Beiträge von Aravind im Thema „Umgang mit Gefühlen“

    Es gibt wohl ein Modell, nach dem Emotionen körperliche Reaktionen auf äußere Stimuli sind, also eher physiologische Ereignisse und Gefühle sind dann mentale (gedankliche) Reaktionen auf Emotionen.

    Ja, genau. Das ist aber kein Modell, sondern einfach eine Definition, das es leichter macht, zu unterscheiden und damit zu arbeiten. Es müssen auch keine äußeren Stimuli sein. Wenn in mir das Gefühl der Angst oder der Gedanke an ein ärgerliches Ereignis auftaucht, ist das in der Regel direkt danach mit einer physiologischen Reaktion verbunden.


    Pema Chödrön empfiehlt zum Beispiel, in der Vipassanameditation mit dieser körperlichen Reaktion zu gehen und diese zu betrachten, und den Anlass sofort loszulassen. Das hat den Vorteil, dass man sich in die "Ursache" erst gar nicht hineinsteigert, sondern da bleibt, wo die körperliche Energie ist. Das scheint mir sehr ähnlich zu dem zu sein, was Du von Welwood zitierst.


    Im wesentlichen ging es mir nur darum, dass man im Deutschen Emotionen halt mit Gefühlen übersetzt, und man deshalb mit Übersetzungen in dem Kontext vorsichtig sein muss.


    Hendriks gute Beiträge dazu habe ich wohl in der Suche gefunden (über "emotion" und Filter auf ihn), sie sind aber leider nicht abrufbar, keine Ahnung, warum.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Wobei es mir so erscheint, dass die Grenze zwischen Gedanken und Gefühlen hier verschwimmt. So werden als Beispiele für Denkmuster "Eifersucht, Zorn, Angst, Sorge und das Gefühl der Wertlosigkeit" genannt.

    ... oder die Übersetzung ist Murks.


    Dazu kommt immer noch das Problem, dass im englischen buddhistischen Kontext Gefühle und Emotionen unterschieden werden. Hendrik hatte da mehrmals drauf hingewiesen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Man kann das natürlich so pessimistisch sehen. Nach dem Motto: "Es gibt kein richtiges Leben im falschen".

    Das Gute ist doch: Für deine und meine Praxis ist der Zustand des "Buddhismus von heute" (whatever that means) völlig irrelevant.


    Liebe Grüße, Aravind.

    Du meinst liebende Güte im Umgang mit sich selbst ist *eine Voraussetzung* für eine Anerkennung der eigenen schwierigen Gefühle und eine fruchtbare Auseinandersetzung mit ihnen? Das kann ich mir aus meiner Erfahrung heraus auch sehr gut vorstellen.

    Voraussetzung weiß ich nicht, aber es ist jedenfalls ein Weg.


    Eine Frage, die mich brennend interessiert, ist es, wann es eher Sinn macht diese Regungen zu ignorieren. Nach dem Motto: Ein Samen, den man nicht wässert (dem man keine Aufmerksamkeit schenkt), wird auch nicht keimen und irgendwann vielleicht sogar ganz verschwinden. Und wann es Sinn macht die Abwehr gegen diese Regungen aufzulösen und sich bewusst mit ihnen auseinander zu setzen. Das sind ja zwei - wie ich meine - sehr verschiedene Umgangsweisen mit negativen Gefühlen.

    Wenn ignorieren keine Abwehr bedeutet, dann ja. Aufmerksamkeit schenken heißt ja nicht, dass man der Regung folgt (=anhaftet), sondern dass man sie freundlich wahrnimmt. Sie verschwindet dann meist ganz alleine. Oft schon, weil schon die nächste in der Schlange steht. :)


    Das "bewusst auseinandersetzen" erfolgt bei mir meist automatisch. Wenn ich bereit bin, das in mein Bewusstsein zu lassen, was da lauert, egal, ob ich es für gefährlich halte oder nicht, dann taucht es in der Vipassana-Meditation sowieso auf, da muss ich nichts aktiv tun. Ich "muss" lediglich darauf achten, dass ich das Gefühl nicht unbewusst durch gerichtete Achtsamkeit auf den Atem verdränge.


    Du meinst in der Regel liegt negativen Gefühlen Angst zugrunde? Und unter der Angst liegt da noch etwas?

    Bei mir spüre ich ganz stark dieses Spektrum, bei dem am einen Ende ein offenes Herz (Liebe, Metta) liegt, und am anderen Ende Angst. Ärger und Ablehnung, Eifersucht, Gier, Groll liegen für mich dazwischen und sind Ausdruck von Angst. Ob das immer so ist, weiß ich nicht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Ich bin da manchmal zwiegespalten, wenn es darum geht diese Gefühle "beiseite zu schieben" oder einfach durch positive Gefühle wie Mitgefühl und liebende Güte zu ersetzen, weil ich mich frage, ob das überhaupt funktionieren kann.

    Das erscheint mir einfach: Nein, da wird nichts ersetzt oder beiseite geschoben, ich halte das auch für nicht möglich, zumindest nicht nachhaltig. Liebende Güte ist kein Gefühl, sondern ein Zustand (so wie etwa Gleichmut). Und den kann man trainieren. Und damit wird das möglich, was Du weiter unten beschreibst: Sich den eigenen Gefühlen zu öffnen, sie zu untersuchen, und sie mit der Zeit zu überwinden, weil man die Ursachen überwindet (in der Regel Angst).


    So wie man einem kleinen Kind hilft, seine Gefühle und Regungen zu verstehen, sie einzuordnen, sie zuzulassen. Ihm Sicherheit gibt, um sich dann zu beruhigen. Einem Kind seine Gefühle auszureden, ist genauso fatal, wie wenn man das mit sich selbst als Erwachsener macht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.