• Offizieller Beitrag

    Ich muss die Wut nähren: Die Wut über die Vernichtung der Arten, über den Tod der Menschen im Mittelmeer, über die grenzenlose Gier, über meine Gleichgültigkeit, über die sinnlose Geschäftigkeit, die das Leben auffrist, über die Müdigkeit und Mutlosigkeit, die das Gegebene alternativlos erscheinen lässt, über das Fett, das ich ansetze, die Bequemlichkeit, Wut, über den grenzenlosen Müll in den Geschäften, in den social media Kanälen, im Programm der Streamingsdienste und Massenmedien, Wut über die riesigen Autos, in denen kleine dünne Menschlein sich mächtig fühlen können, Wut über die Zwangsjacken des Lebens, Denkens und Handelns, die wir freie westliche Welt nennen.


    Wir Menschen sind nur eine Episode, und es scheint, als hätte es bald ein Ende damit. Wenn ich durch den vertrockneten Wald gehe, würgt es mich in der Kehle vor Wut.


    Wut, heißt es, führt uns nicht weiter. Tatsächlich? Die Wut hält mich wach! Die Wut verhindert, dass in tiefen Lebensschlaf falle, aus dem mich auch der Tod nicht mehr aufwecken kann.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

  • Hi Thorsten, da hast Du wohl etwas falsch verstanden :?


    Ich bleibe lebendig, weil ich achtsam bin - vor allem auf meine Gefühls"welt". Wut macht diese Welt nicht besser.

    Wut macht krank. Denk an Dein Herz und an Deinen Magen, beide können davon betroffen sein. Schlimmstenfalls haust Du jemanden eins in die Fresse, weil Deine Wut ein Ventil braucht.


    Puh, lass los :erleichtert:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Thorsten,


    Exzellenter Text, aber die Wut, was bringt sie mir und anderen, birgt sie nicht weiteres Leid in sich? Wach bin ich wenn ich die Dinge so sehe wie sie sind, so wie du sie hier beschrieben hast. Wenn ich dabei nicht dem Zorn nachgehe bin ich umso wacher und kann mit ungetrübtem Geist daran arbeiten mich all dem Unheilsamen zu enthalten und auch für andere mehr bewirken als durch Wut und Anklage, was ja keinen Frieden herbeiführt.

  • auch durch so ne Phase muss man evtl durch. Also ich musste da auch durch.



    Aber ich will den Menschen mit Freundlichkeit und Verständnis begegnen. Und dazu gehört (e?), dass ich meine eigene Wut, meinen eigenen Hass erkenne, mir selbst sozusagen vergebe, um anderen vergeben, andere besser verstehen zu können.


    Die bewchriebenen Zustände sind vielleicht wahr, aber die Wut darauf nicht. Und es gibt auch sehr viele sehr schöne Dinge und auch Menschen ☀️

    • Offizieller Beitrag

    Wut macht krank, wenn sie nicht durch Handlung wirksam werden kann. Wut ist zerstörerisch, wenn sie nicht durch Mitgefühl und Achtsamkeit gelenkt wird. Wut ist eine zentrale Energie, weder gut nocht schlecht, wie Sturm weder gut noch schlecht ist oder ein Wildbach. Wut ist eine Grundenergie für Veränderung und eine notwendige Bedingung, für diese Veränderung aktiv zu werden. Wut ist nicht Hass. Sie ist das, was Buddha aus dem stickigen Leben der Haushälter hinausgetrieben hat.

  • Wut macht krank, wenn sie nicht durch Handlung wirksam werden kann. Wut ist zerstörerisch, wenn sie nicht durch Mitgefühl und Achtsamkeit gelenkt wird. Wut ist eine zentrale Energie, weder gut nocht schlecht, wie Sturm weder gut noch schlecht ist oder ein Wildbach. Wut ist eine Grundenergie für Veränderung und eine notwendige Bedingung, für diese Veränderung aktiv zu werden. Wut ist nicht Hass. Sie ist das, was Buddha aus dem stickigen Leben der Haushälter hinausgetrieben hat.

