Religion hat sich laut Religionswissenschaftlern (Prof. Ina Wunn) ursprünglich aus TERRITORIALVERHALTEN entwickelt: Bereits Neandertaler deponierten Totenschädel zur Abwehr von Feinden, mit der Zeit entstanden aus Abwehrsignalen Symbole, die Geister und Dämonen vertreiben sollten....
Ich denke die ursprünglichste Funktion von Religion lag darin, die Leute zu einer Gemeinschaft zusammenzuschweißen. In Ritualen, Göttern und Tänzen lebt das Gemeinsame auf
Ja, und von der Gruppenbindung profitierten alle, die zu dieser "verschworenen" Gemeinschaft gehörten, bzw. gehören durften. Wo Licht ist (gegenseitige Hilfe und Unterstützung), ist allerdings leider auch Schatten (Gefahr der Ausgrenzung).
Religionen entstehen meines Erachtens aus dem Empfinden der Hilflosigkeit, dem Ausgeliefertsein in einer Welt die eine eiskalte, absolut unbarmherzige Seite hat die alle Wesen zu spüren bekommen. Das Bedürfnis nach Zuflucht in etwas überweltliches ist da ganz natürlich.
Das sehe ich auch so: Die Wurzel der Religion(en) ist letztlich ANGST. Mit der Erkenntnis, dass man sterblich, verletzlich und relativ hilflos einer übermächtigen Natur (und feindlichen Mitmenschen) ausgeliefert ist, reifte der Wunsch nach einem Ausweg, einer Erlösung und Befreiung.
Auch heute haben Menschen noch Ängste, vielleicht mehr, als je zuvor, obwohl wir die Natur (weitgehend) "gezähmt" haben und uns durch den technologischen und medizinischen Fortschritt als "Weltbeherrscher" wähnen.
Denn mit dem Fortschritt verloren viele den Glauben an Überweltliches (und damit Hoffnung und Trost), während die Naturwissenschaften wohl nie Fragen nach dem "Woher", "Warum" und "Wohin" zufriedenstellend beantworten können werden.
Die Buddha-Lehre könnte die entstandene Lücke füllen, da sie nicht auf (blindem) Glauben, sondern auf Wahrheit und Erfahrung basiert.
Ich trete raus aus schmerzhaften Gedanken und fühle mich sicher und beschützt. Da ich weiß, was ich zu denken und zu tun habe (noch weiß), bin ich mir selbst ein Licht.
DAS ist m.E. ein Sinn von Religion: Sich sicher und beschützt zu fühlen in dieser komplexen, leidvollen Welt und nicht an (und in) ihr zu verzweifeln. Vertrauen überwindet die Angst...
Religion kann helfen, mit den derzeitigen globalen Problemen fertig zu werden, weil sie Strategien zur Verfügung stellen, äußere Befriedigung durch materielle Dinge und Statussymbole durch eine eher innerliche Form von Glück zu ersetzen, die nicht so sehr von äußeren Quellen abhängig ist, sodass auch eine ethische Dimension leichter zum alltäglichen Reflex werden kann
Das ist eine interessante und hoffnungsvolle Sicht und durchaus realistisch, besonders, wenn Religionsführer (besonders der abrahamitischen Religionen) verstärkt ihren Einfluss diesbezüglich geltend machen und die Gläubigen überzeugen.
Für Buddhisten sollte es eigentlich selbstverständlich sein, das Glück eher im "Inneren" zu suchen und alle Lebewesen zu schützen...
Das Hinausgehen über das beschränkte Ich (Demut, Hingabe ) mit dem Religiösen zu identifizieren, ist also nicht so zielführend und es tut auch denen Unrecht die mit Bescheidenheit, Demut und Entsagung einer Sache dienen ohne dass dies mit Übernatürlichen assoziiert wäre.
Das ist sicher richtig, vielfach wird z.B. Buddhismus ja eher als Lebensphilosophie und nicht als Religion gesehen und kann dennoch sehr positiv wirken, gerade bei "Religionsmüden".