Beiträge von mukti im Thema „Alter - im Buddhismus“

    Frage an Helmut und mukti - von welchem "man" redet ihr da eigentlich?

    Vermutlich meinst du das "man" in Beitrag 120: "So wird man aufgrund von Daseinsdurst und Begehren in die nächste Existenz getragen,..."


    Da steht "man" für beinahe alle Wesen.


    Zu beachten wäre der zweite Teil des Satzes:


    "....so stelle ich mir das vor."

    Mit dem Tode zerfällt unser jetziger Körper in seine molekularen und atomaren Bestandteile. Deshalb nehmen wir ihn nicht mit in die nächste Existenz. Aber in Abhängigkeit der karmischen Prägungen unseres Bewusstseinskontinuums nehmen wir in unserer nächsten Existenz in einem bestimmten Daseinsbereich einen neuen Körper an, der aber ein anderer ist als der jetzige.

    Der Körper zerfällt aber geistige Objekte der Anhaftung und Identifikation bleiben bestehen. So wird man aufgrund von Daseinsdurst und Begehren in die nächste Existenz getragen, so stelle ich mir das vor.

    Nun ja, mit den körperlichen Energien lassen auch die Geistigen nach - das Gedächtnis, das Denken, die Empfindung und das Wollen. Ich werde immer weniger und am Ende verlöscht alles - da scheint es als würde die zunehmende und endgültige Befreiung in der Degeneration und Vernichtung liegen.


    Einstweilen denke ich noch dass ich Gleichgültigkeit nicht mit Gleichmut verwechseln sollte. Damit ich am Ende nicht stumpf in die Welt schaue sondern mit einem sehr wachen und klaren Geist alles so sehen kann wie es wirklich ist, muss sich mein Wünschen in diese Richtung verschieben. Ich strenge mich nicht mehr an um auf einen Berg zu steigen aber strenge mich an um die Hindernisse und Geistestrübungen zu beseitigen, bemühe mich um Achtsamkeit, um Kontemplation, rechtes Handeln, rechte Einsicht, usw.

    Der Wert alter Menschen liegt vor allem darin dass man von ihnen was lernen kann finde ich. Ich hatte immer gerne Kontakt mit ihnen um herauszufinden was sie über das Leben denken, was sie daraus gelernt haben, wie sie die Dinge jetzt sehen, über die sie lange reflektiert haben. Also die Weisheit hat mich interessiert, nicht das Wissen.

    Es lassen sich halt die Wünsche immer weniger erfüllen je älter man wird. Wenn das Leben darauf ausgerichtet war die Triebe zu befriedigen und dann geht das nicht mehr, wird man nur ein alter Grieskram.

    Hmm, das wird m.Mn. meist zu wenig beachtet: nicht nur die Fähigkeiten "bunte Dinge zu tun" aka "Wünsche befriedigen" lassen nach - sondern überhaupt die Intensität, die Art der Wünsche läßt nach (oder verschiebt sich). Schön, wenn das synchron geht! Dann ist alt-werden, sterben wie Einschlafen nach einem freudvollen (oder leidvollen) Tag. "Griesgramigkeit" würde ich mal sagen, kommt dann, wenn das asynchron läuft - durch Krankheit, Unfälle etc. Habe einige Beispiele in meinem engeren Kreis, bei denen man die Variationsbreite hierin gut beobachten und interpretieren kann ...

    Kommt darauf an wohin sich die Wünsche verschieben denke ich. Meistens richten sie sich wohl nicht auf die Loslösung sondern auf irgendeinen Ersatz.

    Wenn das Leben darauf ausgerichtet war die Triebe zu befriedigen und dann geht das nicht mehr, wird man nur ein alter Grieskram.

    Ja, die Gefahr, dass man dann griesgrämig wird, besteht definitiv ....

    Meine Erfahrung ist allerdings, dass sich diejenigen, die einfach nur das "reine Alter", also nachlassende Sinne, Fähigkeiten etc. und Verlangsamung erleben, dabei aber (relativ) gesund bleiben, ganz gut damit arrangieren, sprich: sich anpassen.

    ("Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist...")

