Beiträge von mukti im Thema „Buddhismusbegriff“

    Was spricht dagegen, diese Schulungen, die den Dharma ausmachen, mit dem deutschen Wort Buddhismus zu bezeichnen?

    Die Frage ist halt welche Schulungen und welche Sicht auf den Dharma. Wer vermag zu beurteilen was alles im Detail richtig und was falsch ist, die Debatte hat ja schon zu Zeiten des historischen Buddha begonnen. Dann sind viele Spaltungen und Vermischungen mit den jeweiligen Kulturen entstanden, in denen der Buddhismus Fuß gefasst hat.


    "Buddha" (der Erwachte) ist ja kein Name sondern ein Titel, den jedenfalls Siddharta Gautama für sich beansprucht hat. Ist im Theravada seine Lehre vollständig überliefert, oder haben sich Fehler eingeschlichen die es in anderen Richtungen nicht gibt? Wer ist nun ein Buddhist, ein wahrer Nachfolger des Buddha-Dhamma? Wer nicht selber erwacht ist, kann das wohl nicht so genau wissen. Sogar innerhalb des Theravada gibt es verschiedene Auffassungen die einander ausschließen, vermutlich ist es in anderen Richtungen nicht anders. Und im Westen entstehen neue Richtungen wie etwa der "säkulare Buddhismus".


    "Buddhismus" eignet sich für eine allgemeine Bezeichnung zur Unterscheidung von anderen Religionen und Philosophien. In Österreich kann ich mich offiziell als Buddhist eintragen lassen, aber wenn jemand genauer nachfragt sage ich, dass ich mich auf der Suche nach Erkenntnis und Befreiung nach Palikanon und Theravada orientiere.

    "Buddhismus" ist ein Überbegriff für unterschiedliche Ansichten und Richtungen, die aus der Lehre des Buddha entstanden sind. Der Begriff "Entscheidung" stammt von "scheiden, trennen, aussondern" (wiktionary). Wenn man sich für eine Richtung entscheidet sondert man sich von anderen Richtungen ab, was nicht notwendig zu gegenseitiger Intoleranz führen muss.


    Z.B. kann die Bezeichnung "Enge" für die Entscheidung sich so weit wie möglich an den historischen Begründer zu halten, leicht Assoziationen mit der diskriminierenden Bezeichnung "kleines, minderes Fahrzeug" (HInayana) wecken, die mittlerweile weitgehend durch die Bezeichnung "Theravada" ersetzt wurde.

    Die Ansicht dass eine "engere Definition" der Lehre ebenso legitim ist wie eine erweiterte Definition, macht jedenfalls Sinn im Namen der Toleranz:


    Zitat

    Toleranz, auch Duldsamkeit, ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen anderer oder fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten. Umgangssprachlich ist damit heute häufig auch die Anerkennung einer Gleichberechtigung gemeint, die jedoch über den eigentlichen Begriff („Duldung“) hinausgeht. (wikipedia)


    Unduldsamkeit ist unheilsam, soviel steht wohl fest. Anerkennung der Gleichberechtigung ist schwieriger, etwa wird ein Lehrer des Theravada in einem Mahayanatempel nicht die gleichen Rechte erhalten und umgekehrt. In diesem Forum steht dagegen außer Frage, dass alle hier verzeichneten Richtungen die gleichen Rechte haben und überhaupt jeder seine Meinung äußern kann, solange er sich an die rechte Rede hält.


    Was man sich auch immer denken mag, schreiben darf man es nicht wenn es gegen diese durchaus sinnvolle Regelung verstößt. Es kommt auf die Formulierung an. Z.B. kann ich ja schreiben, dass mir das Rad der Lehre, dass der Buddha nach der Paliüberlieferung angeworfen hat, vollends genügt. Die Übung korrekt zu formulieren beeinflusst das Denken und Fühlen und hilft eine tolerante und friedliche Gesinnung zu entwickeln. Das ist der Vorteil bei dem Zusammentreffen verschiedener Richtungen.