    Diese Art Wut meinst du also. Die kann schon mal ein nötiger Impuls zur Überwindung von Trägheit sein, aber dann sollte sich der Sturm wieder legen. Jedenfalls erlebe ich das so, die Wut weiter zu nähren verhindert es klar zu sehen. Die Wahrheit oder Wirklichkeit zu erkennen braucht Ruhe und Distanz, ohne in den Geschehnissen involviert zu sein.

  • Wut ist nicht Hass. Sie ist das, was Buddha aus dem stickigen Leben der Haushälter hinausgetrieben hat.

    Nein, Wut ist nicht Hass, sondern umgewandelte Trauer. Trauer über die Zustände, die Unfähigkeit, sie zu ändern, die Aussichtslosigkeit ...


    Doch all die Menschen, die so wütend sind, dass sie andere dafür umbringen, entweder als Terrorist oder im Affekt, beweisen, dass Wut nicht Veränderung bringt (oder auch), sondern in jedem Fall immer mehr Leid erzeugt, das wiederum wütend macht und wiederum mehr Leid erzeugt.


    Wenn Du also wütend wirst, um aus Deiner Trägheit herauszukommen, dann bist Du also auf Dich selbst wütend, oder?

    Oder bist Du traurig, weil Du womöglich Fortschritte vermisst?

    Diese Welt ändert sich nicht, denn es gibt viele wütende Menschen, die dafür sorgen.


    Es gibt nur einen Frieden - den in uns selbst.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wut macht krank, wenn sie nicht durch Handlung wirksam werden kann. Wut ist zerstörerisch, wenn sie nicht durch Mitgefühl und Achtsamkeit gelenkt wird. Wut ist eine zentrale Energie, weder gut nocht schlecht, wie Sturm weder gut noch schlecht ist oder ein Wildbach. Wut ist eine Grundenergie für Veränderung und eine notwendige Bedingung, für diese Veränderung aktiv zu werden. Wut ist nicht Hass. Sie ist das, was Buddha aus dem stickigen Leben der Haushälter hinausgetrieben hat.

    Du kannst auch sagen: Begehren macht krank, wenn man es nicht ausleben kann. Das ist Leid. Und Wut nicht ausleben zu können, wird wohl auch öfter so empfunden.


    Im Deutschen gibts das Wort 'blind vor Wut'. So nehme ich das Wort. Ich denk, du benutzt es ein bissl anders.


    So auch in Richtung Tatkraft und Entschlossenheit, etwas zu ändern. Aber was willst du ändern, ausser dein Leben, deine Gefühle, deinen Umgang mit dir selbst und anderen?


    Du könntest das was du oben beschrieben hast auch ohne Wut, mit anderem Gefühl zur Kenntnis nehmen.

  • Eine gewisse Empörung ist mir auch nicht unbekannt, erlebe ich täglich. Anlässe gibt es genug, was läuft nicht alles falsch. Und ich will auch nicht so weit kommen gleichgültig zu werden, resignierend auf die Unterscheidung von richtig und falsch zu verzichten und das am Ende noch als Gleichmut (Pali: upekkha) zu bezeichnen. Das wäre dann wohl verbunden mit Trägheit und Stumpfheit (thīna-middha), eines der fünf Hindernisse.

    Ein Zornbinkel will ich auch nicht werden, obwohl der mehr bewegen kann als der dem alles egal ist wenn nur der Bauch voll ist. Ein Zornbinkel kann Menschenmassen begeistern und die halbe Welt in Brand setzen. Das ist Übelwollen (vyāpāda).

    Oder Aufgewühltheit und Gewissensunruhe (uddhacca-kukkucca), das ist auch ein Hindernis.


    Aber ist es ist ja komplizierter. Ein Zornimpuls kann Trägheit überwinden, Trägheit kann Zorn beenden, Gewissensunruhe kann Trägheit und Zorn beenden und das kann alles gegebenenfalls sehr hilfreich sein, sogar Leben retten.

