Beiträge von Bhavanga im Thema „Was ist Unwissenheit?“

    Zitat

    Verblendung ( kilesha) ist was konkretes, was im Geist auftauchen kann..

    void Wieso benutzt du für das Konzept von "kilesa" das Wort "Verblendung"? Im selben Wörterbuch steht unter "Verblendung" im Beitrag zu den Wurzelgiften "mula" stattdessen das Wort "moha", und das Gegenteil "amoha" wird als "Unverblendung" bezeichnet, mit dem Hinweis "Unverblendung von Wissen".


    So denke ich, dass die Verblendungen eher wie Scheuklappen sind, die eben durch das Folgen der Begierde nach den Befleckungen entstehen, und die den Zugang zum Wissen und damit die Fähigkeit, die Natur der Realität und ihre Daseinsmerkmale zu erkennen (temporär) versperren können.


    So denke ich ist hier ein Bezug zur "Unwissenheit", also dem Fehlen von Wissen, und das hat mich hier im Thread verwirrt, weil die Begriffe sehr durcheinander geworfen und teils synonym verwendet wurden. Ich weiss aber auch, dass das ein bisschen schwierig ist, auch wegen der Natur der aus dem Pali übernommenen Begriffe, die sicherlich im Ursprung andere Bedeutungsebenen hatten, als die dafür verwendeten, und vielleicht nicht immer optimal gewählten Übersetzungsbegriffe.

    Ist der Begriff der "Unwissenheit" denn ein mehrschichtiger, oder eindeutiger Begriff im Buddhismus? Gibt es da eine definierte Unterscheidung zum Konzept der Verblendung?


    Wo ich daran denke, kann der Begriff der "Unwissenheit" ja mehrere Sachverhalte im Kontext addressieren. Das eine wäre dann ja, das Fehlen von Wissen, mangels Zugang zu Erfahrung, das "etwas nicht wissen". Dies bedeutet dann, in der Welt mit einem Irrtum konfrontiert zu werden, diesem blind folgen zu müssen, damit die Erfahrung die darauf folgt das Unwissen "behebt". Dann beginnt unser Weg (wenn es denn irgendwo einen Anfang gäbe) wahrscheinlich mit völliger Nichtwissenheit, die dann durch Irrtümer in völliger Verblendung und damit zu Erfahrungen führen wird, die dieses Nichtwissen beheben.


    Oder aber wäre die Unwissenheit gleichzusetzen in ihrer Natur mit der Verblendung, also der Unfähigkeit, im falschen Moment Zugang zur Achtsamkeit und damit zum nötigen Wissen und dem Ausdruck unserer wahren Natur (Buddhanatur, die sich als in die physische bzw. geistige Erscheinung projiziert erfährt und sich dessen bewusst ist) versperrt, und dadurch ein Verfallen in Irrtümer und die Ich-Illusionen bedeutet, also etwa in den Glauben einer Identifikation mit dem Ich, anstatt es als geistige Erscheinung zu sehen, mit der man verbunden sein kann aber die eigentlich nicht der Kern des eigenen Wesens ist?


    Wer weit genug meditiert hat, kennt ja sicher die Erfahrung, wenn die Achtsamkeit sich entfaltet und man plötzlich die Erscheinungen bewusst beurteilen kann, ohne den der Verblendung verfallenen Verstand dazu benutzen zu müssen. Dann kann man auch bemerken, dass es da diesen Unterschied gibt, der in Meditation wie im Alltagsleben zu Tage treten kann - eben das Bewusstsein zu haben, was gerade vor und in einem passiert, und was man darüber "weiss", oder es nicht zu haben, und dem ganzen auf fatale Weise ausgesetzt sein zu müssen. Öffnet sich das Bewusstsein, die Verblendung aber, dann ist es möglich die Dinge zu filtern, ihre leidbringenden (oder aber auch segensreichen) Eigenschaften zu sehen, und dadurch entsprechend dem Aufbau von Leiden durch das nun vorhandene "Wissen" entgegenzuwirken.


    Also, was denkt ihr, "Unwissenheit" - genereller Zustand des zugänglichen "Wissensspeichers", oder die Fähigkeit im Augenblick auf diese Wissen zugreifen zu können oder nicht, auch wenn es im Grunde bereits da ist und Teil der (verblendeten) Geistesaktivität sein kann? Oder ist da eine strikte Trennung des Wissens, zwischen Verblendung und eben der letztendlichen Wahrheit?