Beiträge von Sudhana im Thema „Buddhismus und Hinduismus“

    So Kinder verstehen

    Ja, das ist das Niveau hier. Kinderstunde und Wikipedia-Weisheiten.


    @eitelpfuetze : schade, hättest evt. noch etwas dazu lernen können. Speziell auch über Chauvinismus. Deine Geschmacksprobleme mit der Metapher - meinetwegen. Ich fürchte, Rücksichtnahme auf solche Empfindlichkeiten kannst Du nicht erwarten.


    Okay, damit wäre auch das Nebenthema für mich abgehakt.

    'Der Buddhismus' also diese Idee zusammenhängender Lehren und Praktiken von Menschen - das kam erst in Europa auf. Ist insofern eine kulturelle Idee ein solches abendländisches Konzept. Diese Idee ist Mitte bis Ende des 19 Jahrhunderts entstanden. Es ist ein Begriff und eine Idee eingebettet in das entsprechende weitere Denken. Eine hierzu übergeordnete Idee ist die der 'Religion'.

    Zu diesem Nebenthema - das durchaus einen eigenen Thread verdient hätte - noch eine Anmerkung. Das ist natürlich völlig richtig. Da spielte die Aufklärung (in Deutschland wäre da vor allem Herder zu nennen) eine wichtige Rolle. Dabei ging es um die Abtrennung des Begriffs 'Religion' von der Prämisse einer 'wahren' Religion, die in Konkurrenz zu Irrlehren steht, die zum Wohle der Menschheit mit allen Mitteln (nicht nur solchen des Diskurses) bekämpft werden müssen, um Hölle und Verdammnis zu entgehen. Da darf man aus Fürsorge auch etwas bevormundend sein ....


    Immerhin lieferte der missionarische Eifer einen Grund, sich mit diesen 'Irrlehren' (seien es Häresien oder plattes Heidentum) näher zu befassen, um ihnen nicht nur mit mehr oder weniger sanftem Zwang, sondern auch argumentativ begegnen zu können. Vor allem, wo die Ausübung von Zwang keine politische Unterstützung fand. Insbesondere die Jesuiten waren hier Vorläufer der Religionswissenschaft mit einer 'Missionswissenschaft'.


    Dessenungeachtet 'erbte' die Religionswissenschaft das Problem, dass der Religionsbegriff am Modell des Christentums ausgebildet wurde. Insbesondere zeigt sich dieses Problem in der öfters erörterten 'Anfängerfrage', ob Buddhismus eine Religion sei. Der Begriff 'Religion' passt zum Buddhismus wie ein zu kurzer Rock zu einer attraktiven Frau - die interessanten Stellen werden nicht abgedeckt.


    Nichtsdestotrotz wurde der Religionsbegriff auch von nicht christlich bestimmten Kulturen aufgegriffen, vor allem in kolonial ausgebeuteten Gebieten wie Indien und insbesondere Ceylon. Es war vor allem Teil der Auseinandersetzung mit der invasiven Kultur und der Versuch, zumindest auf intellektueller Ebene eine 'Augenhöhe' herzustellen. Der Versuch, den sich kulturell überlegen fühlenden westlichen Eroberern (die eigentlich nur militärisch überlegen waren) auf kultureller Ebene etwas zumindest Gleichrangiges entgegenzusetzen - eben eine Religion. So wurde dann speziell in Ceylon (Sri Lanka) z.B. aus Buddha 'Lord Buddha'. Wenn in den Missionskirchen 'praise the Lord' gesungen wurde - einen 'Lord' konnte man Leuten, die versucht waren, zu konvertieren, auch anbieten. So setzte man - durchaus mit antikolonialer Intention - dem 'Lord' oder 'Lord Jesus' der Missionare einen 'Lord Buddha' entgegen und der Religion Christentum eine 'Religion' Buddhismus - mit letzterem die Kategorisierung säkularer Religionswissenschaft übernehmend. Die Tücken der Dialektik.


