Beiträge von Sven im Thema „Visuddhi Magga XIV: Die Daseinsgruppen“

    2. Freie Bewusstseinsmoment im Unerleuchteten und Erleuchteten
    (Hier findet die Entscheidung statt, praktisch der Moment des "freien Willens", kiriya also frei)

    Hier findet die Entscheidung statt, praktisch der Moment der freien Entscheidung.

    Durch die Freiheit der Entscheidung für eine absichtliche Handlung entfällt das Problem des freien Willens.

    Denn freien Willen gibt es nicht. Wenn es den geben würde, könnte ich meinen Körper, meinen Geist, so steuern, dass er immer so ist, wie ich es will.

    Dieser Glaube an meinen freien Willen führt zum Festhalten an Körper und Geist und damit zu Leiden.


    Falls es jemanden interessiert:


    Ich wollte hier natürlich keinen "freien Willen" postulieren. Ich führe es deshalb weiter aus.


    Wenn karma-vipaka immer zu bestimmten kusala und akusala Bewussteinsprozessen führen würde, wäre die Befreiung komplett durch karma und vipaka determiniert.
    Andersherum, wenn dieser kiriya-Moment frei wäre, gäbe es einen Part der nichtdeterminiert ist. Woher sollte dieser freie Part kommen?

    (Das würde natürlich ganz genau wie Ellviral sagt letztendlich ein Ich postulieren, einen Macher, eine Kontrolleur und kein anatta)

    Ich habe deshalb natürlich den mir damals glücklicherweise zur Verfügung stehenden burmesischen Abhidhamma-Lehrer gefragt, was er denn meint, ob dieser Moment bedingt oder frei wäre. Seine Antwort war etwa die Folgende:

    "Auch diese (freien) kiriya-Bewusstseinsmomente sind bedingt, aber nicht durch karma-vipaka, sondern durch 'momentane Bedingungen'".

    Was diese 'momentanen Bedingungen' nun sein sollten, konnte er mir leider auch nicht mehr erklären.


    Ich könnte mir gut vorstellen, dass in diesen 'momentanen Bedingungen' auch der Zufall als Bedingung ein Rolle spielt.
    (Also, dass quasi hier eine Wahrscheinlichkeitswelle, wie sie auch bei Elektronenbeschuss am Doppelspalt auftritt mit reinspielt. Aber das ist natürlich reine Spekulation :)

    Dazu sind mir aber die Unterschiede zwischen den Acht karmisch heilsamen (1-8. in dieser Tabelle) und Acht karmisch unheilsamen (22.-29. in dieser Tabelle) nicht klar. Die Beispiele aus dem Buch helfen mir da auch nicht weiter.

    Aus dem Kapitel geht hervor, dass die Pfadmomente (18.-21., Spalte des karmisch heilsamen wirkenden) zu den Fruchtmomenten (Spalte des vipāka) führen. Das ist jetzt erstmal trivial, jedoch ist die karmisch-unheilsam wirkende Spalte in lobha, moha, dosa wurzelnd und führt entsprechend nicht zu den Pfadmomenten. Das würde bedeuten, dass alles in lobha, dosa und moha wurzelnd wirkende die Grundlage zum Pfadmoment nimmt und damit erlischt. Das verwirrt mich, da doch erst das auf dem Pfad wandeln zur Minderung der drei Wurzeln führt. Hier beißt sich jetzt die Katze in den Schwanz.

    Die beiden Links sind bei dir identisch und weisen nicht auf unterschiedliche Tabellen!


    Um das zu verstehen, muss man sich den Bewusstseinsprozess ansehen. Dieser besteht aus 15-17 (?, weiß ich nicht mehr so ganz genau) Bewusstseinsmomenten und diese Momente findet man in der Tabelle.

    Den Bewusstseinsprozess kann man in drei Teile aufspalten:
    1. Aufnehmende, erfahrene Bewusstseinsmomente (vipaka, also karmagewirkt)
    2. Freie Bewusstseinsmoment im Unerleuchteten und Erleuchteten
    (Hier findet die Entscheidung statt, praktisch der Moment des "freien Willens", kiriya also frei)

    3. Reaktion (kusala oder akusala also heilsam oder unheilsam)


    Bei 2. finden wir im Abhidhamma eine Art freien Willen. Wie dieser zu einer Entscheidung kommt (die beiden zugehörigen dhammas sind mansikara und adhimokkha (adhimokkha, weiß ich nicht mehr ganz genau auswendig) , wird nicht weiter ausgeführt.

    Damit wird der "freie Willen nicht begründet. Für den Befreiungsweg ist dies auch unerheblich. Trotzdem natürlich schade. Ich war damals sehr neugierig, ob der Abhidhamma nicht doch noch irgendwelche Geheimnisse enthält :-). Ist schon wieder über 20 Jahre her. Die Zeit rennt.