Beiträge von Sudhana im Thema „Nirwana“

    Das Buddha-Dharma wird über die Jahrhunderte mal weniger, mal mehr von gesellschaftlichen Sichtweisen überlagert. Dazu gehört auch Chauvinismus und insbesondere Frauenfeindlichkeit. Es gibt sicherlich genug Textstellen die Frauen abwerten.

    Nach meinem Eindruck gar nicht mal so viele. Ich habe auch den Eindruck, dass hier das zuvor genannte Lotossutra dafür als Musterbeispiel in Haftung genommen werden soll. Das ist es nicht wirklich - im Gegenteil. Gerade die berühmte Episode mit dem 'Drachenmädchen' (tatsächlich einer nagi oder nagini)- sollte man nicht missverstehen*. Sie rekurriert offenbar auf zeitgenössische Vorstellungen, Erwachen benötige die Form eines männlichen Körpers. Das 'Drachenmädchen' ist in dreifacher Hinsicht benachteiligt - durch ihr Geschlecht, durch ihre nichtmenschliche Art und durch ihr jugendliches Alter. Trotzdem steht sie unmittelbar an der Schwelle des Erwachens; ihr ist ein Wiedererscheinen als samyak sambuddha gewiss. Zwar in männlicher Form (um den altväterlichen Bedenken misogyner Kuttenbrunzer Rechnung zu tragen) - aber eine Existenzdauer von Mikrosekunden reicht bei solch einer Vorgeschichte schon aus. Quasi eine Existenz als männliche Totgeburt. Immerhin wenigstens das. Hat zwar keiner was davon, aber die männliche Identität wird nicht weiter verunsichert ...


    Okay - kein schöner Kompromiss (um nicht zu sagen: ein oberfauler), auch wenn man als erwachte Frau vermutlich damit leben kann. Ich hab's da eher mit der radikalen Konsequenz, mit der im bereits genannten Vimalakīrtinirdeśa die nondualistische Prajñāpāramitā-Lehre das "Problem" Geschlecht (das eigentlich keines ist, sondern nur dazu gemacht wird) behandelt. Ansonsten empfehle ich zum Kennenlernen einiger 'basics' den mE recht brauchbaren Artikel von Tippawan Duscha 'Frau im Buddhismus'.


    *und sich schon gar nicht auf den unseriösen Wikipedia-Artikel zum Lotossutra verlassen, den ich deswegen auch nicht verlinke. Misser als in der Darstellung dort kann man die Episode eigentlich nicht verstehen, was die Vermutung einer Täuschungsabsicht nahelegt. Deswegen sei Gotara empfohlen, auch in dieses Sutra mal selbst hineinzuschauen.

    Zumindest in meiner Mahayana Literatur.

    Gut, dass Du es erwähnst ... Leseempfehlung: Vimalakīrtinirdeśa, wo speziell die Genderfrage nicht nur kritisch erörtert und in nondualer Sicht aufgelöst wird, sondern speziell Śāriputra durch eine äußerst beredte und kluge Dame auch recht handfest in dieser Hinsicht belehrt wird - durch einen magischen (das brauchte man damals noch ;) ) Geschlechtertausch, dem Śāriputra - nicht ganz freiwillig und zu seiner Erleichterung nur temporär - unterzogen wird.