Beiträge von Hendrik im Thema „Geisterglauben im Buddhismus“

    Uns, der Menschheit?

    Uns, der Menschheit. Wenn wir es alle besser aushalten könnten, etwas nicht zu wissen, wäre viel gewonnen. Stattdessen haben wir alle die Tendenz, uns ein schlüssiges Weltbild zu basteln, in dem keine Fragen mehr vorkommen. Dann fühlen wir uns wohl und sicher. Das ist auch oft der Grund für Streiterei: Weil wir die Überzeugungen anderer, die nicht in dieses Weltbild passen, das mir Sicherheit vermittel und Sinn, als Bedrohung erleben.

    Moin Hendrik.

    Bewusst-Sein ist eine metaphysische Erfahrung. Die Tatsache, dass für uns Qualia existieren, ist metaphysisch. Dass etwas ist und nicht nichts, ist metaphysisch. Und die vorstellungs- und wertungsfreie, unmittelbare Erfahrung des Gegenwärtigen ist metaphysisch. Erfahrung ist etwas sehr anderes als aktive Bereiche im Gehirn.

    Nach gängiger Definition ist „metaphysisch“, was unsere Erfahrungsmöglichkeit überschreitet. Die unmittelbare Erfahrung wird gedeutet. Dies kann mit metaphysischen Vorstellungen geschehen.

    Wir schweifen ab, aber ich find's interessant :) Aus meiner SIcht ist das ganze Universum an sich mystisch, weil nicht erklärt werden kann, WARUM es überhaupt etwas gibt (einen ewigen Schöpfergott außen vor gelassen). Da sieht man eine Begrenzung der WIssenschaft. Sie beruht auf Logik, und mit Logik endet man immer im infiniten Regress (will meinen, man kann IMMER fragen: Warum?). Darum bricht man irgendwann ab. Warum gibt es das Universum? Wegen des Urknalls. Was war vorher? Quantenfluktuationen. Warum gab es die? Wegen der Quantengesetze. Warum gibt es die? Irgendwann muss man da mal sagen: Brute Fact. Ist halt so. Wissenschaft hat Grenzen. Das wird oftmals übersehen.

    Diese Grenze übersehe ich durchaus nicht. Aufgabe der Wissenschaft ist nicht, zu klären warum etwas ist, sondern wie die Dinge die sind, beschaffen sind. Alles andere ist Aufgabe der Philosophie und Religion.


    Was uns allen gut tun würde, ist mehr Ambiguitätstoleranz: Es gibt Dinge, die können wir nicht wissen, wir sind mit dieser Unsicherheit aber im reinen.

    Es gibt keine metaphysische Erfahrung.

    Moin Hendrik.

    Bewusst-Sein ist eine metaphysische Erfahrung. Die Tatsache, dass für uns Qualia existieren, ist metaphysisch. Dass etwas ist und nicht nichts, ist metaphysisch. Und die vorstellungs- und wertungsfreie, unmittelbare Erfahrung des Gegenwärtigen ist metaphysisch. Erfahrung ist etwas sehr anderes als aktive Bereiche im Gehirn.

    Nach gängiger Definition ist „metaphysisch“, was unsere Erfahrungsmöglichkeit überschreitet. Die unmittelbare Erfahrung wird gedeutet. Dies kann mit metaphysischen Vorstellungen geschehen.

    Freilich ist dies kein Beweis für deren Existenz.

    Es ist jedoch der Beweis, dass Geistwesen sehr wohl Teil des Lehrgebäudes sind, was Anfangs im Thread anders als Tatsache hingestellt worden ist.


    Von blauer Haut habe ich im Palikanon noch nichts gelesen. Hast du eine Quelle für mich? Würde mich echt sehr interessieren.

    Es ist ein Beweis, dass Geistwesen in einigen Traditionen Teil des Lehrgebäudes waren (und sind). Mein Zugang, und der vieler anderer Buddhisten, ist ein anderer.


    Ja, ich schau mal nach der Stelle mit der blauen Haut. Erst dachte ich, dass das bei den 32 Merkmalen des Buddha steht. Aber da ist das nicht. Aber schon die Aufzählung dieser Merkmale (DN 30 und MN 91), ist eine Überhöhung, die mit der Realität mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts zu tun hat. Wir dürfen die Pali-Texte einfach nicht so lesen, wie evangelikale Christen ihre Bibel lesen: Jeder Buchstabe ist eine unumstößliche Wahrheit und das ganze Buch widerspruchfrei (Gottes Wort – in diesem Fall).

    Na ja,wenn du hier diesen Standard einführen willst,werde ich dich nicht daran hindern können.

    Ich will hier gar nichts "einführen". Das ist meine persönliche Sichtweise, die ich neben Deine persönliche Sichtweise stelle. Interessant ist da dann noch die Sichtweise Kilayas, die, wie mir scheint, einen Kompromiss sucht, den ich begrüße.

    Dies nur um einen kleinen Einblick zu verschaffen. Ich könnte Zitate dieser Art noch über Tausende Seiten aufzeigen.
    - Was mich schlussfolgern lässt: dass wer behauptet Geisterwesen seien nicht Teil der Buddhalehre, sich wahrscheinlich noch nicht wirklich mit den Texten auseinandergesetzt hat.
    Liest man ein wenig der Originallehre MUSS man einfach darüber stolpern.


    Herr Bronkhost kannte ich bislang nicht, muss jedoch schon im Vorhinein etwas schmunzeln, wenn ich "Buddhologe" lese.

