Ich denke an dem was Thorsten Hallscheidt sagt ist sicher was dran
Ein Grund, warum Missbrauch in religiösen Institutionen von den Medien gerne aufgegriffen , weil der Kontrast zwischen"heiligen Anspruch" und der oft schlimmen Wirklichkeit da so groß ist. Je Heiliger man tut desto wirkungsvoller die Entlarvung. Dadurch entsteht aber ein verzerrtes Bild, Missbrauch käme in religiösen Institutionen sehr häufig vor und auch viel häufiger als in weltlichen. Es wäre interessant, da die Zahlen dazu zu haben.
Aber vielleicht führt das auch in eine falsche Richtung. Vielleicht ist nicht so sehr der Missbrauch selber der Punkt, sondern die Art und Weise wie mit ihm umgegangen wird.
Und da war es so, dass die Kirchen gerade in Deutschland lange Zeit ihre eigene religiöse Sphäre zugestanden wurde. Verdachtsfällen gegen einen Pfarrer würde anders nachgegangen als denen gegen einen Onkel oder Sportwart.
Man vertraute den Institutionen an, das für sich selber aufzuarbeiten. Wobei gerade die Kirchen da eine eigene Logik hatte, der es weniger um Opferschutz ging, sondern um Sühnung von Sünde.
Und weil sich jetzt - wo sich die Gesellschaft entchristlicht - dieser Schutzschild nachlässt - zeigt sich da retrospektiv, dass da vieles an interner Aufarbeitung nicht funktioniert hat. Deswegen tauchen so viele Fälle auf - Opfer die nie gehört wurden - so dass es so erscheint, als wäre das Ausmaß von Missbrauch in der Kirche so großer gewesen. Aber es ist sicher sinnvoll das jetzt zu thematisieren und zu schauen, dass in der Zukunft ein Pfarrer nicht anders behandelt wird als ein Onkel oder Sportwart der gleich handelt.
Aber das kann natürlich auch in die andere Richtung umschlagen wo ein Pfarrer mehr als potentieller Täter gesehen wird als ein Trainer oder Familienangehöriger.
Die Entchristlichung selber bedeutet ja, dass Menschen denen die christliche Kirche einst etwas war was sie mit Sympathie betrachteten, sie nun als fremd und seltsam wahrnehmen. Und genau diese Emotion der Entfremdung kondensiert sich an den Missbrauchsfällen. Während es vorher nur ein Gefühl ist, dass die Gebete der Kindheit nun fremd und seltsam tönen, geben einem die Skandale eine Begründung , warum das alles dubios ist. Während man dazu neigt, die gleichen Skandale beim Ballett, beim Theater oder im Profisport weiterhin als Misstände die behoben werden hinnimmt.
An den Fällen von sexuellen Missbrauch entzündet sich eine Säkukarisuerungsfront die im Prinzip behauptet, dass Missbrauch deswegen auftritt, weil es da so starke Formen unhinterfragter Autorität gibt, die diesen erleichtern. Das ist sicher eine gute Hypothese, wo einiges dran ist. Es wäre interessant da zu erforschen, wie viel das ausmacht.