Alles anzeigenEs geht um folgende Situation: Seit Beginn des buddhistischen Weges, aber enorm verstärkt seit Beginn meiner Praxis, sehe ich, wie sehr die Menschen meines unmittelbaren und entfernten Umfeldes, ja, die ganze Welt leidet. Ob in der Familie, Partnerschaft, beruflichen Umgebung oder anderswo - ich sehe mittlerweile bei (fast) allen, gleich, wie sie sich auch verhalten mögen, immer wieder das durchblitzen, was bei mir ebenfalls vorhanden ist: Der Wunsch, glücklich zu sein und nicht zu leiden.
Wenn ich nach einigen Malas von "Om Mani Peme Hung" die Visualisationsmeditation des "Verbundenheits-Scans" durchführe und an Menschen denke, ob nahestehend oder fremd, tauchen Bilder auf, wie diese Menschen leiden und weshalb sie sich in einer Situation z. B. distanziert, aggressiv oder arrogant verhalten haben. Ich merke dann: Traurigkeit ist in mir. Gleichzeitig verspüre ich eine starke Motivation, aufgrund dieses allgegenwärtiges Leidens für all diese und andere Menschen nicht vom Weg abzukommen.
Wie geht ihr mit solchen Emotionen um? Gibt es, von Tonglen abgesehen, noch andere Methoden?
Schaffe dir einen Tempel im Herzen, der zwar offen für die Welt ist, aber nicht alles darf in diesen Bereich.
Kreiere dort kein Schlachtfeld, sondern einen Platz voll von liebender Güte.
Dein Mitgefühl und deine Sorge um die Welt ehrt Dich, aber bevor Du eine wirkliche Hilfe bist, musst Du dort Heilung, Ruhe und Frieden finden, wo die ganzen Probleme der Welt entstehen, nämlich in Dir.
Die Welt ist weder Gut noch Böse, Fair oder unfair. Sie ist wie sie ist, und durch die Vergänglichkeit muss sich alles immer wieder ändern.
Das ganze Universum ist für mich nicht mehr, als ein Geistesmoment der mich gerade bewegt.
Ich habe nicht viel Einfluss auf die Welt, aber man ist dem ganzen nicht hilflos ausgeliefert.
Früher wollte ich die Familie und Freunde zum Buddhismus bringen, den Tieren helfen, aber das hat so nicht funktioniert.
Das Leiden in mir wurde größer und größer.
Eines Tages saß ich auf dem Kissen und sah die Hilflosigkeit und die Wut.
Aber ich wusste auch, dass ich diese Sachen nicht ergreifen muss. Zum ersten Mal habe ich eine Freiheit des Herzens erlebt.
Bevor man der Welt helfen kann, sollte man verstehen was und wer man ist.
Ich helfe heute einigen Menschen, indem ich meine Ruhe und meinen Frieden mit ihnen teile.
Wenn du den Fels in der Brandung in dir gefunden hast, dann kannst du andere Wesen helfen.
Man sollte ein gewisses Maß an innerer Freiheit von Trauer, Hass, Wut, Freude, Liebe erlangt haben, bevor man sich dieser noblen Aufgabe widmet.
Wie gehe ich mit solchen Emotionen um?
Ich verwechsele die Wolken nicht mit dem Himmel, und den Himmel nicht mit dem Universum, und das Universum nicht mit dem Geist.
Sila, Samadhi geben mir die nötige Kraft für den Weg.
Mach es dir nicht zu schwer.
Versuche das Leiden für dich und andere zu vermindern, teile deine Liebe mit jedem der sie haben möchte und braucht.
Aber kreiere keinen neuen Krieg in der Welt.
Da ist Leiden, Freude, Hass, Angst usw, aber niemand der diese Dinge erlebt.
Verstehen, Lieben, Loslassen und immer wieder diese Quelle erforschen, dann wirst Du Frieden finden.
LG Martin