    Nun mag 'Buddhismus' eine westliche Begriffsbildung sein - nichtsdestotrotz ist es im Rahmen einer säkularen Religionswissenschaft ein durchaus sinnvoller Begriff, um geistesgeschichtliche Zusammenhänge (und auch solche sozialer Praxis) zu beschreiben. Kernpunkt der Definition von 'Buddhismus', sein 'Alleinstellungsmerkmal', ist dabei die anātman - Doktrin, aber es gibt außer gemeinsamen historischen Wurzeln noch einige weitere gemeinsame Merkmale, die eine Kategorie 'Buddhismus' rechtfertigen - im 'Buddhistischen Bekenntnis' der DBU werden sie aufgeführt: die drei Juwelen (triratna), die vier edlen Wahrheiten āryasatya, die drei seinsmerkmale trilakṣaṇa (darunter anātman), explizit nochmals die dreifache Schulung (triśikṣā - śīla, samādhi, prajñā) und die fünf ethischen Grundsätze (pañcaśīla) - beides Kernelemente der 4. āryasatya). Am Schluss die vier 'Unermesslichen (apramāṇa) als 'Generalisierung' der nach Tradition unterschiedlichen (aber sich teilweise überdeckenden) pāramitā. Da kommt also schon ein bißchen was an Gemeinsamkeiten zusammen.

    mukti : Buddha lehrte eben nicht in der Indus-Region, sondern in dem östlich davon gelegenen Gebiet mit Magadha als urbanem Zentrum. Eine indogermanische Kultur, aber keine vedische.


    Wobei das Hauptproblem hier ist, dass man immer noch auf das Märchen hereinfällt, die vedische Religion sei dasselbe wie die hinduistischen Religionen. Das hat miteinander ungefähr so viel zu tun wie der Jahwe-Kult in Jerusalem zu Zeiten Salomos mit christlicher Religion in seinen diversen Formen heute.

    Da hier konsequent der aktuelle Forschungsstand ignoriert wird und offensichtlich auch wenig Bereitschaft besteht, sich mit aktueller Literatur zu dem Thema zu befassen, bin ich hier raus.

    Ach, so echt ver-wirr-end.

    Lies es noch mal, offensichtlich hast Du es nicht verstanden. Natürlich hat Buddha keine 'Hindus' aktiv zu unblutigen Opfern bekehrt, aber es ist wahrscheinlich, dass die buddhistische Kultpraxis den entscheidenden Anstoß dazu gab, in neobrahmanischen oder protohinduistischen Kulten Tieropfer abzuschaffen. Bronkhorst spricht von einem "New Brahmanism", der erst nach nach dem Ende des Maurya-Imperiums (187 v.d.Z.), also lange nach Buddhas Tod, greifbar wird.

    Sorry, Simon und Lukas mögen ja einen netten Blog betreiben, aber Ahnung von der Sache hat der Autor "Simon" nicht wirklich. Man soll nicht alles glauben, was man im Internet so findet - obwohl man schon fündig wird, wenn man weiss, wo man da suchen sollte. Auch hier ist wieder Bronkhorst als Spezialist für die frühe Geschichte des Buddhismus derjenige, der den aktuellen Stand der Forschung zusammenfasst - in 'Buddhism in the Shadow of Brahmanism' von 2012. Hier oder hier.

    Buddha hat also ohne jede Vorgängerreligion den Buddhismus geschaffen.

    Wie Bronkhorst belegt, war der Buddhismus eine von verschiedenen, hauptsächlich asketisch geprägten Strömungen, die er unter dem Sammelbegriff Śramaṇas zusammenfasst. Diese Strömung hatte natürlich eine Vorgeschichte - bei zwei unterschiedlichen Śramaṇa - Lehrern hat ja auch Buddha seine Suche begonnen. Historisch fassbar / identifizierbar werden diese Strömungen jedoch erst mit den Buddhisten und den Jaina (den Nigantha des Palikanon) bzw. deren jeweiliger literarischer Tradition. Aus der wir noch einige weitere Strömungen kennenlernen können. Konkret werden im Palikanon (die Jaina inbegriffen) 6 zeitgenössische 'häretische' Lehrer (Tīrthika) vorgestellt und 'widerlegt'. Mit diesen Gruppen geht es uns weitgehend wie mit frühchristlichen Häresien - wir kennen sie fast nur aus der Perspektive ihrer buddhistischen und jainistischen Gegner, wodurch ihre Ideen und Positionen möglicherweise nicht so ganz fair vorgestellt werden. Wahrscheinlich gab es außer den genannten sechs noch weitere, weniger populäre Strömungen.


