Für mich funktioniert es sehr gut, wenn ich mir zur Lehre Buddhas zusätzlich "Hilfe" von außen von Jesus hole. Ich kann Jesus auch sehr gut visualisieren, da er zu meinem Kulturkreis gehört. Ich brauche einfach eine stark positiv besetzte Bezugsperson, die ich mir gut einprägen kann und immer abrufen kann. Der Mensch ist ein sozialen Gruppentier. Er braucht einen Gesprächspartner. Einsamkeit ist ganz schlecht. Deswegen tut es mir jedenfalls sehr gut. Vermutlich hat es auch mit meinem Naturell zu tun. Ich bin vom Naturell her eher ein weicher Mensch und spreche daher auf Jesus gut an.
Da gibst du ja jede Menge vernünftige Erklärungen/Gründe für eine, der Vernunft nicht zugänglichen "Praxis". Wenn es dir hilft, dann ist das ok. Es gibt dir ein Gefühl der Geborgenheit und der Hilfe. Und es ist richtig, wenn man so ungeborgen ist und nicht in einer Gruppe sich verbergen kann, im sozialen Gemenge, dann steht man allein - wie Martin Luther oder so. Als ich einen Film über Martin Luther im Kino mir mal angesehen hatte, sprach das gesamte Publikum die berühmten Stelle -Luther vor dem Kaiser - Hier stehe ich - ich kann nicht anders. Ich kann mit dem ersten Teil gut leben - hier stehe ich - aber beim zweiten Teil denke ich anders: was heißt hier "kann" - es muss auch bei Luther heißen - ich will nicht anders.
Und deshalb sind dein Gedanke, den du da am Anfang hier entwickelst, auch nicht das, was ich denke.
Nur eine Sache, die eigentlich klar ist, aber mir vor kurzem wieder deutlich geworden ist: Im Buddhismus kommt nichts von außen, sondern alles kommt aus dem eigenen Innern. Wenn man aber Jesus visualisiert oder gedanklich ein Gespräch führt, kommt dabei quasi "Hilfe" von außen. Der ist nmM der große Unterschied zum Buddhismus, bei dem man sich nur selbst helfen kann.
Diese Sache ist keineswegs klar, sondern der Buddhismus unterscheidet nicht zwischen innen oder außen - die Frage ist nicht, woher kommt etwas - z.B. im Gleichnis vom Pfeil - sondern wie kann dir geholfen werden. Wie kann der Pfeil entfernt werden? Das hat mit innen und außen nichts zu tun und auch nicht mit Selbst und andere - der Buddhismus besagt eben nicht, man könne sich nur selbst helfen. Es heißt, dass das Selbst, mein und ich Vorstellungen und Täuschungen sind.
Deshalb heißt es auch: Begegnet dir Buddha, dann töte ihn.
Was du machst, sind nichts anderes als die Pflege von "schönen" Vorstellungen über Jesus oder Buddha - dennoch: wenn es dir gut tut und hilft. Es ist nur nicht das, was Christus/Jesus als Erlösung vorgesehen hat. Es heißt bei ihm: Wer sein Leben retten will, der wird es verlieren - das ist eine präzise Beschreibung von Anhaftung und dukkha - . Im Christentum geht es aber, wie im Buddhismus um die Auslöschung der Selbst-Vorstellung und zwar jeder Selbst-Vorstellung. Und dazu sagte Jesus: Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es gewinnen. Mt 16, 25