Beiträge von mukti im Thema „Ist Buddhismus nicht in Wahrheit ganz einfach?“

    Neben den Gedanken gibt es noch die Formen die Töne die Gerüche die Säfte und die tastbaren Objekte die mit Gefühlen verbunden auftreten.


    All dieses nennt Buddha dukkha - auch wenn es sich für nicht Erwachte häufig angenehm anfühlt. Es wird von einem Leiden quasi überall gesprochen, was sich dem (normalgewöhnten) Geist ersteinmal nicht erschliesst. Deswegen ist man vielleicht geneigt nur im unangenehmen bzw schmerzhaften Gefühl das von Buddha erklärte dukkha zu sehen. Aber es ist damit auch das angenehme Gefühl gemeint. Das erscheint erstmal natürlich paradox.


    Was angenehm erscheint ist nur ein wenig Erleichterung vom Unangenehmen. Etwa wie in dem Beispiel mit einem Aussätzigen den man über ein Kohlenfeuer hält:


    Zitat

    Oder, Magāndiya, nimm an: ein Aussätziger mit offenen Wunden am ganzen Körper, der von Würmern zerfressen wird und mit den Fingernägeln die Wunden aufkratzt, läßt seinen Körper an einer Grube mit glühenden Kohlen dörren. Seine Freunde und Verwandten rufen einen tüchtigen Arzt, der ihm ein Heilmittel gibt, so daß er vom Aussatz geheilt wird. Nun ist er gesund, glücklich, sein eigener Herr und kann gehen, wohin er will. Dann sieht er einen anderen Aussätzigen, der seinen Körper an einer Grube mit glühenden Kohlen dörrt. Meinst du, der Geheilte würde diesen Aussätzigen beneiden um die Kohlengrube oder um die Behandlung mit dem Heilmittel?» - «Nein, Herr Gotama, denn nur, solange er krank war, bedurfte er der Behandlung mit dem Heilmittel; da er nicht mehr krank ist, bedarf er dessen nicht mehr.» - «Ebenso habe ich das Verlangen nach Sinnenfreuden aufgegeben, nachdem ich jenes Wohlbehagen erlangt hatte, das jenseits der Sinnenfreuden und jenseits unheilsamer Regungen als ein himmlisches Glück unvergänglich ist.

    M.75

    Bitte könnt ihr mir einmal erläutern was ihr selbst mit dem Begriff innerer Friede und innerer Ruhe genau meint bzw. was dies für euch bedeutet so ei e Art Begriffsbestimmung

    Bedeutet für mich Losgelöstheit, kein Begehren, Anhaftung und Hass, Bewusstsein über die Vergänglichkeit und Unbeständigkeit, nichts als ein Ich oder Mein anzunehmen, Ungestörtheit, Unerschütterlichkeit, Unbewegtheit.

    Guten Morgen, lieber mukti , :)

    Demnach ist es besser nicht nach Glück, sondern nach Vermeidung von Leid zu streben, also nicht im Begehren, sondern im Versiegen des Begehrens den Sinn des Lebens zu erkennen.

    Etwas vermeiden zu wollen, ist ein Ausweichen/ eine Flucht und sicher oft sinnvoll (wenn z.B. ein wütendes Wildschwein hinter einem her ist), aber ich denke, dass es eine Falle sein könnte, Leiden rundweg abzulehnen, weil es im Endeffekt auf dasselbe hinaus läuft, wie das Streben nach Glück.

    Man möchte es anders haben, als es ist und (vielleicht) sein wird.....

    Wenn man die Welt anders haben will als sie ist wird das nicht funktionieren, aber ich finde es sinnvoll wenn man die Wahrnehmung der Welt anders haben will als sie ist, nämlich ohne Gier, Hass und Verblendung. Den Leiden zu entkommen ist das Motiv diese Geistestrübungen aufzulösen, wenn sie nicht leidvoll wären gäbe es keinen Grund dazu.

    Ich glaube es gibt wohl niemanden der sich seiner Sinneserfahrungen mehr erfreut als ein Erwachter, er ist doch sozusagen ein Supergeniesser ohne Anhaftung und ohne Abneigung den Genüssen gegenüber offen und neutral.

