Der ganze Theravada ist von einem tiefen Respekt gegenüber Lehrern gekennzeichnet
Zitat»Mit 'Gott' bezeichnet man die Eltern, 'die ersten Lehrer' nennt man sie; sie sind der Kinder Ehrfurcht würdig, [2] sind die Erbarmer des Geschlechts. Es schenke ihnen darum Achtung der Weise und bediene sie mit Speise wie auch mit Getränken, mit Kleidung und mit Lagerstatt, mit Baden und mit Gliederreiben und mit der Füße Waschung auch.
Es ist ganz bestimmt kein Zufall, daß nach dem Pali Kanon die ersten Menschen, denen Buddha nach seinem Erwachen von seinen neuen Erfahrungen erzählen wollte (und die er eindeutig bekehren wollte) seine beiden letzten Lehrer Āḷāra Kālāma und Uddaka Rāmaputta sind. Erst nachdem er erfährt, daß beide inzwischen verstorben sind, wendet er sich an seine ehemaligen mit-Asketen.
Zitat"Ich erwog folgendes: 'Wen sollte ich zuerst das Dhamma lehren? Wer wird dieses Dhamma schnell verstehen?' Da fiel mir ein: 'Die Bhikkhus der Fünfergruppe, die mir aufwarteten, während ich mit meinen Bemühungen (asketische Übungen) beschäftigt war, waren sehr hilfsbereit. Angenommen, ich lehre sie zuerst das Dhamma.'
Interessant ist aber, daß Buddha in gleichem Zusammenhang betont, daß er selbst für den entscheidenden Schritt keinen Lehrer hatte und brauchte.
ZitatAlles anzeigen'Ich habe alles transzendiert, ich bin allwissend,
Bei allen Dingen unbesudelt, all-entsagend,
Befreit durch's Ende des Begehrens. Hab' all dieses
In mir erkannt, wen sollte ich als Lehrer nennen?
Ich habe keinen Lehrer, Meinesgleichen
Ist nirgends auf der ganzen Welt zu finden
Mit allen ihren Göttern, denn ich habe
Als Ebenbild nicht mal ein einz'ges Wesen.
In dieser Welt bin ich der Eine, voll verwirklicht,
Der oberste, der allerhöchste Lehrer.
Wahrhaftig voll erleuchtet bin nur ich alleine,
Dem alle Feuer ausgelöscht, erstickt sind.
Die grundsätzlichen Grenzbedingungen für alle Lehrertätigkeit ist wieder in der Kalamer Sutta zu finden
ZitatGeht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann, o Kālāmer, möget ihr sie euch zu eigen machen.
Einem Lehrer zuzuhören kann gut sein, die Wahrheit des Dargelegten selbst verstehen, ist besser!
Buddha war ein Menschenkenner. Zu seinen allerletzten Äußerungen gehört ganz klar die Idee, daß nach seinem Tod die dargelegte Lehre allein die Richtschnur sein soll und daß es keines Lehrers bedarf.
ZitatDann sprach der Erhabene den ehrwürdigen Ānanda an: "Es könnte sein, dass euch einfallen würde: 'Der Meister dieser Lehre ist vergangen, nicht gibt es für uns einen Meister.' So sollt ihr das, Ānanda, aber nicht sehen. Die von mir dargelegte Lehre und die von mir erlassene Zucht, Ānanda, ist nach meinem Tode euer Meister.
An gleicher Stelle
Zitat«Was hat denn, Anando, die Jüngerschaft noch von mir zu erwarten?
Aufgewiesen hab' ich, Anando, die Satzung, und habe kein Innen und kein Außen gemacht: nicht gibt es, Anando, beim Vollendeten ein Aufsparen in der hohlen Faust.
Wer da etwa, Anando, also dächte: "Ich habe die Jüngerschaft zu lenken", oder: "Auf mich angewiesen ist die Jüngerschaft", der hätte ja wohl, Anando, in betreff der Jüngerschaft noch etwas anzuordnen. Der Vollendete hat, Anando, keine solchen Gedanken, wie: "Ich habe die Jüngerschaft zu lenken", oder: "Auf mich angewiesen ist die Jüngerschaft"; was sollte, Anando, der Vollendete in betreff der Jüngerschaft irgend noch anzuordnen haben? Ich bin doch, Anando, jetzt alt geworden, ein Greis, hochbetagt, bin meinen Weg gegangen, am Ziel angelangt, stehe im achtzigsten Jahre. Gleichwie etwa, Anando, ein abgeratterter Karren mit Ach und Krach weitergebracht wird, ebenso auch wird, Anando, mit Ach und Krach, so zu sagen, der Leib des Vollendeten weitergebracht.