Beiträge von Benkei im Thema „SGI-Ausstieg - wie kann ich weiter praktizieren?“

    Namaste!


    Naja, immerhin gibt es hierzulande einige Shin-Priester und auch Möglichkeiten an (teilweise) öffentlichen Andachten teilzunehmen. Wenn man Englisch versteht und sprechen kann gibt es auch einige Fort- und Weiterbildungsangebote und da pflegen die deutschen Shin-Buddhisten rege Kontakte zu anderen Shin-Buddhisten in Europa und zu den größeren Sanghas weltweit, insbesondere in den USA, in Kanada und in Japan, aber auch in Lateinamerika.

    Leider hatte die Pandemie aber auch ihren Anteil daran, dass so manches vormals aktive Mitglied wieder in die Versenkung abgetaucht ist und das einige Sachen aktuell nur online angeboten werden.


    Tendai Shû außerhalb Japans ist da schon weitaus schwieriger, denn da gibt es meines Wissens oft nur vereinzelte Sanghas, die sich meist um einen einzelnen Priester oder ordinierten Laien gruppieren [ein oder zwei größere Standorte in den USA mal ausgenommen]. Das ist kaum mit der Ausbreitung der BCA (Buddhist Churches of America), der JSBTC (Jôdo Shinshû Buddhist Temples of Canada) und der Jôdo Shinshû Missions of Hawaii vergleichbar; wobei man natürlich feststellen muss, dass die Shinshû-Verbreitung mit der Mission unter den ausgewanderten Japanern einherging.


    Die Kegon Shû ist als solche in Japan mittlerweile recht unbedeutend, abgesehen von den altehrwürdigen Tempeln, die sie in Nara und Umgebung unterhält. Auf Oahu gab es einen Zweig-Tempel des Todaiji, der sich aber mittlerweile unabhängig gemacht hat. Von der Praxis her unterscheiden sich nach meinem Wissen die alten Nara-Schulen kaum noch voneinander; sie sind sehr von der Shingon Shû beeinflusst und die Priester werden auch entsprechend ausgebildet. Nur die jeweilige Philosophie unterscheidet sich.

    In Deutschland gab es mal ein paar Sanghas des koreanischen Seon bzw. des Jogye-Ordens. Die hatten damals das Blütenschmuck-Sutra als pdf auf der Homepage und hatten das auch zum Gegenstand von Aufsätzen und wohl auch von Belehrungen gemacht... keine Ahnung, was aus denen geworden ist? Heute findet man da international hauptsächlich die Kwan Um School of Zen, ebenso wie hierzulande, und die scheinen sich eher auf das Herz-Sutra und das Diamant-Sutra zu fixieren.


    Nichiren-Buddhismus jenseits der SGI ist in Deutschland ebenso schwierig.

    Von der Rissho-Kosei-Kai, bzw. von einem derer Präsidenten hab ich einen schönen Kommentar zum Lotos-Sutra, sogar auf Deutsch [längst vergriffen]. Aber da scheint es aktuell hierzulande gar keine Aktivitäten oder Präsenz zu geben.

    Auch der hiesige Tempel der Nichiren Shû scheint eher eine Art Kulturzentrum zu sein, welches mehr Wert auf den interreligiösen Dialog legt als darauf, die Lehren Nichiren Shonins an den Suchenden zu bringen oder einen Austausch mit anderen Sanghas zu pflegen.


    Alles sehr schade.

    Aber so ist das Leben.


    Letztlich geht ja immer jeder seinen eigenen Weg!

    < gasshô >


    Benkei


    BuPôSô-en

    Namaste!


    Liebe Keine Ahnung,

    das mit der Mischung aus Zen, Nichiren- und Amida-Buddhismus stimmt bedingt.

    Tatsächlich praktiziere ich täglich Zazen, Daimoku und Nenbutsu, aber als "Mischung" würde ich das nicht ansehen. Daimoku und Nenbutsu sind Teil meiner täglichen Andachten und Zazen verrichte ich auch täglich mindestens einmal, oft auch häufiger. Ich bin Shin-Buddhist, studiere also die Schriften und Reine Land-Interpretationen von Shinran Shonin [auch die von Hônen Shonin und Ippen Shonin] und so erfolgt meine Rezitation des Nenbutsu aus Dankbarkeit für die Rettende Gelübdekraft des Buddha Amida. Das Daimoku rezitiere ich aus Verbundenheit mit dem Lotos Sutra, welches ich sehr schätze, auch vor dem Hintergrund der Reine Land-Lehren, die aus meiner Sicht damit sehr konform gehen, und natürlich auch, um quasi "den Spiegel zu polieren", wie man so schön sagt. Eine kleine Hand-Mala Daimoku passt nach meinem Dafürhalten wunderbar nach drei Sangêmon ["Das Tor der Reue"].