    Das stimmt auch wieder. Ich denke das Arrangieren und Anpassen an das Altern wird dadurch begünstigt dass es ein langsamer Prozess ist und einem nicht alles auf einmal abhanden kommt. Ein paar Jahre muss man beim Kleingedruckten die Augen zusammenkneifen, dann braucht man eine Brille, nach ein paar Jahren eine stärkere Brille, man gewöhnt sich allmählich daran, an den einen fehlenden Zahn, dann an den zweiten, an die Brücke, an das künstliche Gebiss. Man stirbt nicht sofort, sondern stückchenweise, was man loslassen muss ist jedesmal ein relativ Geringes, das geht schon.


    Wenn man darauf vorbereitet ist weil man sich oft mit Alter und Tod auseinandergesetzt hat, blickt man nicht mit allzu großer Sehnsucht auf die Jugend zurück und nützt die Zeit zur Entwicklung von Einsicht und Loslösung. Andernfalls sind die alten Leute schon etwas traurig habe ich bemerkt. Man lässt los weil einem nichts anderes übrigbleibt, aber so recht zufrieden ist man nicht, tröstet sich damit was man noch alles machen kann und ist ein wenig neidisch auf die jungen Leute. Die Beschwerden und Arztbesuche häufen sich, die Zukunftsaussichten werden immer düsterer, man lebt zunehmend mit Unsicherheit und Angst. Bestenfalls ist man dankbar für jeden Tag den man noch hat und für die Zeit ohne Schmerzen und klammert sich immer noch an das Leben.

    Die andere Sache es geht doch ums loslassen, im Alter scheint das scheinbar einfacher zusein, was hier angedeutet wurde, man muss keine Weltumseglung machen, oder den Mount Everest besteigen und scheinbar kann man auch von Liebesbeziehungen bzw. Trieben einfacher loslassen.


    Scherzhaft sage ich, wieso versuche von allem loszulassen, einfach alt werden dann kommt es von alleine

    Es lassen sich halt die Wünsche immer weniger erfüllen je älter man wird. Wenn das Leben darauf ausgerichtet war die Triebe zu befriedigen und dann geht das nicht mehr, wird man nur ein alter Grieskram.

    Hölderin litt ja an einer Geistesstörung und hat am Ende mit einer Betreung gelebt. Da hat er noch manches schöne Gedicht zustande gebracht wie das hier:


    Zitat

    Die Linien des Lebens sind verschieden,

    Wie Wege sind und wie der Berge Grenzen.

    Was hier wir sind kann dort ein Gott ergänzen,

    In ewigen Harmonien und Frieden.

    Früher wollte ich die große Welt erkunden, jetzt mit 65 wird meine Welt ganz klein.

    Andere sind da anderer Meinung! :)


    ChatGPT weiss gleich mehrere Gründe, warum das Altern positiv ist:

    .....

    Ja danke, es ist auch positiv. Es sind weniger die äußeren Umstände die meinen Radius zunehmend einschränken, vielmehr ist es freiwillig. Das Glück das durch die Sinne kommt ist im Grunde überall das Gleiche und es zeigt sich umso mehr, je weniger man ihm rastlos nachjagt. Vor allem ist es aber vergänglich und deshalb gar nicht der Mühe wert. Besser ist Zufriedenheit mit dem was man hat und das Wertvollste ist das allmähliche Durchschauen der Täuschungen denen man erlegen ist, mit der Perspektive davon frei zu werden um am Ende alles so zu sehen, wie es wirklich ist.

    Früher wollte ich die große Welt erkunden, jetzt mit 65 wird meine Welt ganz klein.


    Zitat

    Je älter man wird, desto kleiner erscheinen die menschlichen Dinge samt und sonders: Das Leben, welches in der Jugend als fest und stabil vor uns stand, zeigt sich uns jetzt als die rasche Flucht ephemerer Erscheinungen: Die Nichtigkeit des Ganzen tritt hervor.


    Arthur Schopehnauer


    Möge der Abschied unbeschwert und endgültig sein:


    Zitat

    Leb wohl du Welt, und schmücke

    Dich wieder jung und glatt,

    Wir sind von Deinem Glücke

    Und deinem Jammer satt.


    Hermann Hesse