Beiträge von Gurkenhut im Thema „Überzeugte Buddhisten und Biddhistinnen für Debatten mit Andersgläubigen gesucht“

    Ich glaube, hier fängt das Missverständnis zumindest zwischen uns beiden an. Ich interpretiere deine Worte so, dass du mit sehr viel Anpassung, unhinterfragenden Glauben o.ä. zum Buddhismus gekommen bist und nun rebellierst.

    Nein, ich habe Jahrelang Pratiziert und bin nach und nach auf viele Punkte der Lehre gestossen, die keinen Sinn machen/Nicht mehr haltbar sind nach heutigem Stand der Wissenschaft, oder gar in sich nicht schlüssig sind, sich also selbst inenrhalb der Lehre wiedersprechen. Ich habe diese größtenteils bereits alle hier in meinen Beiträgen genannt.

    Worte sind keine saubere Beschreibung der Wirklichkeit. Ich bin Mathematikerin. Ich bewundere die Klarheit und Harmonie der theoretischen Mathematik, wo vor allem zwei Menschen, wenn sie dort das Wort Leiden in den Mund nehmen würden, 100%ig das gleiche meinen, weil die Worte erst definiert werden, und dann benutzt. Dadurch ist es möglich zu sagen, eine Aussage ist wahr oder falsch.

    Im Leben und auch in den Wissenschaften, die sich mit den praxisangewandten und spannenden Fragen beschäftigen, ist es anders herum, es werden Wörter benutzt im Versuch das was ist zu beschreiben und sich verständlich zu machen, über die kein völliger Konsens besteht, was sie eigentlich bedeutet. Wie will man Aussagen über das Leiden als wahr oder falsch beurteilen, wenn die Vorstellungen, was gemeint ist, völlig auseinander gehen?


    Den Wert meiner buddhistischer Praxis sehe ich in hilfreichen Methoden mit dem Leben klar zu kommen, u.a. mit dieser Bodenlosigkeit, das nichts hält, nicht mal Worte. Und nicht darin, das was ist objektiv "richtig" beschreiben zu können.

    Trotzdem diskutiere ich weiterhin gerne mit Menschen über Religion und Philosophin und habe auch Verständnis dafür, dass Menschen eben an das was in der Buddhistischen Lehre behauptet wird, glauben, denn ich war ja selbst einmal überzeugt davon aus diversen Gründen.

    Ich glaube, hier fängt das Missverständnis zumindest zwischen uns beiden an. Ich interpretiere deine Worte so, dass du mit sehr viel Anpassung, unhinterfragenden Glauben o.ä. zum Buddhismus gekommen bist und nun rebellierst. Ich bin in einer Phase der Rebellion (die ich im übrigen für wesentlich weil zumindest meiner Kenntnis nach nicht überspringbar halte) zum vertieften Studium der Lehre gekommen. Eine meiner Lieblingsarbeitsanweisungen besteht auch darin mir zu überlegen, wie ich einen Satz völlig missverstehen kann, und dann erstmal davon auszugehen, dass er so nicht gemeint ist. Die meisten Wörter und Sätze haben leider eine weite Bandbreite an Interpretationsmöglichkeiten.

    Als einer, der hier schon mehrmals das Ziel von "Rauswurf-" bzw. "Sperren!"-Rufe gewesen ist, finde ich diese Abwehr-Reaktionen einfach traurig. Das hier ist doch eine Diskussionsforum; warum möchte man gewisse Sichtweisen einfach wegsperren?

    Das sehe ich im Grund genauso, möchte es aber mit einem Dank an void verbinden. Rauswerfen finde ich auch hinterfragenswert, alles was nur keine persönlichen Beleidigungen enthält unkommentiert stehen lassen aber auch.

    Das Beste was bei solchen Diskussionen herauskommen kann ist dass sich dabei Verständnis und Wohlwollen für Menschen mit anderen Ansichten entwickelt.

    Macht nur Diskussionen total unspannend und senkt dadurch wahrscheinlich Zuschauerzahlen und Egobefriedigung.

    Ich stell' mir das gerade vor. Eine kleine Runde von Menschen, jeder darf erzählen, was er glaubt und praktiziert. Und die Rückfragen zielen nicht darauf ab, logische Widersprüche zu finden oder andere bloßzustellen, sondern gehen in die Richtung: Und wie wirkt die Praxis bei dir? Tut sie dir gut? Was verändert sich dadurch bei dir und in den Beziehungen zu anderen?

    Und dann kann offen erzählt werden, dass jemand damit den Tod seines Kindes verarbeitet hat. Oder die eigene Vergangenheit/ das eigenen Wesen bearbeitet, sodass man fähig geworden ist, dem lebenden Kind Liebe zu schenken. Oder anderen Wesen. Oder jemand erzählt, wie er mit seiner Angst klarkommt, und nun das tun kann, was er tun wollte, wenn nur diese Angst nicht mehr da wäre. Ein anderer wie sich der Blick für das Leiden dieser Welt geöffnet hat und er einen sinnlosen Bürojob gegen eine Tätigkeit ausgetauscht hat, bei der es nicht zu übersehen ist, dass es hilft Leiden zu lindern. Und jemand anderes erzählt über erlebtes Leid innerhalb einer religiösen Struktur und auch dies wird nicht abgewehrt, sondern erzählt und wohlwollend begleitet.