Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „Aufarbeitung von Mißbrauch im Buddhismus“

    Lieber Sudhana und lieber Thorsten Hallscheidt ,


    letztlich argumentiert ihr beide doch für dasselbe Ziel - ein Ende des "Missbrauch - Leidens", vordringlich im Zusammenhang mit dem Buddhismus, der ja den Buddhadharma vermitteln und damit helfen soll, Leiden zu beenden...

    Vielleicht mal ein paar Worte zum Begriff 'Aufarbeitung' - Manchen hier scheint nicht so recht klar zu sein, was das heisst. Das ist zunächst ein möglichst emotionsfreier Blick (was btw das Problem bei C. Goldner ist) auf die historischen und sozialen Wurzeln von Mißständen. 'Aufarbeitung' heisst, diese Wurzeln offenzulegen und auszuroden, so dass sie nicht immer wieder neu austreiben. Verweigerung von Aufarbeitung beginnt schon mit der Verweigerung, die schönen Märchen im Kopf mit den empirischen Daten von Geschichts- und Sozialforschung zu konfrontieren.

    Danke für die klare Begriffsbestimmung, die sollte eigentlich am Anfang stehen.

    Es ist sehr schwierig, emotionslos an die Aufarbeitung heranzugehen, auch wenn es zunächst nur um die Betrachtung historischer und sozialer Wurzeln von Missbrauch geht.

    Manch einer "verbirgt" seine Emotionen dann hinter einer "Maske" von Ironie, Sarkasmus und Zynismus, was leider der sachlichen, emotions"armen" Diskussion eher abträglich ist (auch, wenn es als "Stilmittel" fast unschlagbar mitreißend sein kann...).

    Ein paar Worte noch in eigener Sache. An Emotionen, die aus Mitgefühl mit Missbrauchsopfern resultieren, ist absolut nichts auszusetzen. Sie sind ja der Ansatzpunkt und die Triebkraft der Aufarbeitung und diese Energie wiederum scheint mir ein guter Indikator für den Stand unserer Übung zu sein; genauer für deren karuṇa - Aspekt.

    D'accord, aber der Emotionen sollte man sich bewusst sein/werden und sie in der Diskussion kontrollieren, damit diese nicht "aus dem Ruder läuft"...

    Tiefergehend wäre es heilsam, das Mitgefühl mit "Tätern" von fortgeschrittenen Buddhisten (nicht Missbrauchsopfern, weil das ev. überfordern/retraumatisieren könnte) auch nicht auszuschließen, es gehört m.E. mit zur buddhistischen Praxis, erleichtert darüber hinaus Aufarbeitung und Verhütung weiterer Taten...


    Wenn Mitgefühl mit Opfern in Hass auf Täter umschlägt trübt auch dies den Blick. Davor bewahrt die Übung von upekṣā - und genau dies unterscheidet diese parami von bequemer Gleichgültigkeit. Upekṣā setzt einen ebenfalls möglichst emotionsfreien Blick auf das Selbst voraus.

    Danke.

    Diese Arroganz gegenüber Menschen, die sich einer Religion zugehörig und tief verbunden fühlen, die (trotz aller Probleme) Hoffnung und Vertrauen in ein Lehr-System legen, zeugt nicht von Upekṣā sondern von Dünkel, Stolz und Überheblichkeit. Upekṣā ist unvollkommen, wenn Mettā Pāramī fehlt

    Danke.


    Es ist ohne weiteres möglich, sich trotz aller Skandale, Probleme, und Missstände einer Weltanschauung und ihren Vertretern verbunden zu fühlen, ohne blind, taub oder naiv zu sein. Das geht, indem man sich der Missstände bewusst ist, und diese benennt und versucht von innen zu verändern.

    Ja, es ist möglich, aber anscheinend noch nicht weit genug verbreitet....

    Wegsehen, Ausreden, Schönreden und Festhaltenwollen kann man auch jetzt wieder allzu oft z.B. bei Anhängern des Dalai Lama beobachten.

    Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...


    Möge sich alles zum Guten entwickeln!