Umgang mit Gefühlen

  • Ich denke oft darüber nach wie man einen guten Umgang mit den eigenen Gefühlen finden kann. Als "Kopfmensch" fällt es mir persönlich eher schwer einen Zugang zu meinen eigenen Gefühlen zu finden. In der buddhistischen Lehre geht es nach meinem Verständnis auch um eine Überwindung von Anhaftung und starken Gefühlen wie Wut, Hass, Neid, Eifersucht, Verachtung oder Misstrauen. Das wird einerseits durch eine Beruhigung des Geistes und andererseits auch durch Einsicht in die Vergänglichkeit und Selbstlosigkeit aller Phänomene angestrebt.


    Ich bin da manchmal zwiegespalten, wenn es darum geht diese Gefühle "beiseite zu schieben" oder einfach durch positive Gefühle wie Mitgefühl und liebende Güte zu ersetzen, weil ich mich frage, ob das überhaupt funktionieren kann. Gerade wenn man keinen guten Zugang zu seinen Gefühlen hat und gefühlsmäßig eher eine "Leere" oder Abwehr vorherrscht, kommt mir dieser Schritt zur Überwindung der starken Gefühle vor wie der zweite Schritt vor dem ersten. Und die Leere und das nicht mit sich selbst in Kontakt sein wird mit einem Idealzustand von Gleichmut verwechselt.


    Tsoknyi Rinpoche spricht in Bezug auf schwierige Gefühle auch von "beautiful monsters", mit denen wir uns anfreunden können. Sie sind für ihn eine verhärtete und erstarrte Form oder Gewohnheit, die zu einer verzerrten (neurotischen?) Wahrnehmung der relativen Wahrheit führt. Eine offenes und nicht-urteilendes Gewahrsein dieser schönen Ungeheuer kann laut Tsoknyi Rinpoche dazu führen, dass diese sich von innen öffnen und transformieren.


    Dieses Spannungsfeld einer Einübung in eine Praxis und Haltung der liebevollen Güte ohne schwierige Gefühle beiseite zu schieben. Und eine Anerkennung von schwierigen Gefühlen in einem selbst ohne eine liebevolle und gütige Haltung aufzugeben. Das ist für mich die größte Schwierigkeit und Aufgabe glaube ich.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Hendrik

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich bin da manchmal zwiegespalten, wenn es darum geht diese Gefühle "beiseite zu schieben" oder einfach durch positive Gefühle wie Mitgefühl und liebende Güte zu ersetzen, weil ich mich frage, ob das überhaupt funktionieren kann.

    Das erscheint mir einfach: Nein, da wird nichts ersetzt oder beiseite geschoben, ich halte das auch für nicht möglich, zumindest nicht nachhaltig. Liebende Güte ist kein Gefühl, sondern ein Zustand (so wie etwa Gleichmut). Und den kann man trainieren. Und damit wird das möglich, was Du weiter unten beschreibst: Sich den eigenen Gefühlen zu öffnen, sie zu untersuchen, und sie mit der Zeit zu überwinden, weil man die Ursachen überwindet (in der Regel Angst).


    So wie man einem kleinen Kind hilft, seine Gefühle und Regungen zu verstehen, sie einzuordnen, sie zuzulassen. Ihm Sicherheit gibt, um sich dann zu beruhigen. Einem Kind seine Gefühle auszureden, ist genauso fatal, wie wenn man das mit sich selbst als Erwachsener macht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Liebende Güte ist kein Gefühl, sondern ein Zustand (so wie etwa Gleichmut). Und den kann man trainieren. Und damit wird das möglich, was Du weiter unten beschreibst: Sich den eigenen Gefühlen zu öffnen, sie zu untersuchen, und sie mit der Zeit zu überwinden, weil man die Ursachen überwindet (in der Regel Angst).

    Du meinst liebende Güte im Umgang mit sich selbst ist eine Voraussetzung für eine Anerkennung der eigenen schwierigen Gefühle und eine fruchtbare Auseinandersetzung mit ihnen? Das kann ich mir aus meiner Erfahrung heraus auch sehr gut vorstellen.