    Man kann die Hindernisse nicht einfach beiseite lassen und erleuchtet sein wie der Buddha, ich möchte erstmal überblicken können wann etwas davon sinnvoll ist und wann nicht, ohne Abstumpfung, Aufgewühltheit oder Wut als Charaktereigenschaften behalten zu wollen. Natürlich auch nicht die übrigen zwei Hindernisse, Sinnenlust (kāma-cchanda) und Zweifelsucht (vicikicchā).

    • Offizieller Beitrag

    Du kannst auch sagen: Begehren macht krank, wenn man es nicht ausleben kann. Das ist Leid. Und Wut nicht ausleben zu können, wird wohl auch öfter so empfunden.

    Nun, dann sollten wir in diesem Land ja kerngesund sein. An Begehren und dem Ausleben dessen (auf Kosten anderer) mangelt es ja nicht. Und wenn der Bedarf gedeckt ist, wird künstlich neuer erzeugt.


    Übrigens ist es mit dem Begehren anders. Das Begehren ist die Krankheit, nicht, dass man es nicht ausleben kann.

    Aber was willst du ändern, ausser dein Leben, deine Gefühle, deinen Umgang mit dir selbst und anderen?

    Ich habe das schön häufiger beobachtet. Menschen, die sich Meditation und Buddhismus nahe fühlen, drehen sichin der Hauptsache um ihr Leben, ihre Gefühle, ihren Umgang mit sich selbst und anderen (in dieser Reihenfolge übrigens meist). Ich nenne das Egozentrik.


    Du könntest das was du oben beschrieben hast auch ohne Wut, mit anderem Gefühl zur Kenntnis nehmen.

    Warum sollte ich das tun, wenn das Gefühl, dass es mich wütend macht, die angemessene Reaktion darauf ist?

    • Offizieller Beitrag

    Doch all die Menschen, die so wütend sind, dass sie andere dafür umbringen, entweder als Terrorist oder im Affekt, beweisen, dass Wut nicht Veränderung bringt (oder auch), sondern in jedem Fall immer mehr Leid erzeugt, das wiederum wütend macht und wiederum mehr Leid erzeugt.

    Das beweist gar nichts. Das ist so, als würdest Du jede Form von Sexualität ablehnen, nur weil es Menschen gibt, die andere sexuell missbrauchen. Wut erzeugt nicht in jedem Fall Leid. Sie kann auch Leid beeinden. Wut ist ein höchst lebendiger und auch gesunder Impuls. Die Frage ist: wie nutze ich diese Energie? Nur für mich? Für meine Begierden, meinen Hass? Ich kenne auch das Leid, das unterdrückte Wut erzeugt: Selbstzweifel und Selbsthass.


    Diese Welt ändert sich nicht, denn es gibt viele wütende Menschen, die dafür sorgen.

    Im Gegenteil: die Welt ändert sich nicht, weil die meisten Menschen in ihrer selbst gewählten Unmündigkeit verharren, weil sie Angst vor Veränderung haben, weil sie sich in diesem Wohlstandsleben bequem eingerichtet haben. Würde die Wut auf Ungerechtigkeit, Unfreiheit und Zerstörung unserer Lebensgrundlage das Handeln der Menschen bestimmen, würden wir in einer anderen Welt leben.


    Es gibt nur einen Frieden - den in uns selbst.

    Was kostet unser Frieden, Monika? Und wer zahlt den Preis dafür?

    • Offizieller Beitrag

    auch durch so ne Phase muss man evtl durch. Also ich musste da auch durch.

    Da hast das also hinter Dich gelassen. Und jetzt?


    Ihr tut so, als wäre ein Leben ohne Wut besser als eines mit. Als wäre Wut ein schlechtes Gefühl, eines Buddhisten nicht würdig. Ich hatte mit Allan Wallace mal eine längere Diskussion zu diesem Thema. Wir kamen darin überein, zwischen zerstörerischer und produktiver Wut zu unterscheiden. Um das Bild eines Wildbachs nochmals zu bemühen: Man kann in einem Wildbach ertrinken... man kann aber auch eine Mühle damit betreiben. Grundsätzlich zu sagen: "Wut ist ein schlechtes Gefühl, das überwunden werden muss." führt nur zu einem Ungleichgewicht – im Menschen und außerhalb des Menschen.


