Beiträge von Mabli im Thema „Ist der Buddhismus ein Idealismus?“

    Über das Leib-Seele (oder Körper-Geist)Problem zerbricht sich die (westliche) Philosophie ja seit über 2000 Jahren den Kopf ohne zu einer Lösung des Problems gekommen zu sein. Ich gehe davon aus, dass es im Buddhismus ungeachtet der vielen unterschiedlichen Schulen eine Tendenz in dieser Frage gibt. Man wird da sicher nicht den einen Standpunkt, aber vielleicht ja einige maßgebliche Ansichten der wichtigsten Schulen zu dieser Frage ausmachen können.

    Inwieweit der Monismus als Etikettierung einer philosophischen Position bzw. metaphysisches Grundprinzip jetzt eine westliche Erfindung darstelllt kann man diskutieren. Die Position bzw. das Prinzip scheint mir doch eher universeller Natur zu sein.

    Danke dir für die fundierte Einschätzung zu der Frage der Autorschaft.

    Inhaltlich ist die Kritik (sicher aus der Madhyamaka-Schule stammend) wenig fundiert, was wohl mit etwas Polemik kaschiert werden soll. Grundsätzlich sind solche Texte eher 'Merkverse', die vor allem als Grundlage ausführlicher Kommentierung dienten (wie etwa die MMK auch).

    Gibt es denn auch andere Textsorten in der klassischen buddhistischen Literatur, die eher argumentativ verfahren? Also sind das dann eher die Kommentare zu den in Versen verfassten Werken? Also verstehe ich das richtig, die Mūlamadhyamakakārikā ist auch eher eine Sammlung von Merkversen?


    Aber unabhängig von der Frage der Autorschaft ist für mich der Raum der Auseinandersetzung interessant zwischen einer objektiv idealistischen Weltsicht und einer Sicht der Leerheit, deren Aussage ich aus den wenigen Versen und mit meinem begrenzten Vorwissen nicht so ganz erschließen kann.

    Werder Leerheit noch Geist kann ungeschaffen sein, denn sie werden vom Verstand geschaffen.

    Das klingt auch in Vers 28 an, oder?

    Zitat

    Das Benannte, das Abhängige

    und das Vollständige:

    Ihre Essenz ist einzig die der Leerheit,

    ihre Wesensart wird vom Bewusstsein erstellt.

    Wobei ich mich frage, ob mit "Essenz" und "Wesensart" hier zwei verschiedene Dinge gemeint sind oder dasselbe. Das hieße dann bei der ersten Lesart. dass die Leerheit vom Bewusstsein geschaffen wird.

    In der "BODHICITTAVIVARANA - Erläuterung des Erleuchtungsgeistes" schreibt Nagarjuna folgendes über die Nur-Geist-Schule:

    Das heißt er lehnt die Ansicht, dass es so etwas wie einen objektiven Geist gibt, ab. Nach Nagarjuna hat der Buddha dies zwar gelehrt, jedoch aus dem Motiv, sich an seine Zuhörerschaft anzupassen. Seine Sicht scheint zu sein, dass das Wesen der Dinge die Leerheit sei und dass der Geist ungeschaffen (und damit ewig?) sei.


    Nagarjuna lehnt die Möglichkeit, dass sich das Bewusstsein in einer Selbstbezüglichkeit selbst erkennen könnte, ab. Dadurch dass das Bewusstsein - selbst das achte und vermeintlich grundlegende Bewusstsein - immer in Bewegung sei, könne es sich nicht selbst zum Gegenstand werden.


    Mir erscheint diese Argumentation zumindest sehr angreifbar. Man könnte da zum Beispiel die Unterscheidung von "Ich" und "Selbst" einführen, wie das z.B. Mead getan hat. Das Ich als spontane und unmittelbare Gegenwärtigkeit, kann sich des Selbst als vergegenständlichter Form der sozialen Erfahrungen bewusst sein. Oder man könnte die soziale Interaktion in der wechselseitigen Anerkennung zwischen Individuen als Basis der Selbsterkenntnis ansehen, wie das etwa Hegel tat.