    Nachdem was ich mir in Kürze ergoogelt habe, hat der Herr nicht das geringste mit irgendeiner Art von Praxis am Hut.
    Ein Theoretiker durch und durch. Soll es natürlich auch geben, keine Frage, aber sich in Bezug auf wahres Dhamma auf einen Wissenschaftler ohne Praxis stützen? Fraglich.
    Ein Wissenschaftler wird zudem immer den Anspruch haben objektiv an die Lehre heranzutreten...das kann zu nichts führen.

    Danke für die Quellenangaben. Da steht eine Menge über Geister. Heißt das nun, weil in antiken Schriften etwas über Geister steht, ist das der Beweis, dass es Geister gibt? Nein, es bedeutet lediglich, dass die Menschen zur Zeit der Entstehung dieser Texte an Geister glaubten. Mehr nicht.


    Wenn alles stimmt, was im Pali-Kanon steht, dann muss Buddha blaue Haut gehabt haben. Glaubst Du, Buddha habe blaue Haut gehabt?


    Genau. Ein Buddhologe ist jemand, der sich wissenschaftlich mit Buddhismus beschäftigt. Dazu benötigt man keine Praxis. Man benötigt Praxis für die eigene Befreiung aber nicht, um etwa alte Texte historische einzuordnen. Dieses Missverständnis ist weit verbreitet. Historisches Wissen soll zu nichts "führen". Es ist einfach, wertneutral. Man kan es im Anschluss deuten. Das ist dann etwas anderes.

    Ein Buddhologe ist halt ein Buddhologe und kein Dharmalehrer.


    Wenn man metaphysische Erfahrungen als Spekulation abtut, kann man die Tradition des Zen und auch des Varjajana einfach nicht verstehen, und respektieren wird man sie dann sehr wahrscheinlich auch nicht.


    Ein Buddhismus, der die lebendige Übertragung von Buddhaweisheit als Irrglaube abtut, ist jedenfalls ganz bestimmt nichts, wo ich Vertrauen hinein entwickeln könnte. Und ob er die Grundlage für einen konstruktiven Dialog bilden kann, wage ich auch zu bezweifeln.


    Denn Zweifeln ist notwenidg und richtig, aber wenn man immer wieder die Grundlagen der Übertragungen anzweifelt , ist fröhliches Karusselfahren eigentlich schon vorprogramiert.


    Ein Buddhologe ist jemand, der unter anderem beurteilen kann – wenn er in diesem Feld arbeitet –, welche Teile in den klassischen Texten eher authentisch sind und welche eher nicht. Um nichts anderes ging es bei dem Zitat von Bronkhorst. Diese Ergebnisse sind jenseits jeder Wertung. Es ist einfach so. Damit wird keine religiöse Überzeugung herabgesetzt.


    Es gibt keine metaphysische Erfahrung. Es gibt Erfahrungen, die man im Nachgang metaphysisch deutet. Wenn Du das mit Deinen Erfahrungen so machen möchtest, hindert Dich niemand daran.


    Es geht in dieser Diskussion nicht um "lebendige Übertragung", was auch immer Du darunter verstehst, sondern um Geisterglaube.

    Du kannst nichts über Geister lesen :D?

    Die Lehrreden sind voll mit Aussagen des Buddhas über Jenseitige Welten.


    Der renomierte Buddhologe Johannes Bronkhost sagt zu dem Thema:


    „Was soll man schliessen aus der Anwesenheit von Passagen, die metaphysische Spekulationen ablehnen, neben anderen Passagen, die im Gegensatz dazu [solche] zu verkünden oder vorauszusetzen scheinen? (…) Und obgleich man wohl nicht ausschliessen kann, dass [metaphysischen] Ansätze (...) von Anfang an Teil der buddhistischen Lehre waren (…) müssen wir darauf verzichten, (...) solche (...) als ursprünglichen Bestandteil der Lehre des Buddha zu betrachten."


    Klar kannst Du über "jenseitige Welten" etwas in den klassischen Texten finden aber eben auch die Ablehung solcher Vorstellungen. Der Plai-Kanon ist eben keine Einheit. Und Bronkhost meint, dass solche wohl nicht zum ursprüglichen Dhrama gehören.


    Über "Geister" habe ich aber noch nichts gelesen. Vielleicht habe ich das bisher übersehen. Vielleicht hast Du eine genauer Quellenangabe?

    Ich habe das Thema mal hierhin verschoben. Es entwickelte sich aus "Stundenlanges Meditieren" und ist an dieser Strlle besser aufgehoben.




    Ich weiß nicht, ob ich Deinen Beitrag richtg verstehe.


    Es zeigt sich bei genauem Hinsehen, dass Buddha wohl jeder Art von Magischem Denken eine Absage erteilt hat. So soll er, so lesen wir es im Mangala-Jātaka 87, ein Streitgespräch mit einem Brahmanen geführt haben, der von Mäusen zernagte Kleider für ein Unheil bringendes Zeichen hielt. Genauso hat er Astrologie eine klare Absage erteilt, wie uns das Digha-Nikaya 2,59 aufklärt. Ich kann auch niergendwo etwas über Geister lesen und erst recht nichts über Geister, die Besitzt von Menschen nehmen, wenn sie nicht achtsam genug sind. Das ist reiner Aberglaube.


    Es gibt das tibetische Staatorakel, bei dem geglaubt wird, dass eine Gottheit durch ein Medium spricht. Die Urspünge sind allerdings im Himalaya-Schamanismus zu finden. Diese Vorstellung ist nicht originär buddhistisch.


    Naja, und außerdem befinden wir uns gerade im 3. Jahrtausend unserer Zeitrechnung. Wo Geister noch vor ein paar Jahrhunderten immer wieder gesichtet wurden, sind sie heute in Gänze verschwunden und nur noch Teil der Popkultur (Ghostbusters o.ä.). Woran das wohl liegt? Wahrscheinlich, weil sie ihren Ursprung in unserer Vorstellungskraft haben.