    Es ist ja auch durchaus nicht unwahrscheinlich, dass viele Menschen aggressive und zerstörerische Regungen ganz gut abgewehrt haben, so dass sie nicht wirklich bewusst erlebt werden oder in ihrem Bewusstsein in der hintersten Ecke irgendwo schlummern.


    Eine Frage, die mich brennend interessiert, ist es, wann es eher Sinn macht diese Regungen zu ignorieren. Nach dem Motto: Ein Samen, den man nicht wässert (dem man keine Aufmerksamkeit schenkt), wird auch nicht keimen und irgendwann vielleicht sogar ganz verschwinden. Und wann es Sinn macht die Abwehr gegen diese Regungen aufzulösen und sich bewusst mit ihnen auseinander zu setzen. Das sind ja zwei - wie ich meine - sehr verschiedene Umgangsweisen mit negativen Gefühlen.


    Ist das entscheidende Kriterium, ob die Gefühle eine verzerrte Wahrnehmung, also eine neurotische Konfliktbewältigung oder ein "gesunden" Ausdruck darstellen?


    Du meinst in der Regel liegt negativen Gefühlen Angst zugrunde? Und unter der Angst liegt da noch etwas?


    Weil ich habe jetzt auch schon öfter buddhistische oder charakteranalytische Erklärungen gehört oder gelesen, dass unter den negativen Gefühlen grundlegende liebevolle Regungen liegen. Das finde ich auch eine nachdenkenswerte Überlegung.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • In der buddhistischen Lehre geht es nach meinem Verständnis auch um eine Überwindung von Anhaftung und starken Gefühlen wie Wut, Hass, Neid, Eifersucht, Verachtung oder Misstrauen. Das wird einerseits durch eine Beruhigung des Geistes und andererseits auch durch Einsicht in die Vergänglichkeit und Selbstlosigkeit aller Phänomene angestrebt.


    Solchen Gefühlen liegt wohl eine Gesinnung zugrunde und je mehr die rechte Gesinnung gepflegt wird, desto weniger treten sie auf.

    Z.B. mag man einsehen dass es das Beste ist, allen Wesen mit Wohlwollen gegenüberzutreten. Wenn man das übt indem man sich oft daran erinnert und sich entsprechend verhält, verändern sich Gefühle des Hasses zu Gefühlen der Güte, wenn man anderen ihr Glück von Herzen gönnt treten keine Gefühle des Neides mehr auf, usw.

    Durch diese Entwicklung der Sittlichkeit entsteht ein gutes Gewissen und dadurch beruhigt sich der Geist. Das ist der Sammlung förderlich mit der sich die Einsicht in die drei Daseinsmerkmale vertiefen kann.

  • Eine Frage, die mich brennend interessiert, ist es, wann es eher Sinn macht diese Regungen zu ignorieren. Nach dem Motto: Ein Samen, den man nicht wässert (dem man keine Aufmerksamkeit schenkt), wird auch nicht keimen und irgendwann vielleicht sogar ganz verschwinden. Und wann es Sinn macht die Abwehr gegen diese Regungen aufzulösen und sich bewusst mit ihnen auseinander zu setzen. Das sind ja zwei - wie ich meine - sehr verschiedene Umgangsweisen mit negativen Gefühlen.


    Ist das entscheidende Kriterium, ob die Gefühle eine verzerrte Wahrnehmung, also eine neurotische Konfliktbewältigung oder ein "gesunden" Ausdruck darstellen?


    Du meinst in der Regel liegt negativen Gefühlen Angst zugrunde? Und unter der Angst liegt da noch etwas?

    Hi, Mabli . So wie ich es sehe und prlaktiziere:


    Du kannst nicht die eigene Regungen „ignorieren“, denn es wäre dann die Verdrängung, via Rationalisierung usw.. Unsere Wahrnehmung ist nicht objektiv, als bei dem Fotoapparat , aber von dem Gefühl wie angefärbt, ( Verblendet). Wenn man aber sehr weise nachdenke, ach, das schadet mir , deswegen ich sollte es unterlassen, aber das andere Gefühl trägt dazu bei, mein Heil zu fördern, dann ich sollte das pflegen und nähren. Ansonsten ich würde mir selbst schaden.

    Angst ist eigentlich, dukkha, einige Autoren übersetzen das Wort genau so. Aber deine eigene Angst ist bedingt durch deine Triebe, deine Wünsche, oder den unstillbaren Durst nach der Befriedigung, was angenehm ist, und Fernhalten von dem , was dir unangenehm ist, das ist tanha. Wenn man immer die ganze Maschinerie nur beobachtet, man kann echt wie (an)-erkennen, dass er wie sich selbst nicht gehört. Er fühlt sich wie versklavt. Deswegen es ist enorm wichtig, was wir konsumieren, mit was (wem) der eigene „Geist“ sich befasst, denn dann man kann ihn beeinflussen.

    Und irgendwann, wir können die Dinge und die Welt sehen , wie sie sind, aber nicht, wie sie uns erscheinen, und das wäre der Weg wie zur inneren Heilung, so wie zur Befreiung von den Inneren Befleckungen , so wie die Klare Sicht, oder der Klare Blick. Alles Gute dir, LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Du meinst liebende Güte im Umgang mit sich selbst ist *eine Voraussetzung* für eine Anerkennung der eigenen schwierigen Gefühle und eine fruchtbare Auseinandersetzung mit ihnen? Das kann ich mir aus meiner Erfahrung heraus auch sehr gut vorstellen.

    Voraussetzung weiß ich nicht, aber es ist jedenfalls ein Weg.


    Eine Frage, die mich brennend interessiert, ist es, wann es eher Sinn macht diese Regungen zu ignorieren. Nach dem Motto: Ein Samen, den man nicht wässert (dem man keine Aufmerksamkeit schenkt), wird auch nicht keimen und irgendwann vielleicht sogar ganz verschwinden. Und wann es Sinn macht die Abwehr gegen diese Regungen aufzulösen und sich bewusst mit ihnen auseinander zu setzen. Das sind ja zwei - wie ich meine - sehr verschiedene Umgangsweisen mit negativen Gefühlen.

    Wenn ignorieren keine Abwehr bedeutet, dann ja. Aufmerksamkeit schenken heißt ja nicht, dass man der Regung folgt (=anhaftet), sondern dass man sie freundlich wahrnimmt. Sie verschwindet dann meist ganz alleine. Oft schon, weil schon die nächste in der Schlange steht. :)


    Das "bewusst auseinandersetzen" erfolgt bei mir meist automatisch. Wenn ich bereit bin, das in mein Bewusstsein zu lassen, was da lauert, egal, ob ich es für gefährlich halte oder nicht, dann taucht es in der Vipassana-Meditation sowieso auf, da muss ich nichts aktiv tun. Ich "muss" lediglich darauf achten, dass ich das Gefühl nicht unbewusst durch gerichtete Achtsamkeit auf den Atem verdränge.


    Du meinst in der Regel liegt negativen Gefühlen Angst zugrunde? Und unter der Angst liegt da noch etwas?

    Bei mir spüre ich ganz stark dieses Spektrum, bei dem am einen Ende ein offenes Herz (Liebe, Metta) liegt, und am anderen Ende Angst. Ärger und Ablehnung, Eifersucht, Gier, Groll liegen für mich dazwischen und sind Ausdruck von Angst. Ob das immer so ist, weiß ich nicht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Z.B. mag man einsehen dass es das Beste ist, allen Wesen mit Wohlwollen gegenüberzutreten. Wenn man das übt indem man sich oft daran erinnert und sich entsprechend verhält, verändern sich Gefühle des Hasses zu Gefühlen der Güte, wenn man anderen ihr Glück von Herzen gönnt treten keine Gefühle des Neides mehr auf, usw.

    Danke Mukti! Deine Formulierung legt nahe, dass eine Einübung von Wohlwollen den Hass verschwinden lässt. Entschuldige, dass ich hier so beharrlich nachhake, aber es leuchtet mir immer noch nicht so ganz ein. Es klingt so als wäre das eine willkürliche Ersetzung des einen durch das andere. Da wo Wohlwollen ist, kann kein Hass mehr existieren. Ist das wirklich immer eine so einfache Logik: Das eine schließt das andere aus. Und je mehr ich von dem einen kultiviere desto weniger ist von dem anderen da?


    Es gibt ja auch den Fall, dass ein aufgesetztes Wohlwollen eine darunter liegende Ablehnung oder Aggressivität verdeckt. Und die Person sagen würde, dass sie keine Aggression mehr in sich hat, es sich jedoch tatsächlich anders verhält, das sprichwörtliche "falsche Lächeln".

    Aber deine eigene Angst ist bedingt durch deine Triebe, deine Wünsche, oder den unstillbaren Durst nach der Befriedigung, was angenehm ist, und Fernhalten von dem , was dir unangenehm ist, das ist tanha.

    Jaa. Oder anders formuliert, vielleicht ist es die Angst davor, dass unsere tiefsten Bedürfnisse, Wünsche und Triebe nicht erfüllt werden, also vor der Versagung oder Beschämung, die dadurch entsteht.

    Wenn ignorieren keine Abwehr bedeutet, dann ja. Aufmerksamkeit schenken heißt ja nicht, dass man der Regung folgt (=anhaftet), sondern dass man sie freundlich wahrnimmt. Sie verschwindet dann meist ganz alleine. Oft schon, weil schon die nächste in der Schlange steht. :)

    Auch interessant dazu vielleicht die fünf Schritte, die Lama Tilmann Lhündrup in seinem Vortrag "Gewahrsein im Umgang mit Emotionen" anführt:

    • Innehalten: Raum schaffen, genaues Hinfühlen, Auskundschaften des eigenen Erlebens
    • Heilsame Alternativen ausprobieren: Neue Möglichkeiten erkennen, um wohltuend mit dem Erleben umzugehen
    • Hilfreiche neue Sichtweisen entdecken: Die herausfordernde Situation als Lehrerin und Unterstützung annehmen
    • Die nicht fassbare Natur der Emotion erkennen: Entdecken, wie wenig Macht Emotionen eigentlich haben
    • Emotionen als Weg nutzen: Mutig weitere Herausforderungen einladen.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

    Einmal editiert, zuletzt von Mabli ()

  • Ich denke oft darüber nach wie man einen guten Umgang mit den eigenen Gefühlen finden kann. Als "Kopfmensch" fällt es mir persönlich eher schwer einen Zugang zu meinen eigenen Gefühlen zu finden.

    Es ist sehr wichtig, das viele Gefühle im Körper verortet sind. Also richtiggehend in bestimmten Muskeln und Verspannungen und Haltungen. Traurigkeit drückt einen nieder und der Kopf wird schwer. Von Schauspielern weiß man, dass sie wenn sie die zu einem Gefühl gehörige Haltung einnehmen, dies Fühlen. Und umgekehrt, kann durch eine leichte Korrektur der Haltung auch ein Gefühl sich verändern verschwinden.


    Es ist wichtig dies im eigenen Körper zu erforschen.


    Zitat

    einfach durch positive Gefühle wie Mitgefühl und liebende Güte zu ersetzen, weil ich mich frage, ob das überhaupt funktionieren kann.


    Auf der Ebene des Gefühl selber geht das schwer und es hat etwas von "fälschen". Aber auf der Ebene des Körpers - der Bühne schon. Wenn der ganze Körper offen und entspannt und heiter ist, dann ist diese Offenheit schon in Richtung Freundlichkeit. Und geistige Verspannungen und Einseitigkeiten gehen mit körperliche Verspannungen einher.


    Ich finde die Fokusierung auf den Körper sehr hilfreich, weil man sonst ja dazu tendiert den Gedanken Gedanken draufzusetzen. Und bei den Gefühlen überlegt, was man ihnen gegenüber für Gefühle hat. Da verzettelt man sich leicht.

  • Es klingt so als wäre das eine willkürliche Ersetzung des einen durch das andere. Da wo Wohlwollen ist, kann kein Hass mehr existieren. Ist das wirklich immer eine so einfache Logik: Das eine schließt das andere aus. Und je mehr ich von dem einen kultiviere desto weniger ist von dem anderen da?


    Es gibt ja auch den Fall, dass ein aufgesetztes Wohlwollen eine darunter liegende Ablehnung oder Aggressivität verdeckt. Und die Person sagen würde, dass sie keine Aggression mehr in sich hat, es sich jedoch tatsächlich anders verhält, das sprichwörtliche "falsche Lächeln".


    Naja ich meinte schon das echte Wohlwollen und das ist wirklich eine einfache Logik - je mehr Wohlwollen, desto weniger Hass. Auch wenn es kaum möglich ist dass alle Wesen immer glücklich sind, ich werde mich jedenfalls bemühen niemandem Leid zuzufügen, nicht in Gedanken, Worten und Taten. Mögen alle Wesen glücklich sein! Alleine so zu denken fühlt sich doch schon mal gut an und wenn man öfter daran denkt und es ehrlich meint entwickelt sich diese Gesinnung.

  • Es klingt so als wäre das eine willkürliche Ersetzung des einen durch das andere. Da wo Wohlwollen ist, kann kein Hass mehr existieren. Ist das wirklich immer eine so einfache Logik: Das eine schließt das andere aus. Und je mehr ich von dem einen kultiviere desto weniger ist von dem anderen da?

    Wenn ich sehr kurz darf...

    Rein psychoanytisch gesehen, man kann zugleich Hass/Liebe empfinden, so wie Gier/ Ekel..

    Wenn man ,als der Fall, die Frau begehrt, die verweigert, dann er wollte die arme trotzdem kriegen, also er liebt die und hasst im einem Augenblick. Der andere Fall wäre mit dem Drogen-Abhängigen. Der wollte clean werden, aber er kann es nicht. So ist der normale Mensch wie hingerissen zwischen den Extremen, wie Eros/ Tanatos bei S. Freund.

    Also, wie ich es verstehe, Aravind hatte es sehr gut erfasst:


    Bei mir spüre ich ganz stark dieses Spektrum, bei dem am einen Ende ein offenes Herz (Liebe, Metta) liegt, und am anderen Ende Angst. Ärger und Ablehnung, Eifersucht, Gier, Groll liegen für mich dazwischen und sind Ausdruck von Angst. Ob das immer so ist, weiß ich nicht.

    Genau das!

    Die Lösung wäre, am ende so zu sehen, dass alle Gefühle wie frei von inhärenten Exiszenz-Weise sind, par ex·cel·lence, aber man sollte sowiso das Mitgefühl kultivieren, denn was man sehr lange und weise nachdenkt, dazu neigt unseres Herz, so steht im Kanon, sinngemäss, also es stellt sehr langer und schwieriger Prozess dar.

    Mabli , das hatte ich nur für dich geschrieben, denn ich weiss, dass du es das ganze studiert hattest, hilft dir dieses Wissen oder nicht, das wäre die andere Frage. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Naja ich meinte schon das echte Wohlwollen und das ist wirklich eine einfache Logik - je mehr Wohlwollen, desto weniger Hass.

    Ich versuche das besser zu verstehen und frage deshalb nochmal nach. Woran merkst du, dass du echtes Wohlwollen empfindest und dir nicht etwas vormachst. Kann ich das bei mir selbst an etwas bestimmtem merken?

    Wenn der ganze Körper offen und entspannt und heiter ist, dann ist diese Offenheit schon in Richtung Freundlichkeit. Und geistige Verspannungen und Einseitigkeiten gehen mit körperliche Verspannungen einher.

    Dem würde ich voll und ganz zustimmen. Ich glaube auch, dass da ganz viel auf der körperlichen vegetativen Ebene statt findet.

    Auch abgewehrte Gefühle, tiefe Enttäuschungen, seelischer Schmerz manifestieren sich in körperlichen Formationen, davon bin ich mittlerweile überzeugt.


    Wenn man ,als der Fall, die Frau begehrt, die verweigert, dann er wollte die arme trotzdem kriegen, also er liebt die und hasst im einem Augenblick.

    Ja, beides ist irgendwie eng miteinander verwoben, oder? Die Liebe stößt auf Ablehnung und wird dann zu Haß und Ablehnung. Doch dann sind beide Strebungen gleichzeitig und gegeneinander gerichtet da. Wobei diese erotische Liebe ja sicher nicht mit dem Wohlwollen und der liebenden Güte gleichzusetzen ist. Da ist ja ein viel stärkeres Greifen und Begehren involviert.


    Ich habe bei dem Vortrag von Tilman Lhündrup an einer Stelle besonders aufgehorcht. [ab 20:49]


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    Zitat

    Ein Teil unserer Arbeit besteht darin überhaupt zu merken, dass die Emotionen, die wir ja - müssen wir ja zugeben - total gerne haben, ne [...] Wenn wir uns aufregen und ärgern, soll ja niemand kommen uns unseren Ärger wegnehmen. Wir mögen unseren Ärger. Der macht uns richtig lebendig. Je weiter südwärts wir in Europa gehen, desto mehr gehört es zum Lebensgefühl dazu. Und unser verlangen, unsere Begierde, was auch immer, das gibt richtig Lebenskraft. Da sind wir [...] da haben wir das Gefühl es ist direkt mit der Kreativität und Ausdruck und so total verbunden damit. Und Durchsetzungsvermögen und Eifersucht und Stolz, das verwebt sich alles zu einem Ganzen. Und dann denkst du, ja ist doch gesund. Muss man doch ein bisschen sich so […] Und das wollen wir ein bisschen entwirren, um zu merken wo unser Geist verwirrt und eng und dumpf wird und wo auch da gesunde Kräfte drin sind. In jeder emotionalen Bewegung ist etwas ganz Gesundes etwas Urgesundes. Und um den Dharma Weg richtig zu verstehen, geht es darum die Lebenskraft, die in den Emotionen gebunden ist, freizusetzen, zugänglich zu machen und das was eng und verwirrt macht, das was dumpf macht, was bewirkt, dass wir nicht mehr klar sehen, das entspannen wir, durchschauen wir. Das andere wird sich von selbst dann vermehren.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

    Einmal editiert, zuletzt von Mabli ()

  • Zitat

    Es gibt ja auch den Fall, dass ein aufgesetztes Wohlwollen eine darunter liegende Ablehnung oder Aggressivität verdeckt. Und die Person sagen würde, dass sie keine Aggression mehr in sich hat, es sich jedoch tatsächlich anders verhält, das sprichwörtliche "falsche Lächeln".

    Hi Mabil, wer das so "handhabt", wird ja irgendwann merken, dass das nicht der richtige Weg ist, Dank Geistesschulung geht kein Weg daran vorbei.


    Wir alle glauben mehr oder weniger zu wissen, wer wir sind, wie wir sind, was wir sind.

    Trotz jahrelanger Praxis merke ich in "freundlichen Teilstücken" bereits früher, aber besonders erst jetzt, wie sehr ich mich geirrt habe. Die Rechnung kommt. Und darauf muss man vorbereitet sein - also die Praxis hilft trotzdem -, damit der Schock aushaltbar ist.


    Auf jeden Fall bin ich erstmal abgestürzt. Doch Dank meines inzwischen geschulten Geistes, schau ich mir das "Unwillkommene" an und denke an das Buch von Pema Chödrön "Das Unwillkommene willkommen heißen".

    Es funktioniert, zumindest bei mir, schon, wenn ich mir morgens im Spiegel zulächle oder sogar lache. Ich denke, dass ist eins der Geheimnisse des "Land des Lächelns".

    Zitat

    Ich versuche das besser zu verstehen und frage deshalb nochmal nach. Woran merkst du, dass du echtes Wohlwollen empfindest und dir nicht etwas vormachst. Kann ich das bei mir selbst an etwas bestimmtem merken?

