Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „ist Anhaftung und Lebensfreude = automatisches Blockieren von Nirwana und Zwangsreinkarnation?“

    Man kann es nicht versuchen, auch nicht erreichen - Nirvana ist ein Wort - auch in diesem Leben.

    Nirvana ist nicht nur ein Wort, wie auch das Leiden, die Frustration, Dukkha nicht nur Worte sind. Nirvana entsteht durch die Abwesenheit von Hass (Abneigung) Gier (Anhaftung) und Unwissenheit. Die Lehre des Buddha dreht sich darum, diese Ursachen des Leidens zu überwinden, um das Leiden selbst zu überwinden. Der Weg dorthin besteht im achtfachen Pfad. Diesen Weg kann ich versuchen, das Ziel kann ich erreichen. Dazu sind einige Fähigkeiten hilfreich, die ich einüben kann: Freigebigkeit, ethische Richtlinien, Geduld, Tatkraft, Meditation, Weisheit. Solange in mir Abneigung, Anhaftung und Unwissenheit vorhanden sind, gibt es viel zu versuchen und zu erreichen.

    Ich weiss, dass alles Anhaften bloss die Freude am Vergänglichen ist

    Hallo NightCat und willkommen hier im Forum.


    Nicht die Freude am Vergänglichen ist die Anhaftung, sondern, dass Du leidest, wenn die Freude am Vergänglichen abnimmt oder sich in Angst vor Verlust verwandelt. Dukkha, also die Frustration beginnt, wenn das, was immer Freude bereitet hat, irgendwann Langeweile auslöst, wenn das heiß Ersehnte schal wird, weil es zur Gewohnheit wird, wenn das lieb Gewordene zur Ursache von Angst und Schmerz wird, weil es vergeht (stirbt, sich ändert, verwandelt, etc.). Also nicht die Freude ist das Problem, sondern die Abhängigkeit davon. Nicht der Schnaps und der Rausch sind das Problem sondern der Alkoholismus. Nicht die Zigarette, nicht der Joint, nicht der Schuss, nicht das Auto, nicht die Familie, nicht das Haus, nicht der Job, nicht der Reichtum, nicht der Sex, nicht die Schönheit, nicht die Freude sind das Problem, sondern dass wir in Abhängigkeit davon geraten und leiden wie die Schweine, wenn etwas davon nicht mehr zur Verfügung steht, vergeht, sich wandelt. Befreiung im Buddhismus ist nicht die Befreiung von der Freude sondern die Befreiung von der Abhängigkeit, die Freude und viele andere Dinge auslösen können.


    Man wird übrigens nicht durch eine Reinkarnation bestraft. Im Buddhismus wird eher ein Konzept der Kausalität gelehrt. Wenn ich eine Familie haben möchte, dann werde ich leiden, wenn dieser Familie etwas zustößt. Wenn ich reich sein möchte, dann werde ich Angst vor Dieben bekommen. Wenn mein Selbstwert durch meine äußere Gestalt, meinen Erfolg, meine Jugend, meine Weisheit bestimmt wird, dann werde ich mit diesen Dinge auch meinen Selbstwert verlieren. Wenn – Dann. Es ist eher Konsequenz, eher Naturgesetz als Strafe. Das bedeutet nicht, dass es negativ wäre, eine Familie zu haben oder ehrgeizig zu sein. Ich muss mir nur darüber im Klaren sein, dass, wenn ich mein Herz an etwas hänge, dieses Etwas Schmerzen erzeugen wird, wenn es vergeht. Dieses Leiden, diesen Schmerz kann ich annehmen, kann ihn umarmen wie Thich Nhat Hanh sagt.


    Zum Thema Fleischkonsum gibt es ein schönes Sutra:


    Zitat

    Lebendiges töten, schlagen, es misshandeln, fesseln, Diebstahl und Lügenwort, Betrug und Hintergehung, Heuchelnde Hinterlist und Ehebruch, - Anrüchig ist wohl dies, nicht aber Fleischgenuss!


    Wenn Menschen zügellos in Lüsten sind, Geschmackversessen und gemein sich machen, Auch Alles-Leugner, sittenlos und unbelehrbar, Anrüchiges ist dies, nicht aber Fleischgenuss!


    Die roh und grausam, hinterrücks verleumden, Untreu den Freunden, ohne Mitleid, überheblich, Dem Schenken abhold, keinem etwas geben, - Anrüchiges ist dies, nicht aber Fleischgenuss!


    Zorn und Betörung, Starrsinn, Widersetzlichkeit, Das Trügen, Neiden und die Prahlsucht, Dünkel und Eitelkeit und der Verkehr mit Schlechten, - Anrüchiges ist dies, nicht aber Fleischgenuss!


    Die sittenlos sind, Schuldenpreller und Verleumder, Die Rechtsverdreher sind und Gleißner, Gemeine Menschen, die hier Freveltat begehen, - Anrüchiges ist dies, nicht aber Fleischgenuss!


    Solch Menschen, welche rücksichtslos sind zu den Wesen, Die andere berauben und auf Schaden sinnen, Die herzlos, rauh und grob und ohne Freundlichkeit, - Anrüchiges ist dies, nicht aber Fleischgenuss!


    Die nur mit Gier, mit Feindschaft und Gewalt den Wesen nahen, Die darauf nur bedacht, in Dunkle Welt gehen sie nach ihrem Tod. Kopfüber stürzen solche Menschen in die Hölle. Anrüchig ist wohl dies, nicht aber Fleischgenuss!


    Nicht Fisch und Fleisch vermeiden, nicht das Fasten, Nicht Nacktheit, Kahlheit, Haar in Flechten tragen, Nicht Schmutz und raues Fell, nicht Dienst am Feueropfer Und vielerlei Kasteiung um Unsterblichkeit; Nicht Sprüche, Weihegabe, große Opferspenden, Auch nicht die Jahreszeiten für Askese nutzen, - Dies alles macht den Sterblichen nicht rein, Der sich vom Zweifel noch nicht losgelöst.


    -> Quelle


    Es gibt meiner Erfahrung nach soetwas wie einen inneren Kompass für das, was heilsam ist, und das, was unheilsam ist. Sicher ist, dass das Heilsame in der buddhistischen Lehre auch immer das ist, was den Geschmack von Freiheit (im Gegensatz zu Sucht und Abhängigkeit) und Gewaltlosigkeit (auch sich selbst gegenüber) hat.


    (: