Beiträge von Himmelsbaum im Thema „The Root of Zen: Ein Interview mit David Hinton“

    Hinton, David (2020): China Root:

    So Ch'an was less Buddhism than a rebellion against Buddhism. And in the end, it is most accurately described not as Buddhism reconfigured by Taoism, but as Taoism reconfigured by a Buddhism that was dismantled and discarded after the reconfiguration was complete. {Hinton 2020 #4484D: 7–8}


    Für mich geht es darum, ob


    a) die Aussage chinesischer Zen wäre angepasster Daoismus richtig ist und

    b) Hinton diese Aussage überzeugend begründet.


    Mir ist noch nicht ganz klar, wofür du eigentlich argumentierst, Bebop .

    Dass es daoistische "Einflüsse" auf den ostasiatischen Buddhismus (nicht nur Chan / Zen) gab, ist ja unbestritten ...


    In der chinesischen Philosophie gibt es das Konzept von Substanz-Funktion 體用, welches im Laufe der Zeit unterschiedlich verstanden wurde. Die Substanz, der Körper 體用 ist der Buddhismus, der sich im Zen dann auch auf eine chinesisch-daoistische Art und Weise 用 ausdrückt. Nicht andersherum.

    Es ist leicht verwegen mit solchen Wortherkünften an religiöse Themen heranzugehen...


    Das finde ich auch. Und gerade in Bezug auf Buddha wird idR das Gegenteil erzählt. Er hat bestehendes Vokabular übernommen und mit neuem Inhalt versehen. Nach Hinton scheint mir sollten wir Karma usw. nicht im Sinne des Buddha lesen, sondern vedisch oder etymologisch.


    Ich weiß jetzt gerade nicht aus dem Kopf, wer es war der darauf hingewiesen hat, dass Chan-Missverständnisse manchmal auch darauf beruhen, dass nicht erkannt wurde wann ein Ausdruck Baihua (Umgangssprache) war und wann klassisches Chinesisch.


    Obiges war nicht gut genug erinnert:


    Broughton, Watanabe (2013): The Record of Linji:

    Iriya [Yoshitaka] concluded that most of the mistakes made in reading Chan records in the Zen monasteries of Japan and in pre-war scholarship, which he typically refers to as “the usual or conventional reading” (jūrai no yomi 従来の読み) or “the old understanding” (kyūkai 旧解), had been the result of not distinguishing between baihua and wenyan (literary Chinese). {Broughton 2013 #5112D: 25}

    Aber mal was anderes. In China entstand ja, um die Inkonsistenzen zwischen verschiedenen buddhistischen Lehrsystemen zu erklären, eine Disziplin doktrinärer Taxonomie. Diese Systeme (panjiao 判教) wurden insbesondere im Weishi (z.B. Paramārtha), Tiantai (beginnend mit Zhiyi) und Huayan entwickelt. Der 3. Huayan-Patriarch Fazang war Zeitgenosse Huinengs; der 5. Patriarch Zongmi gehörte gleichzeitig zu Shenhuis Chan-Linie (Heze Chan); beides auch 'Taxonomen'.


    Ist es nicht irgendwie eigenartig, dass in den jüngeren (mit Chan koexistierenden) Klassifizierungssystemen Chan nie als ein 'Krypto-Daoismus' kritisiert wurde, sondern selbstverständlich als buddhistische Schule verstanden wurde?


    Ich finde, dies ist ein sehr guter Punkt.

    Das Buch war hier David Hinton: China Root schon einmal Thema. Einige Zeit danach hatte ich das Buch dann gelesen. Muss aber sagen, viel ist mir nicht im Gedächtnis geblieben.


    Hintons Ansatz, Chan mittels der "Etymologie" chinesischer Schriftzeichen verstehen zu wollen, fand ich wenig überzeugend. Das ist doch sein Ansatz oder erinnere ich mich da falsch, Keine Ahnung ? Ich weiß jetzt gerade nicht aus dem Kopf, wer es war der darauf hingewiesen hat, dass Chan-Missverständnisse manchmal auch darauf beruhen, dass nicht erkannt wurde wann ein Ausdruck Baihua (Umgangssprache) war und wann klassisches Chinesisch. Aber die Idee ggf. einen Baihua-Text anhand einer Etymologie, die teilweise 2 Tausend Jahre alt ist, verstehen zu wollen, ist meiner Erinnerung nach in China Root nicht überzeugend genug herausgearbeitet worden.