Beiträge von mukti im Thema „Die Wut nähren“

    Eine gewisse Empörung ist mir auch nicht unbekannt, erlebe ich täglich. Anlässe gibt es genug, was läuft nicht alles falsch. Und ich will auch nicht so weit kommen gleichgültig zu werden, resignierend auf die Unterscheidung von richtig und falsch zu verzichten und das am Ende noch als Gleichmut (Pali: upekkha) zu bezeichnen. Das wäre dann wohl verbunden mit Trägheit und Stumpfheit (thīna-middha), eines der fünf Hindernisse.

    Ein Zornbinkel will ich auch nicht werden, obwohl der mehr bewegen kann als der dem alles egal ist wenn nur der Bauch voll ist. Ein Zornbinkel kann Menschenmassen begeistern und die halbe Welt in Brand setzen. Das ist Übelwollen (vyāpāda).

    Oder Aufgewühltheit und Gewissensunruhe (uddhacca-kukkucca), das ist auch ein Hindernis.


    Aber ist es ist ja komplizierter. Ein Zornimpuls kann Trägheit überwinden, Trägheit kann Zorn beenden, Gewissensunruhe kann Trägheit und Zorn beenden und das kann alles gegebenenfalls sehr hilfreich sein, sogar Leben retten.

    Man kann die Hindernisse nicht einfach beiseite lassen und erleuchtet sein wie der Buddha, ich möchte erstmal überblicken können wann etwas davon sinnvoll ist und wann nicht, ohne Abstumpfung, Aufgewühltheit oder Wut als Charaktereigenschaften behalten zu wollen. Natürlich auch nicht die übrigen zwei Hindernisse, Sinnenlust (kāma-cchanda) und Zweifelsucht (vicikicchā).

    Wut macht krank, wenn sie nicht durch Handlung wirksam werden kann. Wut ist zerstörerisch, wenn sie nicht durch Mitgefühl und Achtsamkeit gelenkt wird. Wut ist eine zentrale Energie, weder gut nocht schlecht, wie Sturm weder gut noch schlecht ist oder ein Wildbach. Wut ist eine Grundenergie für Veränderung und eine notwendige Bedingung, für diese Veränderung aktiv zu werden. Wut ist nicht Hass. Sie ist das, was Buddha aus dem stickigen Leben der Haushälter hinausgetrieben hat.

    Diese Art Wut meinst du also. Die kann schon mal ein nötiger Impuls zur Überwindung von Trägheit sein, aber dann sollte sich der Sturm wieder legen. Jedenfalls erlebe ich das so, die Wut weiter zu nähren verhindert es klar zu sehen. Die Wahrheit oder Wirklichkeit zu erkennen braucht Ruhe und Distanz, ohne in den Geschehnissen involviert zu sein.

    Hallo Thorsten,


    Exzellenter Text, aber die Wut, was bringt sie mir und anderen, birgt sie nicht weiteres Leid in sich? Wach bin ich wenn ich die Dinge so sehe wie sie sind, so wie du sie hier beschrieben hast. Wenn ich dabei nicht dem Zorn nachgehe bin ich umso wacher und kann mit ungetrübtem Geist daran arbeiten mich all dem Unheilsamen zu enthalten und auch für andere mehr bewirken als durch Wut und Anklage, was ja keinen Frieden herbeiführt.