Zitat Es bedeutet, dass die eine Kategorie nur in Abhängigkeit zu einer anderen existieren kann.
Solange es Kategorien gibt ...
Zitat Instinkt ist da ein sehr schlechter Ratgeber. Informationen, vernünftiges Abwägen, Reflexion und Empathie sind da schon weit maßgeblicher.
Das eine schließt das andere nicht aus. Ich gebe die folgenden Beispiele nur zur Illustration von Instinkt, nicht um da eine politische Diskussion aufzumachen, denn es ist klar, dass Meinungen gerade da auseinandergehen: Dass ich z.B. in den frühen Interviews mit dem Biontech-Chef erkannte, dass er mir was vormachen will, ist eher Instinkt, dass nimmt mir in dem Moment keiner per Information ab (dazu ist der investigative Journalismus zu schlecht geworden). Und dieser Instinkt war der beste Ratgeber in den letzten zwei Jahren, und das nicht zum ersten Mal, auch wenn das nicht Instinkt allein ist, sondern natürlich auch Erfahrung im Lesen von Mimik etc. Man hat nicht immer Informationen, und Empathie kann einen über wesentliche Sachverhalte hinwegtäuschen. Mir tut auch einer wie Lauterbach mit seinen Ängsten leid, aber ich bekomme keine Information darüber, ob er bereits offiziell eine Angststörung attestiert bekam (ärztliche Schweigepflicht), also ist viel wichtiger, dass mir mein Instinkt sagt, jemand müsse ihn seines Amtes entheben, und wenn ich das könnte, würde er meine ganze Mitleidlosigkeit zu spüren bekommen und in aller Öffentlichkeit zur Sau gemacht. Was ich damit sagen will, ist, dass Instinkt für manche Menschen - wie für mich - auch im Nachhinein ein recht guter Ratgeber war, und man lernt darauf zu vertrauen und fragt sich eher, warum man es an dieser und jener Stelle versäumt hat, auf den Instinkt zu hören. Mir wird allerdings zuweilen im Freundeskreis gesagt, einen solchen Instinkt empfände man nicht, also kann man damit auch nicht operieren. Meine Kumpels hören den L. und den CEO auch reden und schauen ihnen zu, aber bei denen schrillen keine Alarmsignale, damit finde ich mich ab, das ist im Übrigen sogar in der Überlieferung vorhergesagt, also womöglich einer der Punkte, dem ich zustimmen könnte. Eine Frucht der Übung. Man durschaut die Gauner. Dankeschön. Aber auch ein undankbarer Job. Es geht hier nicht um eine politische Wertung, sondern darum, dass es sehr viele Menschen gibt, die nicht bemerken, wenn sie verarscht werden, weil es ihnen eben an Instinkt mangelt (und vielleicht anderen Zutaten, mit denen diese Verarsche durchschaut werden könnte).
Die Empathie findet jedenfalls in solchen Fällen genau wie beim Fleischkonsum ihre Grenze in dem, was angebracht ist. Es ist nicht angebracht, dass ich mir etwas spritzen lasse, was Heuchler und Paranoide mir aufdrängen wollen. Eine Ernährung mit Fleisch ist für mich hingegen angebracht, ich merke, wie sie meinem Körper gut tut. Die Evolution ist die größere "Wahrheit" als ahimsa, sie ist insgesamt stimmiger (man beachte, dass im Buddhismus auf das gute Zeitalter mit dem Buddha schlechtere angekündigt wurden, tatsächlich hat sich die Menschheit aber zu Höherem entwickelt, in vielerlei Hinsicht), und von daher ist prinzipiell ein Recht da, Fleisch zu essen. Wahlweise finde ich persönlich es jedoch besser, Tiere, die schon frei sind, nicht zu jagen, sondern sich eigens welche zum Verzehr zu züchten. Das ist auch bloß ein Ausdruck der Evolution. Mir hat noch keiner schlüssig nachgewiesen, dass bei meinem geringen Fleischkonsum keine anständige Tierhaltung möglich ist. Später mag es dann sozusagen evolutionär bedingt der Fleischersatz sein, wenn er sich durchsetzt.
Die Empathie, von der du sprichst, hat keine Maßeinheit. Jemandem Empathie abzusprechen bedeutet nur, dass man sich auf einen Ausschnitt konzentriert, ohne das Gesamtbild zu sehen. Ich käme nicht im Traum darauf, dass ich jemandem besonders große Empathie unterstelle, weil er sich vegetarisch ernährt. Genausowenig spreche ich jemandem Empathie ab, weil er Metzger ist. Ich spreche sie nicht mal ganz einem Arzt ab, dessen unklaren Geist ich durchschaut habe und der Menschen mit sich in den Abgrund zieht. Denn entscheidender ist dieser verwirrte Geist, der erfordert ein Eingreifen, und seine potentielle Empathie darf darüber nicht hinwegtäuschen und nicht höher anzusiedeln sie als seine Verwirrung.
