruch, der Hut oder das Gesicht der alten Frau, der er über die Straße geholfen hatte, oder die Blumenvase im Tempel, in dem er dāna gab und meditierte.

    Ja, ich habe durch meine introvertierte und zurückhaltende Art bis jetzt Glück gehabt, dass ich noch nichts verbrochen habe. Einigen Leuten konnte ich ihre Erwartungen nicht erfüllen, aber dafür kann ich nichts. Ich hoffe, dass dies so bleibt. Zum Glück erkenne ich langsam, dass ich da einen Schatz habe. Bis jetzt war mein zurückhaltendes Naturell für mich immer nur der Grund warum ich hinterherhinke. Naja, aber die Gedanken könnten reiner sein ;-). Blebt noch viel zu tun ...


    Lilli:

    Sollte man regelmäßig machen, dann wird vieles "anscheinend Wichtige' zur Nebensache.

    Ich werde mir im Computer einen Alarm machen. Sonst droht es eine Erkenntnis zu werden, die beim nächsten Ärger oder nächsten Irrungen und Wirrungen wieder verloren geht und irgendawann nach Jahren wiederentdeckt wird.


    Monikadie4.:

    Und das ist ganz besonders wertvoll. Du hast also gleich beide Seiten der Medaille vor Augen geführt bekommen, konntest darüber reflektieren und weiter in den tieferen Sinn von "Die Dinge gehen vom Geiste aus" und "alles ist leidvoll".

    Ja, ohne irgendwann auf die Lehre Buddhas gestoßen zu sein, wäre ich nicht einmal auf die Idee gekommen meine Gedanken zu beobachten und schauen was sie machen. Da bin ich schon sehr froh und sehr dankbar. Was mich bei dem Ganzen doch erstaunt, ist, dass es eine freie Wahl ist wofür man sich entscheidet. Es sind geistige Modi, für die man sich entscheiden kann. Natürlich ist man nicht einfach ein Prozessor, dem mal das eine oder andere Programm geladen wird. Man hat als Mensch seine Gestaltungsfreiheit. Dennoch ist keine Wirklichkeit dahinter, kein Selbst. Da ist nur die Freiheit sich zu entscheiden und sich zu überlegen, was die Folgen sind. Mit der Lebensgier werde ich weiter zu kämpfen haben, aber ich denke ich habe ein wichtiges Werkzeug gefunden.

    mukti:


    Das ist schon eine Übung im Sinne der Lehre Buddhas denke ich. Die Lehrrede A.VIII.74 geht wohl ungefähr in diese Richtung:

    Zitat

    Wenn nun, ihr Mönche, der Mönch bei seiner Betrachtung merkt, daß in ihm noch unüberwundene üble, unheilsame Eigenschaften anzutreffen sind, die ihm, wenn er stürbe, zum Schaden gereichen könnten, so hat eben jener Mönch äußersten Willensentschluß, Tatkraft, Streben, Ausdauer, Standhaftigkeit, Achtsamkeit und Geistesklarheit zu zeigen, um diese üblen, unheilsamen Eigenschaften zu überwinden.


    Sich früh mit den seinen "Knörzen" zu beschäftigen, die man noch hat, hilft einem später sehr. Ich mag sehr dieses Video Die letzte Prüfung. An dieser Stelle wird dieser Dialog zwischen Buddha und Ananda aufgeführt:


    Buddha: Ananda, mein Schüler, sage mir, wie oft am Tag denkst du an den Tod?

    Ananda: Sieben Mal am Tag, Meister.

    Buddha: Ananda, du bist zu leichtfertig. Wir sollten bei jedem Atemzug an den Tod denken.


    Leider weiß ich nicht, ob dieser Dialog auch irgendwo im Pali-Kanon steht. Hatte mal den Regisseur des Videos eine Mail deswegen geschrieben. Der antwortete, dass für den Inhalt Ajaan Tippakorn Sukhito verantwortlich sei und er nicht wisse, wo dieser diesen Dialog her habe. Hatte auch hier im Forum gefragt, ob jemand diesen Dialog kennt, aber keine Antwort bekommen.