    Die bewchriebenen Zustände sind vielleicht wahr, aber die Wut darauf nicht. Und es gibt auch sehr viele sehr schöne Dinge und auch Menschen

    Warum sollte die Wut weniger wahr sein? Weil ich sie nicht haben will? Es gibt viele schöne Dinge... aber im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten hat sich etwas grundlegendes geändert. Wir sind so viele Menschen, dass die Handlungen, die früher nur die Menschenwelt ins Unheil gestürzt haben, heute die gesamte Welt betreffen. Und es sind nicht die Handlungen, die bewusst zerstörerisch oder "böse" sind... es sind die kleinen harmlosen Bequemlichkeiten, die kleinen und größeren erfüllten Wünsche, die kleine Faulheit und Trägheit, das alltägliche kleine Begehren., denn milliardenfach multipliziert werden diese kleinen Dinge zu Naturkatastrophen.

  • Wut ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Samsara niemals jemanden zufrieden stellen kann - es ist ein natürliches Gefühl. Ich ziehe jedoch die passive Art, die Melancholie vor. Mahakala ist ein sehr schönes Wesen, meine Mutter hat Angst vor ihm.

  • Ich habe das schön häufiger beobachtet. Menschen, die sich Meditation und Buddhismus nahe fühlen, drehen sichin der Hauptsache um ihr Leben, ihre Gefühle, ihren Umgang mit sich selbst und anderen (in dieser Reihenfolge übrigens meist). Ich nenne das Egozentrik.

    Mit anderen Worten, Du fühlst Dich dem Buddhismus nicht nahe und meditierst nicht?


    Natürlich dreht sich alles um mein Leben. Um was denn sonst. Bei Dir dreht sich doch alles um Dein Leben, oder etwa nicht. So wie Du es wahrnimmst, bist Du zu dem Ergebnis gekommen, dass Wut nützlich sein kann. Also erlebst Du Wut. Du!


    Was für ein Selbstbetrug, das Egozentrik zu nennen, wo es doch genau dort beginnen muss, wo die Ursache für Leiden ist, nämlich bei Dir (mir) selbst.


    Und hinzufügen möchte ich noch einmal - es ist Trauer, die sich in Wut umwandelt. Ein sehr weibliches Gefühl, das durch eine männliche Energie zum Schweigen gebracht wird.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ein sehr weibliches Gefühl, das durch eine männliche Energie zum Schweigen gebracht wird.


    Was soll der feministische Quatsch?


    Trauer ist weder "weiblich", noch Wut "männlich" - es sind Erfahrungen, die sogar Tiere mit uns teilen.

  • Hallo miteinander,


    aus Spaß an der Freud' mal eine Definition der Wut aus dem Kompendium des Höheren Wissens des indischen Meisters Asanga:


    "Was ist die Wut? Sie ist die völlig feindselige Geisteshaltung gegenüber fühlenden Wesen, Leiden oder Phänomenen, die die Grundlage für Leiden bilden. Sie hat die Funktion, die Basis dafür zu bilden, dass man nicht in Kontakt mit Glück lebt und dass man sich unheilsam verhält."

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, Helmut. Das ist eine gute Stelle. Auch bei Shantideva gibt es einiges dazu. Da ist mir schon bewusst. Aber mir fehlt etwas dabei. Etwas an dieser einseitigen Sicht auf die Wut kann ich in keiner Weise teilen. Das ist die Ausschließlichkeit, mit der diese Energie dämonisiert wird.


    Schaut mal, was Wikipedia z.B. zur Gestalt von Vajrapani zu sagen hat. Hier wird für mich der andere Aspekt der Wut deutlich:

    Zitat

    Vajrapani gilt als die Verkörperung der Tatkraft aller Buddhas. Daher wird er meist in stehender, zornvoller Haltung abgebildet, die seine Aktivität symbolisiert. Seine Tatkraft enthält jedoch auch einen großen Aspekt von Weisheit, die durch das dritte Auge, sowie die ihn umgebenden Weisheits-Flammen dargestellt werden. Die Schlangen, die in den meisten Darstellungen um seinen Hals hängen, stehen für seinen durch die Weisheit kontrollierten Zorn.