Zitat Das eigentliche ethische Axiom im Buddhismus, das man vielleicht moralisch nennen könnte und das der jeweiligen Einzelentscheidung im Buddhismus zugrunde liegt, ist die Erkenntnis, dass alle Wesen Leid vermeiden und Glück erleben wollen, und dass es sinnvoll ist, das Leiden der Wesen zu mindern, wo immer es geht. Dieses Axiom findet seinen Ausdruck in ahimsa. Ich teile es.
Das ist mir zu einseitig. Man kann beobachten, dass Wesen auch "gern" Leid erzeugen, vor allem in der Tierwelt. Und dass sie vor allem gern Lust ausleben und sich vermehren. Da stimmt es also schon nicht mehr mit den buddhistischen Idealen überein, sondern das Konzept ahimsa wird über eine Welt gestülpt, die tatsächlich ein Überlebenskampf der Wesen ist. Wir an der Spitze der Evolution können da natürlich schöngeistig daherreden und uns aus diesen Strukturen zeitweise herausnehmen.
Bevor jetzt wieder der Einwurf der Beliebigkeit kommt - ich sagte schon, ich nehme nichts als Glaubeninhalt an, und wenn es gelehrt wird und nicht stimmig ist, dann verwerfe und kritisiere ich es. Du kannst dich an ahimsa orientieren, aber wenn es ein anderer nicht macht, schlägt er dir den Schädel ein (oder jagt dir einen Impfstoff in den Arm, den du nicht brauchst und der deinem Immunsystem - im Einzelfall - mehr schadet als nutzt). Ich habe da gern die Möglichkeit, ihm zuvorzukommen (als bei uns. also in Deutschland, die Impfpflicht drohte, habe ich die Vorbereitungen für eine andere Staatsbürgerschaft eingeleitet, mir ist aber lieber, dass es dazu nicht kam). Ich modifiziere überlieferte Schlauheiten so lange, bis sie meiner Erkenntnis der Realität nahe kommen, und ich sage nicht, weil einer meinte, alle Wesen würden Leid vermeiden, das müsse dann auch so sein - ich beobachte da noch was anderes. Die Tierwelt erzeugt mehr Leiden als die Menschenwelt. Genausowenig lasse ich mich von Leuten verarschen, wenn um mich herum die Geimpften kränker sind als die Ungeimpften. Deren Impfreligion nehme ich auch nicht ungeprüft an. ahimsa ist keine passende Antwort auf solche Fragen, mein Körper sagt nein zum Fleischverzicht, mein Geist sagt nein zur mRNA-Spritze. Ich brauche einen geklärten Körper und Geist wesentlicher als Empathie, ich brauche Versenkung, Einsicht, Weisheit also wesentlicher als sila. Das ist ein ganz entscheidender Punkt in meiner Argumentation und auf meinem Erkenntnisweg.
Zitat Denn es ist ja auch so, dass Inhalte über viele Jahrhunderte gerade auch deshalb weitergegeben werden, weil sie Menschen mit ihren Erfahrungen bestätigen können
Ich lebe in einem Theravada-Land. Da gibt es Fernsehsender mit Dauerbequatschung von Mönchen, eine Weile auch noch von der Dharmakaya-Sekte, die den größten Unsinn erzählte, wenn ich den Untertiteln folgen durfte. Da wird eigentlich gar nicht viel weitergegeben als Dinge, die die Leute permanent ignorieren (außer Geld bei Dharmakaya zu lassen). Wo man hinschaut, wird im Volk von Kohle und Genuss geredet, die junge Generation lebt am Handy und durchs Gamen. Die Mönche reden zuweilen gegen Mauern, können sich aber darauf verlassen, nicht zu verhungern, ja sogar, wenn sie korrupt sein wollen, zu Millionären zu werden. Die meisten Mahlzeiten enthalten hier Fleisch. Bei den Veggie-Tagen gab es an den vegetarischen Ständen meist auch Fleischgerichte. Gemordet wird, gestohlen wird etc. pp. Das Modell, das man sich irgendwas vorfaselt wie "ich mache dies und das nicht, denn es ist nicht gut", funktioniert nicht recht. Meines Erachtens hat sich recht wenig bestätigen lassen, und das fand ich im Zen. Das allerdings hat es in sich. Hat aber so gut wie nichts mit dem zu tun, was üblicherweise dem Volk gelehrt wird. Man könnte es auch die Dekonstruktion des Glaubens nennen, aber Religionen machen das Gegenteil, die bessern ständig ihr Glaubensfundament aus. Im Zen heißt es darum letztlich auch, dass gar nix weitergegeben werden kann. Es brachte mich neulich darauf, dass auch mal deutlich in eigenen Beiträgen zu sagen. Denn selbst die meisten Zennies sitzen irgendwo rum und warten mehr oder weniger auf Bestätigung. Statt sich einfach das zu nehmen, was sie vom Zen brauchen, und die anderen hocken zu lassen. Was sie brauchen, ist die Freiheit eines Bankei, eines Ikkyu, eines Wuzhu, eines Yünmen. Und dann darüber hinaus gehen, statt zu kopieren (und wieder bloß im Tempel zu landen).