    Bezeichnenderweise werden diese Śramaṇa in den Pali-Texten oft in einem Atemzug mit den Brahmanen genannt - Samānabrāhmaṇa - was impliziert, dass man beides unterschied. Also Śramaṇa keine Brahmanen waren und Brahmanen keine Śramaṇa.


    Jedenfalls - zu dieser Śramaṇa - 'Bewegung' gehörte sicher auch eine protohinduistische Fraktion, die insbesondere die Ideen verschiedener Upaniṣaden und Āranyakas aufgriff (mit denen Buddha null am Hut hatte, da finden sich in der Überlieferung keine Spuren oder Einflüsse) und tradierte. Diese Texte wurden dann, als es ein paar Jahrhunderte später einen 'Hinduismus' gab, in den Veda als jüngste Schicht aufgenommen und so kanonisiert. Alternativ wurden diese Ideen auch kanonisiert durch Integration in die Epen Mahābhārata (die Bhagavadgītā) und Rāmāyaṇa (in der ursprünglichen Fassung Valmikis war Rāma keine Inkarnation Viṣṇus). Mit dem Brahmanismus zu Zeiten Buddhas und Mahaviras hat das alles herzlich wenig zu tun - die Brahmanen dieser Zeit waren im wesentlichen staatlich besoldete Opferpriester und Orakeldeuter. Ritualspezialisten. Als die Hindu begannen, sich als Erben des Brahmanismus bzw. des Veda zu bezeichnen, gab es keine 'echten' Brahmanen mehr (nur noch die Kaste / varna), die das Erbe hätten anfechten können. Deren Geschäftsmodell hatte irgendwann nicht mehr funktioniert und den kulturellen Wandel der sog. 'zweiten Urbanisierung' (nach der Harappa-/Indus-Kultur als erster) nicht überlebt. Außer in homöopathischer Verdünnung im Hinduismus.

    Es ist nur eine Vorstellung die man denken will.

    Ja. Hintergrund ist eine 'Begründung' der auffälligen Abkehr der meisten hinduistischen Religionen von der vedischen Tieropferpraxis des Brahmanismus. Dem zentralen Thema / Kristallisationspunkt der älteren Teile des Veda (Samhitās und Brāhmanas). Dies wurde - sicher nicht ganz grundlos - Buddha zugeschrieben. In der Tat war es wohl die Ritualpraxis von Buddhisten (und Jaina natürlich), also der Konkurrenz um sozialen und politischen Einfluss, die wahrscheinlich den Anstoß gab für die Aufgabe zunehmend als 'barbarisch' und abstoßend wahrgenommener Riten. Dass man zum Ausgleich Buddha zu einem Avatar Kṛṣṇas (oder wer da gerade als großer Zampano galt) erklärte und so praktisch Heldenklau betrieb - Schwamm drüber. Wenn es denn hilft ...

    Es ist ja auch andersherum, der Buddhismus hat vom Hinduismus gestohlen

    Sorry, aber das ist wissenschaftlich eindeutig widerlegt. Der Hinduismus entstand nach dem Buddhismus - nicht zuletzt durch Übernahme von Ideen und Konzepten des Buddhismus und des Jainismus. Die 'Hauptwurzel' des Hinduismus - der Brahmanismus - war im Großraum Magadha, wo der Buddhismus entstand, nicht sonderlich stark vertreten. Nicht zuletzt, weil dieses Gebiet westlich des Indus-Flusssystems für Brahmanen ursprünglich als tabu galt und lange Zeit gemieden wurde. Hatte dazu schon mal was empfohlen, das diese hartnäckigen Mythen dekonstruiert.