    Quelle


    Und genau das entspricht dem, was ich meine. Es gibt eine Form der zornvollen Energie, die nicht zerstörerisch oder egozentrisch ist, der Tatkraft nahe... Es gibt zum Beispiel auch den Begriff der Schaffenswut. Das ist die Energie, ohne die ich nicht aus dem Quark komme – für mich eine belebende Wut, die klar im Kopf macht wie ein klarer, windiger Tag im Gegensatz zu stickiger Schwüle.


    Oder auch mit Shantideva:

    Zitat

    Obwohl ich in Wirklichkeit von dem Stock geschlagen werde,

    richtet sich mein Zorn gegen den Schlagenden;

    da er aber durch Hass dazu getrieben wird,

    wäre es vielmehr angebracht, auf seinen Hass wütend zu sein.


    Bodhicaryavatara 6.42

    • Offizieller Beitrag

    Ich muss die Wut nähren: Die Wut über die Vernichtung der Arten, über den Tod der Menschen im Mittelmeer, über die grenzenlose Gier, über meine Gleichgültigkeit, über die sinnlose Geschäftigkeit, die das Leben auffrist, über die Müdigkeit und Mutlosigkeit, die das Gegebene alternativlos erscheinen lässt, über das Fett, das ich ansetze, die Bequemlichkeit, Wut, über den grenzenlosen Müll in den Geschäften, in den social media Kanälen, im Programm der Streamingsdienste und Massenmedien, Wut über die riesigen Autos, in denen kleine dünne Menschlein sich mächtig fühlen können, Wut über die Zwangsjacken des Lebens, Denkens und Handelns, die wir freie westliche Welt nennen.

    Ich finde den Satz mit der Gleichgültigkeit interessant und ich denke, du konstruiert hier einen Gegensatz zwischen "In Gleichgültigkeit versinken" und "wütend gegen Misstände ankämpfen".


    Erstmal klingt dieser Gegensatz plausibel, aber wenn man nochmal darüber nachdenkt, fragt man sich, ob das Gegenteil zu Gleichgültigkeit wirklich Wut ist. Gibt es nicht Leute, die in der Vernichtung der Arten einen schrecklichen Misstand sehen und ihr ganzes Leben der Aufgabe widmen, diesem Misstand abzuhelfen. Die dabei aber keine Wut empfinden und auch nicht empfinden müssen. Sie sind über Mitgefühl zu den Lebewesen und den Ökosystemen motiviert. Auch ohne Wut verfallen sie nicht in Lethargie. Wie schaffen sie das?


    Ich weiss nicht, ob es so ein guter Annehmtip ist, wenn man sein Fett hasst? ist das wirklich effektiv? Oder ist nicht dieser Hass so auszehren, dass man dann gleich wieder was Süßes braucht auf all den Frust. Wird nicht eher der zum Joggen gehen, der sich am Sport und der Natur erfreut, statt sich als Schweinehund zu sehen, den man zu seinem Glück prügeln muss.


    Ich denke gerade Wut - alles als Hindernis zu sehen, gegen jede Mauer anzurennen, braucht sehr viel Energie und führt so zu Letargie. Ich habe gelesen, dass man früher die Idee hatt, das depesssive Menschen nicht nur köperlich sondern auch geistig eher untätig sind, und das man dann überrascht war über bildgebende Verfahren herauzufinden, dass gerade bei Gehirn auf Hochtouren läuft und damit beschäftigt ist, sich selber im Weg zu stehen un innere Schlachten zu schlagen.


    Von daher ist es doch gut, nur da durch die Wand zu gehen wo eine Tür ist. Überall sonst führt das Anrennen ja nur zu Schmerzen und bleuen Flecken.

  • Thorsten Hallscheidt



    nicht zu erlangen was man begehrt, das ist in den übersetzen BuddhaWorten (neben anderen Formulierungen) Leid.



    Würde man alles bekommen, was man so will, dann würde man doch nicht Leid empfinden können, oder?