    Ich persönlich finde es deswegen nicht zielführend alles als negativ zu interpretieren was schön ist. Sich von Anhaftung zu befreien ist eine Sache doch ist es nicht ebenso leidvoll sich gegen alle Genüsse zu stemmen das wäre doch auch bloß wieder eine Form von Abneigung?

    Ein Erwachter ist auch bei unangenehmen Sinneserfahrungen noch "Supergenießer" glaube ich, weil er unabhängigen inneren Frieden genießt. Genauer gesagt bleibt er bei Freuden und Leiden vollkommen gleichmütig, das Schöne wie das Unschöne interpretiert er weder negativ noch positiv, ohne Begehren und Aversion.

    Die Erkenntnis dass alles vergänglich und ohne Selbst ist, und dass daher die Anhaftung daran zu Leiden führt bewirkt die Loslösung, nicht der Hass auf Genüsse. Die Erkenntnis kommt aber nicht von selber, ohne die Praxis des achtfachen Pfades.

    In der ersten edlen Wahrheit heißt es laut SN 56.11:

    • Geburt ist Leiden
    • Altern ist Leiden
    • Krankheit ist Leiden
    • Tod ist Leiden
    • vereint sein mit unlieben ist Leiden
    • getrennt sein von Lieben ist Leiden
    • etwas, das man sich wünscht, nicht zu bekommen, ist Leiden
    • kurz: die fünf Anhaftungsgruppen sind Leiden

    (Übersetzung Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha, S.67)

    So fasst der Buddha die Leiden alle zusammen: "Die fünf Anhaftungsgruppen sind Leiden". Ich denke das Hauptproblem ist die falsche Ansicht, die fünf Gruppen wären da um sich daran zu erfreuen. Dieses Glück ist aber eine Vorstellung die höchstens nur kurz und dann kaum ungetrübt zur Wirklichkeit wird. Demnach ist es besser nicht nach Glück, sondern nach Vermeidung von Leid zu streben, also nicht im Begehren, sondern im Versiegen des Begehrens den Sinn des Lebens zu erkennen. Die trügerischen Sinnesfreuden gegen beständige innere Ruhe und Frieden einzutauschen ist ein Handel der sich wirklich lohnt.

    Die Lehre Buddhas ist dagegen klar und konsistent. Insofern gar nicht (so) kompliziert. Weiß man nur ein paar Lehrpassagen, erschliesst sich ausserdem weiteres von allein. Dazu gibt es genügend Lehrreden die für sich alleine stehen und eigentlich die ganze Lehre vom Leid, seiner Entstehung und Aufhebung enthalten.


    So ist es:


    Zitat

    Viele Lehren, o Mönch, wurden von mir verkündet:

    • Lehrtexte,
    • vermischte Prosa,
    • Exegese,
    • Verse,
    • Hymnen,
    • Aussprüche,
    • Geburtsgeschichten,
    • wunderbare Dinge und Erläuterungen.

    Wenn da der Mönch auch nur von einer einzigen vierteiligen Strophe den Sinn und den Wortlaut kennt und die Lehre befolgt, so genügt das, um ihn wissensreich und einen Kenner der Lehre zu nennen.

    A.IV.186

    Zunächst einmal muss man ja erkennen, was das Leiden ist, das man in Samsara erfährt.

    Was Leiden ist erfahren ja alle, was muss man dazu noch erkennen?

    Mukti, das erfahren nicht alle. Erstens ist das sehr unterschiedlich und zweitens muss erstmal klar verstanden werden, was alles Leiden ist und wo es bereits beginnt.

    Nun ja, es ist schon relativ. Z.B. würde ein Mensch darunter leiden wenn er Mist fressen müsste, für einen Mistkäfer fühlt sich das sehr angenehm an. Und vielleicht bedauern uns die Götter wenn wir uns so richtig glücklich fühlen. Das Glück der Götter ist wiederum nur Leid für einen vollkommen Erwachten.