Beiträge von void im Thema „Stupa als Schutz“

    Ich finde es nachvollziehbar, dass Stupas im Buddhismus so eine große Bedeutung gewannen und es als etwas zu sehen, "wo man sich bei Gewitter" unterstellt, ignoriert ja die enorme symbolische Bedeutung die es für den Buddhismus hatte und hat.


    Buddhismus erschöpft sich ja nicht in in Texten und auch im Palikanon sind Beispiel benannt, wo Buddha durch seine Präsenz Leute zum Umdenken brachte. Man denke nur an das Anguliamala-Sutta wo er sich mit bloßen Händen dem Massenmörder Anguliamala entgegenstellt und diesen allein durch die Wucht seiner Präsenz und Geduld zur Umkehr bewegt.


    Während die gelehrten Mönche nach Buddhas Tod diesen in seinen Suttas wiederfinden könnte, waren die Reliquien und die Stupas Fokalpunkte der heilsamen Präsenz Buddhas, zu denen auch analphabetische Laien Zugang finden konnten. Von daher hatten Stupas für viele Leute eine ganz starke symbolische Bedeutung.


    Als der Ashoka den Buddhismus förderte, verlieh er diesem buddhistischen Geist materiellen Ausdruck, indem er im ganzen Land Tausende von Stupas errichten ließ, von denen einige bis heute durchgehalten haben. Nicht weil jemand beim Regen nicht nass werden wollte, sondern aus Verehrung für die darin ausgedrückte Präsenz Buddhas.


    Stupas zu errichten, bedeutete damals den Buddhismus und seine Verbreitung und Verfestigung zu fördern. Ein äußerst heilsamer Akt der nicht nur für das Individuum sondern für das ganze Land gutes Karma bewirkt.


    Aus dieser Logik heraus ist es dann dazu geeignet ist, Unheil wie Seuchen, Kriege, Hungersnöte und eben auch Angriffe von Feinden, die alles als die Folge schlechten Karmas gelten, entgegenzuwirken. Ashoka förderte die Klöster, errichtete Stupas und schickte buddhistische Missionen in fremde Länder wie nach Ägypten oder Syrien.


    Ein Stupa soll nicht vor äußeren Feinden schützten, sondern es repräsentiert das zu dem wir Zuflucht nehmen (Buddha, Dharma,Sangha) und das uns hilft dem was aus unseren vergangenen eigenen schlechten Taten erwächst entgegenzuwirken.


    Aber natürlich haben sich später darüber hinausgehende Formen von Stupas entwickelt. Im tibetischen Buddhismus ist das Kalachakra Stupa wichtig, dass sich auf das Kalachakra Tantra bezieht. Hier kenne ich mich leider kaum aus und bin darauf angewiesen Experten wie Alexander Berzin zuzuhören:


    „Kalachakra“ bedeutet Zeitzyklen. Zeit ist ein Maß der Veränderung - sowohl äußerer Veränderung in der Welt und im Universum als auch innerer Veränderungen im Körper. Als solche kann Zeit auf vielerlei verschiedene Weise gemessen werden. Äußerlich gibt es die Zyklen der Umlaufbahnen von Planeten, die Monate und Jahreszeiten, die Mondphasen, die Stunden des Tages usw. sowie auch historische Zyklen und Perioden von Krieg und Frieden.

    Dies ist nachvollziehbar. In einer traditionellen Sicht werden Perioden des Frieden so wahrgenommen werden, dass eine starke Zentralmacht für Gerechtigkeit, Ordnung, Wohlstand, Sicherheit und Blüte von Kultur und Buddhismus sorgen, während in Phasen der Unruhe, Räuber, Aufständische und Barbaren dafür sorgen, dass niemand seines Lebens und seines Besitzers sicher ist und es auch der Buddhismus Verfolgung und Schwächung ausgesetzt ist.


    Und auch hier wird ein Stupa natürlich die Kräfte repräsentieren,die erstere (Heilsame, friedliche) Zustände fördert und zweite (unheilsamen, destruktive) Zustande vermeidet.


    Weil der Buddhismus in Indien nicht nur durch innere Bedingungen sondern auch durch die moslemische Invasion nahezu zerstört wurde, ist es nachvollziehbar, dass die Idee der äußeren, anti-buddhistischen Barbaren mit Moslems erfolgte. Nach der Zerstörung von Nalanda flohen ja viele Ordinierte nach Tibet.


    Dies hat wohl die unbeabsichtigte und unerfreuliche Wirkung dass man aus dem Kalchakra Tantra das Narrativ eines Endkampfes zwischen Buddhisten und Moslems extrahieren kann kann.


    Und dies kann dann z.B Ole Nydahl ein im Sinne seiner Vorurteile auffassen und instrumentalisieren. Aber auch Leute die dem tibetischen Buddhismus skeptisch und feindlich gegenüberstehen, können das als Bestätigung ihrer Vorurteile gegen den tibetischen Buddhismus als "dumpf, fremdenfeindlich und apokalyptisch" darstellen.


    Von daher ist dies ein Thema dass ganz viel Fingerspitzengefühl erfordert und dazu geeignet ist, zum Streit zu führen. Und da dass Kalachakra Tantra ja eben geheim ist und eine Einweihung erfordert, führt dass dazu, dass es für diejenigen die sich auskennen, schwer ist da etwas darüber zu sagen, und für diejenigen die mutmaßen, liegt es nahe da etwas hinein zu interpretieren.


    Auf der Seite von Tendzin Peljor gibt es einen Recht sachlichen  Text von Bhikṣuṇī Jampa Tsedroen (Carola Roloff) wo es um das Thema geht. Sie ist ja gleichzeitig Religionswissenschaftlerin und Gelug Nonne und spricht von daher von einer guten Position aus um dich dem Thema sachlich, freundlich und offen anzunähern.