Beiträge von void im Thema „LGTB+ und Buddhismus“

    void, hast du nicht gelesen, was sudhana und Thorsten hallscheid geschrieben haben?

    Natürlich.


    Die Frage von Dharma Buddy war, warum Frauengruppen nicht so als Problem wahrgenommen werden wie queere Gruppen und ich habe darauf mit der These geantwortet, dass eine Sexualisierung asexueller Orte befürchtet wird. Dies streift natürlich Punkte die vorher angesprochen wurden.

    Wo ist der Unterschied? Wieso wird das eine gelassen in Kauf genommen und dem anderen teilweise abgesprochen, etwas mit Buddhismus zu tun zu haben?

    Ich denke, dass eine Sangha als ein "reiner" asexueller Raum geschätzt wird , von der man nicht will, dass dieser durch Sexualität und Begehren "besudelt" wird. Gerade weil die Sangha als Ort des Entsagung und des Rückzugs von weltlichen Begierden gesehen will will man dort keine Sexualität und eben auch keine Homosexualität.


    Das Wort "Homosexualität" legt einem ja eine "Sexualisierung" nahe, die oft nicht gegeben sein muss.


    Auch ein Kindergarten ist ja z.B ein Raum den man vor Sexualität schützen will. Es ist aber überhaupt nicht so, dass ein gleichgeschlechtlichen Elternpaar irgendwie mehr turtelt als ein verschiedengeschlechtlichen. Und nur weil die Kindergärtnerin lesbisch ist, sexualisiert/kontaminiert das ihre Arbeit mit Kindern nicht.


    Homosexuelle sexualisieren Räume nicht mehr als Heterosexuell. Die Angst, dass asexuelle, reine Räume befleckt und verschmuddelt werden, ist im Großen und Ganzen ein Fehlschluss.


    Das hängt aber auch sehr von der Motivation ab. Man kann in einer Gruppe ja wirklich versuchen, private Annäherung außen vor zu halten oder man duldet und unterstützt es. Das hat aber ja nichts direkt mit sexueller Orientierung zu tun.

    Die Gleichheit ist ja etwas, was nicht vorliegt, sondern für das man aktiv sorgen kann.

    Ich glaube, Ihr sprecht über zwei völlig verschiedene Gleichheitsbegriffe. Ich denke, Punk redet von Gleichheit so wie Sudhana, im Sinne von "zusätzliche Labels bringen aus buddhistischer Sicht keinen Gewinn."

    Im Zen spricht ja von dem "wahren Mensch ohne Rang und Namen". Das kann man sich ja ganz buchstäblich so vorstellen, dass wenn man das Zendo betritt, man eben seine weltiche Position - ob man reich oder arm - alt oder jung - Mann oder Frau ist ablegt. Es wird vollkommen irrelvant und man praktiziert zusammen. Ohne dass da jemand auf seine Identität besteht. Bei einem Sesshin schweigt man ja eh, und von daher weiß ich meistens, gar nicht viel über die anderen. Aus welcher Stadt sie kommen, was ihre sexuellen Präfernzen sind und wo sie politisch so stehen. Dies alles sollte wirklich egal sein und jede "Identität" - also wenn z.b jemand ein Promi ist und auf Sonderbehandlungen pocht, stört. Im Dojo dimmt man seine Indvidualität runter, und auf individuelle Lifeystyle einzugehn ist da fehl am Platz.


    Aber man muß Ungleichheiten die sich aus Versehen durch die Hintertür eingeschlichen haben, entfernen. Oft sieht man die ja nicht. Als relativ junger Mensch weißt ich nicht, was für Gebrechen alte Leute alles haben können und wie man ihnen den Weg ebnen kann, da dann ganz normal wie andere zu sitzten. Bei vielen Schwulen und Lesben muß man auch überhaupt nichts tun. Die kommen einfach, sitzen und gehen wieder. Es ist keine Maßnahme nötig. Es gibt auch Transsexuelle, die einfach kommen, sitzt und wieder gehen und es ist für alle das Normalste der Welt.