    Zazen saß ich früher mal, um Kenchô oder gar Satori zu erfahren - "Muss doch irgendwann hinhauen!" Jetzt geschieht das eher, weil es mir gut tut und weil ich es nicht missen möchte; auch aus Verbundenheit zu meiner Zen-Sangha und meinem -Meister. Es hat etwas von "Buddha-sein im Augenblick", oder wie Dôgen Zenji ja auch sagte: "Praxis und Erleuchtung und das Leben der Menschen, das ist dasselbe".

    Diese "Mischung" wäre nichts, was ich weitergeben oder lehren würde - das hat sich bei mir so aus den Gegebenheiten heraus entwickelt und es passt aktuell wunderbar. Aber das Leben - auch das im Dharma - ist auch ein Prozess, der stetig fortschreitet. Ich will nicht ausschließen, dass meine Praxis bzw. meine Andachten künftig mehr Sôtô-Aspekte enthalten könnten, oder dass meine Zazen-Praxis aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten muss... - wer weiß schon, was die Zukunft bringt?

    Mir war seit jeher die historische Tendai Shû sympathisch, da sie quasi die allermeisten Arten von buddhistischen Praktiken kennt und teilweise auch lehrte. Heute hat man sich allerdings sehr auf den esoterischen Aspekt konzentriert und die eigene Zen-Überlieferung der Tendai Shû gilt als ausgestorben; immerhin finden die Meditationslehren des chineischen Meisters Tendai Chigi (Zhiyi) aktuell eine Art Wiederentdeckung! Auch die Stellung der Laien in der Tendai Shû ist nach meiner [vielleicht falschen!?] Einschätzung eine recht untergeordnete - eher die von gläubigen Unterstützern. [Soweit ich weiß gibt es aktuell in Deutschland keine Tendai-Sangha; die in Frankfurt dürfte "Geschichte" sein.]

    Natürlich ist die Tendai Shû auch die Schule, aus der die japanischen Laien- und Mönchsordinationen hervorgingen, die heute noch dort und in der Sôtô Shû, der Rinzai Shû und der Jôdo Shû weitergegeben werden.


    Mit dem "echten", angewandten Nichiren-Buddhismus hatte ich bislang immer nur mit den Mönchen der Nipponzan Myôhôji-ha Kontakt. Andere Kontakte beschränkten sich auf elektronische Kommunikation, wo man schnell festgestellt hat, dass entweder größere räumliche Distanzen vorlagen, dass Internet-Auftritte nicht mehr aktuell sind oder das gar keine stehende Sangha (mehr) existiert, sondern vielleicht nur noch ein einsamer Priester oder Laie. Bei der SGI habe ich aus Vorurteilen nie reingeschaut, auch wenn man von Ikeda teilweise durchaus gute Sachen lesen kann.


    Meine Empfehlung könnte also dahin gehen, Kontakt mit der Nipponzan Myôhôji-ha aufzunehmen...

    Da ist aber der große Nachteil, dass die nächsten Dôjôs in Wien, Großbritannien oder auf Sizilien sind und auch die dazugehörigen Sanghas sind wohl eher klein. Auch handelt es sich bei den japanischen Mönchen, zumindest bei den beiden, die ich in Europa kennenlernen durfte, nicht unbedingt um Menschen, die gern viel in Englisch schreiben. Face-to-Face ist der Austausch, auch über den Dharma, wunderbar, aber beim Schreiben hält man sich doch eher knapp und manchmal kommt, wegen der eher unregelmäßigen Nutzung der Messager-Dienste, auch für ein paar Tage / Wochen gar keine Antwort.


    Lieber haiku1996,

    such lieber nach Gleichgesinnten in Deiner Nähe. Vielleicht findest Du ja eine unabhängige Sangha, die das Daimoku chantet.

    Wenn nicht gibt es vielleicht eine Sangha einer anderen Tradition, wo Du zumindest gemeinschaftlich Buddhismus praktizieren kannst und das Daimoku lässt Du dann in Deine "Privatpraxis" einfließen...!


    < gasshô >


    Benkei


    BuPôSo-en!