Beiträge von SteFo im Thema „Schlechtes Gewissen/Frage an Erfahrene“

    Es entspricht der Natur des Menschen sein Handeln mittels der Vernunft zu steuern. Sonst würde er sich ja nicht vom Tier unterscheiden. Deshalb sind moralische Prinzipien als Basis des Gewissens unerlässlich. Aber moralische Prinzipien sind verbunden mit einem Endzweck des eigenen Handelns und damit mit dem Glauben an diesen Endzweck. Wenn man nun wie der OP wiederholt ein schlechtes Gewissen hat, weil man wiederholt gegen die moralischen Prinzipien verstößt, dann gibt es folgende Ursachen:

    1. Endzweck und moralischen Prinzipien entsprechen nicht der menschlichen Natur

    2. Endzweck und moralischen Prinzipien entsprechen der menschlichen Natur, aber der eigene Glaube daran ist zu schwach

    3. Endzweck und moralischen Prinzipien entsprechen der menschlichen Natur, der eigene Glaube daran ist unerschütterlich, aber man scheitert dennoch aufgrund fehlender Achtsamkeit.


    An Glauben und Achtsamkeit lässt sich arbeiten, aber die Last des bereits aufgetretenen Scheiterns bleibt und jedes weitere Scheitern führt zu einer weiteren Anhäufung von Last. Wie mit letzterem umzugehen ist, kann ich in einem buddhistischen Anfängerforum nicht sagen.

    Worauf ich bis heute noch keine Antwort gefunden habe, wie geht ihr alle mit dem in so genannten schlechten Gewissen um?

    ...

    Mich treibt danach immer wieder ein schlechtes Gewissen verbunden mit Angst vor schlechten Karma um.

    Zunächst: Gewissen ist die praktische Beurteilung, welche von moralischen Prinzipien ausgeht und situativ (im Hier und Jetzt) Gutes befiehlt und Schlechtes verbietet.

    Das Subjekt ist also die praktische Vernunft. Aber eben weil es die praktische Vernunft im Hier und Jetzt ist, gibt es Gewissen, das objektiv richtig liegt, und es gibt Gewissen, das objektiv falsch liegt:

    1. Furcht oder situative Unsicherheit kann zu fehlerhaftem Gewissen führen, weil die praktische Vernunft situativ unangemessen beeinflusst wird.

    2. Bei unklaren moralischen Prinzipien kann allerdings auch die unabhängigste praktische Vernunft nicht sicherstellen, dass das Gewissen richtig liegt, weil sich die angewandten moralischen Prinzipien laufend situativ ändern können.