Beiträge von Martin_1980 im Thema „Den Weg ohne Lehrer gehen“

    Ich habe meistens sehr lange Retreats gemacht, und wir hatten fast täglich Kontakt mit dem Lehrer.

    Manchmal habe ich als "Diener" für einen sehr berühmten Lehrer "gearbeitet", dann war ich fast 24 Stunden in seiner Nähe.


    Ich hatte zwei Lehrer die mehr oder weniger meine Gedanken lesen konnten. Ich bin niemand der ein Tagebuch führt, einen Seelenverwandten hat dem er alles anvertraut, noch schreibe ich über meine innersten Vorgänge auf Facebook.


    Aber diese Leute wussten alles über mich.


    In unserer Tradition gibt es so eine Art von Landkarte für die Meditation. Davon wusste ich die ersten Jahre nichts.

    Meine Lehrer konnten mir anhand meiner Erzählungen genau erklären, wo ich umgehe, was ich falsch mache, und wie weit oder nah ich von der Freiheit entfernt war.


    Vor kurzem habe ich einen meiner Lehrer wieder besucht, und er erkannte wohl das ich ihn sehr mag.

    Ich wollte einfach nur in seiner Gegenwart sein und stellte deshalb Fragen, auf die ich die Antwort schon lange hatte.


    Bei jeder Frage sagte er zu mir : "Das weißt du doch schon längst, lass die anderen Leute ihre Fragen stellen"


    Und danach hat er mich zum Mittagessen eingeladen.

    Er wusste wohl das ich einfach gerne in seiner Nähe war.


    LG Martin

    Guten Morgen!


    Heute habt ihr dieses enorme Wissen, dass euch 24 Stunden am Tag durch das Internet, Bücher usw zur Verfügung steht.

    Ich sehe es gerade hier im Retreat.


    Laut Fragebogen sind hier 80 % der Menschen Anfänger, aber die Fragen dich ich erhalte sind Sagenhaft.


    In meinem ersten Retreat wusste ich nichts von Sotapanna, Anagami, jhana, Abkürzungen in anderen Traditionen usw.


    Ich hatte einen Lehrer der mich inspiriert hat, und der mich wohl besser kannte als ich mich selbst.


    Zur Not geht es schon ohne Lehrer, aber ein Lehrer ist extrem wichtig.

    Warum?


    Dir selbst stimmst Du meistens zu.

    Niemand kann Dich dann stoppen.


    Meine Lehrer konnten mir detailliert erklären, wo ich gerade in der Meditation stehe und wie es weiter geht.


    Manchmal sieht man das zum Beispiel im Internet.

    Die Leute verfassen diese langen Texte, übersetzen und interpretieren sie, und ein paar Wochen später verlassen sie mit einem großen knall das Forum, weil sie ihre Zeit nicht an die Unwissenden und Undankbaren Leute verschwenden wollen.


    Sie gehen davon aus, dass sie alles wissen und der Rest nicht.

    Und nach ein paar Monaten kommen sie dann mit einem neuen Account zurück und setzen ihre Mission fort.


    Danach hatte ich noch andere Lehrer, und danach wurde alles zu meinem Lehrer.


    Irgendwann kommt der Punkt, wo man Belehrungen auch vom eigenen Herzen hört. Theoretisch gesehen müsste man dann nicht mehr zu einem Lehrer, aber in unserer Tradition ist der Lehrer nicht nur der Lehrer, wenn man Glück hat, ist er auch gleichzeitig Vater-Mutter-bester Freund.


    Man muss nicht praktizieren und einen Lehrer haben, sondern man darf praktizieren und einen Lehrer haben.


    Welch ein Segen!


    Ich habe zwei mal Zuflucht genommen.

    Einmal offiziell in einer Zeremonie, und ein paar Jahre später alleine in einer einsamen Hütte im thailändischen Wald.


    Falls du irgendwie die Möglichkeit hast, dann suche dir einen Lehrer und eine Sangha.

    Ich habe am Anfang sehr lange Retreats gemacht und konnte danach für ein Jahr den Lehrer nicht mehr sehen, und da musste ich mich halt alleine durchkämpfen.


    Aber ohne meine Lehrer, würde ich heute nicht da sein, wo ich jetzt bin.

    Sie sind für mich so wichtig wie meine Eltern.


    Alles Gute für dich!


    Mögen wir alle Frieden finden!


    Martin