    Das eigentliche Problem sind sehe ich in subtilen Traumatisierungen. Wenn du irgendwie aus der Norm fällst, kann es ja passieren, dass du einfach so eine alltäglcihe Sache machst: Einkaufen, die Straße entlamgehen und dann kommen aus dem Nichts auf einmal abwertende Bemerkungen, Drohungen. Die einem das Gefühl der Sicherheit rauben und einen aus der Noramklität auszuschließen trachtet. Gerade von den Transexuellen die ich kenne, sind viele in der ein oder anderen Weise verletzt - also mehr voller Ängste voller Selbstweifel, voller Scham und Anspannung. Dies ist eine direkte Folge dieses gesellschaftlche Kraft, der angsterzeugende Druck, der sich jederzeit entladen kann.


    Von daher besteht die Aufgabe nicht so sehr auf irgendwelche Identitären Rücksicht zu nehmen und der Normalität irgendwelche Ausnahmen hinzugefügtnehmen, sondern diese Kraft der Abwertung auszusperren. Und eine Atmophäre schaffen, in der Einzelne nicht fürchten müssen, das da jederzeit Ausgrenzung und Abwertung entlädt. Das jeder sich Willkommnen und gemeint fühlt, ist im buddhitischen Konzept von Metta enthalten. Man muß dem Buddhismus also nichts hinzufügen sondern nur schauen, was das im jeweiligen Moment heißt, und wo für bestimmte Personengruppen Hidnernisse ebstehen, die man ausräumen kann. Sind diese ausgeräumt, muss man da nicht mehr darauf herumreiten und auch "Identitätsduselei" ist unnötig.

    Wir sind alle einfach nur Menschen. Egal unter welchen Buchstaben wir unser Ego stellen, egal womit wir uns indentifizieren wollen, wer oder was wir sein wollen. Wir sind und bleiben alle Menschen. so einfach ist das.

    Die Gleichheit ist ja etwas, was nicht vorliegt, sondern für das man aktiv sorgen kann.


    Wenn man einen

    behindertengerechten Zugang hat, dann kann auch der Rollifahrer kommen. Wenn man seine Meditationstermine auf den Abend legt, können auch Berufstätige teilnehmen und wenn du Queerfreundlichkeit vermittelst, traut sich die Transperson her, die sonst nicht gekommen wäre.


    Es geht darum welche Schwellen und Hindernisse bestehen. Und diese können für andere ganz unsichtbar sein. Verzichtet man auf Räucherstäbchen, wenn jemand dagegen allergisch ist oder schätzt man seine Traditionen so, dass Räucherwerk wichtiger ist als so ein Einzelner.

    Ich kann auch nicht aus eigener Erfahrung nachvollziehen, wie sich ein Kleinwüchsiger, ein Alkoholiker, eine Person of Color oder ein alleinerziehender Vater fühlt. Aber nur weil die Ausprägungen von Dukkha unterschiedlich sein mögen, ändert dass doch nichts daran, dass die Erfahrung von Dukkha selbst universell ist. Wenn es cis-dukkha, trans-dukkha und PoC-dukkha gibt, macht der ganze Buddhismus keinen Sinn mehr.

    Es gibt doch diese Regenbogenfahnchen, mit denen z.B einem Schuhgeschäft ausdrücken kann, dass queere Leute willkommen sind. Die Schuhe sind dann ganz normale Schuhe. Und die Verkäufer konzentrieren sich darauf die passenden herbei zubringen. Es muss sich da nichts ändern.


    Man muss nichts spezielles tun, es reicht aus, dass es ein diskriminierungsfreier Raum ist. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass ja im Buddhismus eh niemand diskriminiert wird - dass es da eh keine Homophobie, Transphobie und keine Frauenfreundlichkeit gibt. Nur lächelnde, achtsame, heitere Menschen. Wenn das so wäre, gäbe es gar keinen Handlungsbedarf. Aber ist das so?