Beiträge von Aravind im Thema „Die weltlich Genießenden“

    Das ist auch für andere hilfreich, z.B. für mich. So weiß ich nun, dass ich mich vom Zen getrost abwenden kann. Danke dafür, du ersparst mir einen großen Umweg.

    Das freut mich für Dich. Falls Du Dich jetzt für Vipassana interessierst, melde Dich gerne bei mir! ;)

    Das mit dem Regel brechen ist hier für Hauslose doch gar nicht so einfach. Die Regel heißt ja nicht, trinke keinen Alkohol, sondern: Ich übe mich darin, davon Abstand zu nehmen, berauschende Substanzen zu mir zu nehmen. Wobei das "berauschend" auch schon eine moderne Interpretation ist, laut Sudhana steht da im Original "Palmwein". Traubenwein ist also ok?


    Dieses "ich übe mich" ist für mich ein zentraler Punkt der Lehre des Buddha. Regeln können sinnvoll sein und einem Entwicklungsrichtung aufzeigen, aber am Ende geht kein Weg daran vorbei: Was bedeutet das für mich, ganz konkret, jetzt im Moment. Klar kann ich dem aus dem Weg gehen, indem ich einfach prinzipiell keinen Alkohol trinke, aber wenn ich die Erforschung weg lasse, dann wird aus so einer Regel, oder genauer gesagt, aus der eigenen Interpretation dieser Regel, recht schnell eine Anhaftung, eine Scheinsicherheit.


    Ich trinke kaum Alkohol, und ich habe in den letzten 20 Jahren auch keine der anderen Silas unter Alkohol verletzt, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. (Vorsicht, ganz schlechter Witz!)

    In so weit wäre es für mich sehr einfach, die 6 Gläser Wein im Jahr auch wegzulassen. Aber was wäre dadurch für mich gewonnen?


    Kaum jemand würde hier empört sein, wenn ihm jemand eine Tasse Tee anbietet. Für mich konkret ist aber Koffein ein stark berauschendes Getränk, und eine viel größere Baustelle, weil ich für hiesige Verhältnisse recht wenig davon zu mir nehme. Wenn ich dann mal zwei Tassen Kaffee trinke, beeinflusst das mein Erleben sehr stark. Tendenziell würde man sagen, zum Guten, ich werde wacher, aufmerksamer, achtsamer, habe mehr Lust, zu praktizieren, und bin freundlicher. Aber ich beraube mich in dem Moment auch der Chance, meinen Zustand ohne das Koffein genauer anzusehen. Warum bin ich denn müde? Habe ich zu wenig geschlafen? Oder bin ich erschöpft, weil es Widerstände gegen Dinge gibt, die ich lieber nicht sehen will?


    Wenn ich mich immer oder meistens aufputschen müsste, um mich aufs Kissen zu setzen, dann hätte ich das dringende Bedürfnis, mir das genauer anzugucken.


    Am Ende bleibt doch nichts anderes übrig, als die Hinweise aus Regeln und anderen Texten zu nehmen, und für mich zu überprüfen: Erzeugt das jetzt ganz konkret Dukkha, oder nicht. Da wird man sich oft in die Tasche lügen, aber über die Jahre klärt sich das schon. Diese Analyse ist auch eine Fertigkeit, die man einübt.


    Und ich finde wie Martin_1980: Wenn man sich häufiger im Zustand Gleichmut und Metta aufhält, dann gibt es auch weniger zu analysieren. Dann merkt man intuitiv, ob einem etwas gut tut, oder nicht (im Sinne von Vermeidung von Dukkha). Und in solchen Situationen braucht man auch kein Regelwerk mehr, sondern man lässt das einfach an sich vorbei ziehen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Das ist nur im Zen so. Ich glaube, bei den anderen buddhistischen Richtungen ist der Wunsch nach Befreiung ok

    Im Theravada ist der Wunsch nach Befreiung auch ein Hindernis. Irgendwann verschwindet dieser Wunsch, weil er ausgedient hat, und man geht einfach "weiter", Schritt für Schritt.


    Liebe Grüße, Aravind.