    Das meinte ich jedenfalls.




    Mit meiner Frage, was du denn ändern magst, ausser dein Leben usw meinte ich, dass es auch möglich ist, von den eigenen Gefühlen abzustehen. Also auch von negativen Empfindungen. Das halte ich umgekehrt für weniger egozentriert.



    Jeder überlegt sich das selbst, was angemessene Gefühle sind, und was nicht. Wut richtig kanalisiert kann schon nützlich sein, da will ich dir nicht widersprechen. Ich selbst mag die Wut überhaupt nicht. Und finde mich öfter ziemlich egozentriert, also 'klein' damit.



    Es schimpfen viel zu viele Menschen, und es fällt mir manchmal schwer, da drüberzustehen. Also ... nicht darüber zu schimpfen, dass andere so viel schimpfen. Bei dir ist das jetzt was andres. Habe so von dir hier noch nicht gelesen und finde echt, das ist ok, das alles mal rauszulassen. Und du hast ja Punkte, die ich auf jeden Fall nachvollziehen kann.



    Trotzdem hat man (bedingt) die Wahl: sich an die Wut zu hängen oder nicht. Die Wut steckt ja nicht in den Vorgängen, die du beschreibst. Das ist was eigenes, was mit einem passiert, weil man 'nahe dran ist', sag ich mal so.




    Ich wollte nicht behaupten, dass ich die Wut an sich hinter mir hab. Aber auf die Welt zu schimpfen, das hab ich hinter mir. Und kenne da eben eine längere Phase von mir, die ich wohl gebraucht habe.




    Ich hab einige Posts von dir gelesen, insbesondere deine Lehrredenzitate. Ich glaub, du hast das Herz am rechten Fleck. Sieh das als meinen kleinen Versuch, ein bissl gutes Gefühl rüberzubringen.




    ✌️

  • Ja, Helmut. Das ist eine gute Stelle. Auch bei Shantideva gibt es einiges dazu. Da ist mir schon bewusst. Aber mir fehlt etwas dabei. Etwas an dieser einseitigen Sicht auf die Wut kann ich in keiner Weise teilen. Das ist die Ausschließlichkeit, mit der diese Energie dämonisiert wird.

    Dass Asangas Definition eine einseitige Sicht ist, die die Wut dämonisiert, ist erst einmal nur deine persönliche Interpretation. Hast du denn eine bessere Definition als Asanga?

    Ich hatte mit Allan Wallace mal eine längere Diskussion zu diesem Thema. Wir kamen darin überein, zwischen zerstörerischer und produktiver Wut zu unterscheiden.

    Diese Übereinkunft mag sinnvoll sein, um eine kontroverse Debatte für die Beteiligten zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. Dieser Kompromiss ist aber logisch nicht haltbar.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ein sehr weibliches Gefühl, das durch eine männliche Energie zum Schweigen gebracht wird.


    Was soll der feministische Quatsch?


    Trauer ist weder "weiblich", noch Wut "männlich" - es sind Erfahrungen, die sogar Tiere mit uns teilen.

    Es geht um Energien, und da gibt es männliche und weibliche Energien, s. Yin und Yang.


    Und bezeichne meine Argumente nicht als feministischen Quatsch!!! Sonst werde ich wütend :rofl:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Natürlich dreht sich alles um mein Leben.

    Ich sehe es genau umgekehrt: Die Befreiung besteht für mich darin, dass sich nichts mehr um mein Leben dreht.

    Ja, natürlich, aber Du musst bei Dir beginnen.


    Nachdem ich aus dieser Phase raus war, ging es mir nur noch darum, anderen keine Bürde mehr zu sein. Und das ist eben das Ergebnis der Nabelschau, zu erkennen, wie sehr ich selbst zum eigenen Leid und dem anderer beitrage.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Und bezeichne meine Argumente nicht als feministischen Quatsch!!! Sonst werde ich wütend :rofl:

    Es lohnt sich doch gar nicht, sich über derartiges Gerede aufzuregen. Ein Ohr rein, das andere wieder aus. Fertig.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.