Thorsten Hallscheidt : inhaltlich haben wir (zumindest in dieser Sache) keine Differenzen. Wobei ich freilich auch die Einschätzung von Mar tin teile. Ich denke der Zusammenbruch dieser kulturell, ökonomisch und sozial durch europäische Ideologien geprägten Zivilisation ist nicht aufzuhalten. Wenn man Toynbees vergleichende Morphologie aufgreift, hat dieser Zusammenbruch bereits mit dem ersten Weltkrieg stattgefunden und wird derzeit nur noch abgewickelt. Ich denke, der Ukrainekrieg ist lediglich der Beginn einer Phase von Verteilungskämpfen, Kriegen um Ressourcen. Das einzige Gegenrezept, das uns unsere Eliten zu bieten haben, ist die globale Dominanz des us-amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes. Was bestenfalls zu einer gerechteren Verteilung der schwindenden Ressourcen führen wird (was ich freilich stark bezweifle), aber das Schwinden dieser Ressourcen nur beschleunigen wird. Schlimmstenfalls wird es zu einem atomaren Schlagabtausch mit einer chinesisch-russischen Allianz kommen. Dann ist zwar das Thema Erderwärmung erledigt, aber es wird Nacht und Winter werden. Ein sehr kalter Winter für etliche Jahre. Die, die diesen Krieg überleben, werden verhungern oder erfrieren, bevor der Winter zu Ende ist. Next kalpa ...
So viel vielleicht zum Verständnis, warum mich dieses Thema in der aktuellen Lage, kurz nachdem unser Vizekanzler die Priorisierung privater Haushalte vor der Industrie bei der Energieversorgung öffentlich aufkündigt, 'getriggert' hat. Ich musste da unwillkürlich an eine Tagebuchnotiz von Bertolt Brecht aus der Exilzeit denken - über einen Zeitungsartikel, in dem erklärt wird, wie die gute Hausfrau aus einer Krähe ein schmackhaftes Geflügelgericht zubereitet. In solchen medialen Signalen spiegelt sich zwangsläufig der Zeitgeist. Und der wird derzeit offenbar auf "den Gürtel enger schnallen" ausgerichtet. Da sollte man schon hinschauen, auf welchem Altar und wem da geopfert werden soll.
Ich empfinde es als unglaublich anstrengend, immer alles zurechtrücken zu müssen.
Würden die Menschen besser zuhören (lauschen) und lesen, gäbe es viele Missverständnisse und daraus resultierende Probleme nicht - sowohl hier als auch in der Politik etc.
Kommunikation ist anstrengend, ja. Dabei Missverständnisse zurechtrücken, gehört dazu - das vertieft das Verständnis und lässt "daraus resultierende Probleme" dann auch nicht aufkommen. Was die Gesamtmenge der Probleme schon mal deutlich verringern würde. Auf Anhieb richtig und nicht missverstanden zu werden, ist Wunschdenken. Trotzdem - ja, am Zuhören kann (und sollte) man arbeiten. Aber auch das ist "unglaublich anstrengend". Am besten läuft es, wenn man sich mit den Anstrengungen entgegen kommt, mit dem Zuhören, dem 'feedback' und dem Zurechtrücken.
Wir setzen uns dem freiwillig aus.
Ja. Was über die Motivation allerdings noch nichts aussagt.