    Hallo,


    ich habe in den letzten Tagen eine kleine Entdeckung gemacht. Ich will deswegen nicht gleich anfangen einen ständigen Thread mit den Einsichen von Anandasa zu eröffnen. Aber ich wollte das mal kurz aufschreiben und mal fragen, was die Leute davon halten in Bezug auf die Lehre Buddhas.


    da ich schon ein bisschen über 50 bin, habe ich begonnen mich etwas mit dem Sterben auseinanderzusetzen. Läuft man über irgendeinen Friedhof, sieht man an den Grabsteinen, dass viel mehr Menschen unter 60 sterben als man glaubt. Ich stehe also fiktiv am Ende meines Lebens und schaue zurück. Was werde ich dann denken? Bist du ein freundlicher Mensch gewesen, der versucht hat, anderen Menschen nicht zu schaden? Hast du Mitgefühl gehabt? Hast du deine Sache einigermaßen gut gemacht? Würde ich das bejahen können, würde ich auch einigermaßen akzeptieren können gehen zu müssen, wenn es mal soweit ist. Über diese Einsicht war ich etwas verdutzt, hätte nicht mit so einer "einfachen" Einsicht gerechnet.


    Meine noch verbliebenen 2 großen Manien (häufige sich ständig wiederholende gedankliche Beschäftigungen) haben auch aufgeführt. Dieser gedankliche Modus am Ende des Lebens zurückzublieben hat in mir für eine gewisse Ruhe gesorgt. Ich habe wirklich gemerkt wie ich mich entspannt habe. Ist jetzt mehrere tage her und es ist immer noch so.


    Jetzt kommt der Gegensatz dazu, der zunächst auf heimtückische Weise ganz unverfänglich beginnt. Heute war auf Arte ein Dokumentarfilm über den botanischen Garten in Rio de Janeiro. Unheimlich schöne Bilder von Gartenanlagen mit Palmenalleen mit sehr hochgewachsenen Palmen. Viel interessantes über die Flora Südamerikas. Später habe ich mir im Internet Bilder vom diesem botanischen Garten zusammengesucht und runtergeladen zum manchmal Anschauen. Dabei bin ich im Internet auch auf Bilder von Rio de Janeiro selbst gestoßen mit wunderschönen Stränden, umwerfender Aussicht vom Corcovado mit der Christus-Figur hinunter auf die Bucht. Landschaftlich eine der schönsten Städte der Welt. Dann fiel mir eine frühere Arbeitskollegin aus Brasilien ein, die in Rio de Janeiro studiert hatte. Einmal hat sie mich freundlich angelächelt. Spätestens jetzt merkte ich, dass ich aufpassen muss: Die Lebensgier beginnt wieder aufzusteigen. Ich bin dabei wieder aus dem heilsamen gedanklichem Modus rauszufallen, bei dem ich in Gedanken am Ende des Lebens auf mein Leben zurückschaue.


    Dieser gedankliche Modus als ob man am Ende des Lebens auf sein Leben zurückschaut und sich fragt, ob man es einigermaßen gut gemacht hat, scheint mir ein Schlüssel zu sein für mentalen Frieden und Gleichmut. Es scheint mir auch ein wichtiger Teil in der Lehre Buddhas zu sein, auch wenn es dort nicht direkt so formuliert ist. Ich werde versuchen diesen gedanklichen Modus ständig beizubehalten. Es ist kein Problem in der Firma seine Leistung zu bringen, um sein Geld zu verdienen und seine Zukunft zu sichern, und dabei in diesem Modus zu bleiben.


    Ich wollte das einfach mal aufgeschrieben haben. Vielleicht hilft das auch anderen. Was ich noch nicht geschafft habe zu erreichen, ist die Einsicht zu erlangen, dass alle Dinge unbefriedigend sind. Verstandesmäßig ist mir klar, dass es so sein muss. Ich kann vieles gut nachvollziehen, was Buddha gelehrt hat. Ich kann aber weiterhin nicht damit aufhören Dinge zu suchen, die mir Befriedigung geben. Ich merke nur, dass es wieder kommt und versuche damit aufzuhören. Vielleicht muss ich noch viel radikaler in Gedanken am Ende des Lebens stehend zurückschauen, um hier auch ein Stück weiterzukommen. Werde das ausprobieren.


    Grüße, Anandasa