Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „Religiös“

    Vielen Dank, liebe Monikadie4. , für dein Einfühlungsvermögen und die erfrischende Klarheit, mit der du die Dinge auf den Punkt bringst. Deine persönlichen Erfahrungen ergänzen deine Ausführungen immer sehr lebendig und erleichtern das Verstehen.


    Tatsächlich hat das Thema "Religiös" in mir auch so einiges hochkommen lassen und man versucht dann zu ordnen, zu analysieren, verliert sich in der Breite des Themas, das auch viele persönliche Assoziationen sowie Erinnerungen an die Oberfläche spült....


    Während Thorsten Hallscheidt im Grunde für eine Wertschätzung des Religiösen allgemein und der religiösen Menschen plädiert hat, indem er betonte, dass Hingabe, Demut und Vertrauen als Ausdruck der Religiosität mehr und mehr kritisiert, belächelt und verspottet werden, brachte void schnell andere Perspektiven ins "Spiel" und die Diskussion drehte sich danach mehr um "Ethik versus Religion"....

    Ist natürlich auch ein wichtiges, aber mutmaßlich ziemlich kontroverses Thema, worüber man sich m.E. dennoch wohlwollend austauschen kann.


    Ich habe in meinen Beiträgen versucht zu zeigen dass das Wort Religion so viele unterschiedliche Dimensionen trägt, dass es kaum vernünftig verwendbar ist und es mehr Sinn macht über die Einzeldimensionen zu reden.

    Was meinst du mit "Einzeldimensionen" ? Vielleicht wären konkrete Vorschläge hilfreich.... :?

    Oder man gibt sich nicht mit einem Glauben zufrieden und sucht nach der Wahrheit

    Die Religionen vertreten ja ALLE einen Anspruch, die Wahrheit zu verkünden bzw. zu lehren....Wer sich mit diesen "Wahrheiten" wohlfühlt, für den besteht kein Anlass, nach einer anderen Wahrheit zu suchen.

    Was mich an Religionen stört, ist das Missionieren, Eifern, der Absolutheitsanspruch und das Erheben über andere Religionen, Philosophien, Ansichten oder Lebensentwürfe. Außerdem die Ausgrenzung von Menschen, die gewissen Ansprüchen nicht genügen, Regeln und/oder Autoritäten hinterfragen, etc. . Ebenso das berüchtigte "Wasser predigen und Wein trinken" der geistlichen Vorbilder, die Heuchelei (welche manchmal geradezu herausgefordert wird durch Regeln, die realistischerweise kaum einer einhalten kann) der Anhänger....



    Meiner Ansicht nach haben Religionen das Wertvollste und Wichtigste für Menschen hervorgebracht. Allerdings wurde im Rahmen von Machterhalt und Deutungshoheit auch kaum ein anderer Bereich so sehr missbraucht und fehlgedeutet. Das macht Vorbehalte verständlich. Es ist nur schade, wenn es bei diesen Vorbehalten bleibt.

    "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" wird Jesus im Mattäusevangelium zitiert. Es liegt also in der Verantwortung der Religionsvertreter, den Wert der Religion authentisch zu vermitteln, am eigenen Beispiel zu demonstrieren und für Interessierte erlebbar zu machen.

    Sinnsuchende gibt es wahrlich genug, allerdings auch Menschen, die der Religion offensichtlich nicht bedürfen, weil sie das "Dukkha-Problem" schon, auf ihre individuelle Art, für sich gelöst haben...

    Religion hat sich laut Religionswissenschaftlern (Prof. Ina Wunn) ursprünglich aus TERRITORIALVERHALTEN entwickelt: Bereits Neandertaler deponierten Totenschädel zur Abwehr von Feinden, mit der Zeit entstanden aus Abwehrsignalen Symbole, die Geister und Dämonen vertreiben sollten....

    Ich denke die ursprünglichste Funktion von Religion lag darin, die Leute zu einer Gemeinschaft zusammenzuschweißen. In Ritualen, Göttern und Tänzen lebt das Gemeinsame auf

    Ja, und von der Gruppenbindung profitierten alle, die zu dieser "verschworenen" Gemeinschaft gehörten, bzw. gehören durften. Wo Licht ist (gegenseitige Hilfe und Unterstützung), ist allerdings leider auch Schatten (Gefahr der Ausgrenzung).

    Religionen entstehen meines Erachtens aus dem Empfinden der Hilflosigkeit, dem Ausgeliefertsein in einer Welt die eine eiskalte, absolut unbarmherzige Seite hat die alle Wesen zu spüren bekommen. Das Bedürfnis nach Zuflucht in etwas überweltliches ist da ganz natürlich.

    Das sehe ich auch so: Die Wurzel der Religion(en) ist letztlich ANGST. Mit der Erkenntnis, dass man sterblich, verletzlich und relativ hilflos einer übermächtigen Natur (und feindlichen Mitmenschen) ausgeliefert ist, reifte der Wunsch nach einem Ausweg, einer Erlösung und Befreiung.

    Auch heute haben Menschen noch Ängste, vielleicht mehr, als je zuvor, obwohl wir die Natur (weitgehend) "gezähmt" haben und uns durch den technologischen und medizinischen Fortschritt als "Weltbeherrscher" wähnen.

    Denn mit dem Fortschritt verloren viele den Glauben an Überweltliches (und damit Hoffnung und Trost), während die Naturwissenschaften wohl nie Fragen nach dem "Woher", "Warum" und "Wohin" zufriedenstellend beantworten können werden.

    Die Buddha-Lehre könnte die entstandene Lücke füllen, da sie nicht auf (blindem) Glauben, sondern auf Wahrheit und Erfahrung basiert.


    Ich trete raus aus schmerzhaften Gedanken und fühle mich sicher und beschützt. Da ich weiß, was ich zu denken und zu tun habe (noch weiß), bin ich mir selbst ein Licht.

    DAS ist m.E. ein Sinn von Religion: Sich sicher und beschützt zu fühlen in dieser komplexen, leidvollen Welt und nicht an (und in) ihr zu verzweifeln. Vertrauen überwindet die Angst...


    Religion kann helfen, mit den derzeitigen globalen Problemen fertig zu werden, weil sie Strategien zur Verfügung stellen, äußere Befriedigung durch materielle Dinge und Statussymbole durch eine eher innerliche Form von Glück zu ersetzen, die nicht so sehr von äußeren Quellen abhängig ist, sodass auch eine ethische Dimension leichter zum alltäglichen Reflex werden kann

    Das ist eine interessante und hoffnungsvolle Sicht und durchaus realistisch, besonders, wenn Religionsführer (besonders der abrahamitischen Religionen) verstärkt ihren Einfluss diesbezüglich geltend machen und die Gläubigen überzeugen.

    Für Buddhisten sollte es eigentlich selbstverständlich sein, das Glück eher im "Inneren" zu suchen und alle Lebewesen zu schützen...



    Das Hinausgehen über das beschränkte Ich (Demut, Hingabe ) mit dem Religiösen zu identifizieren, ist also nicht so zielführend und es tut auch denen Unrecht die mit Bescheidenheit, Demut und Entsagung einer Sache dienen ohne dass dies mit Übernatürlichen assoziiert wäre.

    Das ist sicher richtig, vielfach wird z.B. Buddhismus ja eher als Lebensphilosophie und nicht als Religion gesehen und kann dennoch sehr positiv wirken, gerade bei "Religionsmüden".