Beiträge von Aravind im Thema „Umgang mit Sexualität“

    Bei mir stellt es sich so dar, dass ich bereits vor dem Kontakt mit der Lehre des Buddha festgestellt habe, wie viele Defizite ich mitbringe. Da sind (trotz mehrjähriger Therapien, Supervision, etc.) so viele Ängste, Tendenzen, Glaubenssätze..einfach Samen der Unvollkommenheit.

    Kann es sein, dass Du die Vorstellung hast, dass der Buddhismus Dir hilft, diese Defizite loszuwerden? Am besten ganz schnell und mit viel Anstrengung?


    Aus meiner Erfahrung wäre das ein Holzweg. Aus psychischer und aus buddhistischer Sicht. Nichts ist dauerhafter, als Dinge, die wir ablehnen. Bei der buddhistischen Praxis geht es in erster Linie darum, Frieden mit diesen "Defiziten" zu schließen, Dann hat man den "Kopf" frei, um zu untersuchen: Wofür sind die gut? Wo schaffen sie Probleme? (Dukkha)


    "Meister, wie lange brauche ich bis zum Erwachen?"

    "Schwer zu sagen, es dauert eben."

    "Und wenn ich mich ganz toll anstrenge?"

    "Dann doppelt so lange."


    Der Gedanke, diese "Erbe" an meine potenziellen Kinder weiterzugeben oder der Welt ein weiteres Bindeglied generationenübergreifender Muster zu bieten, ist für mich sehr unangenehm und nicht das, was ich mit diesem Leben "anstellen" möchte.

    Diese Idee gehört für mich in die selbe Kategorie. Du wirst auf jeden Fall auch "Defizite" an Deine Kinder weiter geben, so wie jeder Mensch. Das ist absolut unvermeidlich. Im Moment lebst Du Ihnen vor, dass diese "Defizite" ein ernstes Problem sind und zu viel Anstrengung führen.


    Was Du ihnen mitgeben kannst, ist, dass man Dinge verändern kann, und ihnen nicht unbedingt ausgeliefert ist. Das hast Du schon, indem Du Therapie gemacht hast. Und das kannst Du fortführen, in dem Du eine buddhistische Praxis führst. Und so über-selbstkritisch, wie Du hier schreibst, sollte der Schwerpunkt dieser Praxis im Moment IMHO nicht die Einhaltung von Regeln sein, sondern eine Praxis, um Deinen Geist etwas zu beruhigen, und um die Liebe zu Dir selbst zu entdecken (Metta).


    So wie Sudhana schreibt, praktizieren ist erst mal wichtiger, als gleich das Maximale anzustreben.


    Die Praxis hat Priorität - sowohl die ethische wie auch die der Geistesschulung. Was spricht dagegen, erst einmal als Laie zu praktizieren? Also, was die ethische Praxis angeht, sich darum zu bemühen, Sexualität nicht zu mißbrauchen.

    Ich selbst beschäftige mich mit dem Feld Sexualität aus allgemeiner buddhistischer Sicht überhaupt nicht. Wohl aber mit den konkreten Auswirkungen, wenn sie in meinem Alltag auftauchen. Das reicht meiner Meinung nach erst mal völlig aus. Ich bin aber auch ein ausgeprägter Praktiker.

    Am Ende geht es definitiv nicht darum, Sexualität zu unterdrücken, sondern sie zu überwinden. Das sind zwei Paar Stiefel. Das die Unterdrückung alles nur schlimmer macht, hast Du ja schon selbst erfahren.



    Alles Gute für Deinen Weg!

    Aravind.