    Liebe Mabil,

    ich weiß nicht mehr, ob ich es jemals nicht gefühlt habe, aber ich weiß, dass es ein Zusammenziehen im Herzen ist, ein stiller Groll trotz scheinbarer Freundlichkeit, einengend beim Atmen, und Frohsein beim Loslassen.


    Ein Scheißgefühl. Das möchte ich nie wieder erleben. Deshalb habe ich im letzten Fall des nicht mehr Wohlgesonnenseins sofort "die Zelte abgebrochen".

    In einem anderen Fall habe ich es - jedenfalls bis jetzt - geschafft, meine Perspektive so weit zu verändern, dass ich keine Abneigung mehr spüre, sondern das Anderssein dieser Person vollständig zu akzeptieren und ihr mit liebender Güte zu begegnen.

    Aber auch das ist eine Übung, und ich weiß nicht, ob ich schon völlig frei davon bin. Aber ich schaue hin.


    Ein Grund ist der Verlust von Energie, der mich in den letzten Wochen beschäftigt. Und endlich fiel mir ein Zitat von Carlos Castaneda wieder ein:

    "Alles, was ich brauche, ist Energie. Und Energie bekommt man, indem man sich selbst und alle/s andere/n vorurteilsfrei beobachtet und untersucht".


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass es ohne Erkennen und "Behandlung" der Ursachen für

    1. Gedanken und

    2. Gefühle


    keinen Fortschritt und keine Befreiung von Leiden geben kann.

    Aus meiner Sicht und jahrelanger Beobachtung sind allein unsere Gedanken und daraus folgenden Gefühle die Urheber von Leid. Wenn ich in der Lage bin, bestimmte unheilsame Gedanken nicht zuzulassen oder rechtzeitig loszulassen, dann haben daraus folgende Gefühle keinen Boden mehr, um sich in meinem Körper auszubreiten.


    Genau das erlebe ich gerade wieder, Dank der Lehre.


    Es sind die Gefühle, die Leid erzeugen. Das Leben an sich ist wie es ist. Und es bleibt wie es ist. Samsara eben - wer kann das Aussen ändern?


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Gedankliches leiden kannst du vielleicht reduzieren in dem du loslässst, Gedanken sind zwar noch da aber ja… Aber Gefühle und co sind trotzdem da und da gibt es kein Patentrezept, man wird immer anfällig für jenes und dieses sein. Und das ist auch in Ordnung so.

  • Naja ich meinte schon das echte Wohlwollen und das ist wirklich eine einfache Logik - je mehr Wohlwollen, desto weniger Hass.

    Ich versuche das besser zu verstehen und frage deshalb nochmal nach. Woran merkst du, dass du echtes Wohlwollen empfindest und dir nicht etwas vormachst. Kann ich das bei mir selbst an etwas bestimmtem merken?

    Ich frage mich ob ich möchte dass es jemandem gut oder schlecht geht. Wenn ich möchte dass es ihm gut geht, empfinde ich echtes Wohlwollen. Dass man das nicht bei sich selber empfindet, kann ich mir ehrlich gesagt nicht recht vorstellen.

  • Ja, beides ist irgendwie eng miteinander verwoben, oder? Die Liebe stößt auf Ablehnung und wird dann zu Haß und Ablehnung. Doch dann sind beide Strebungen gleichzeitig und gegeneinander gerichtet da. Wobei diese erotische Liebe ja sicher nicht mit dem Wohlwollen und der liebenden Güte gleichzusetzen ist. Da ist ja ein viel stärkeres Greifen und Begehren involviert.

    Mabli, mein Lieber , es ist so , dass egal welche Gefühl uns an Samsara bindet. Sehr schwer zu verstehen, so MN1( Fussnote):


    Zitat

    [4] Hier wird der fortschreitende Prozeß der Konzeptualisierung und des daraus resultierenden "Ich-Machens" beschrieben. Bhikkhu Ñānananda schreibt in seiner Studie "Concept and Reality in Early Buddhist Thought" hierzu: "Nachdem er (der Weltling] so wahrgenommen hat, fährt er fort, sich Vorstellungen zu machen, im Sinne [dieser Konzepte], in Übereinstimmung mit den grammatischen Mustern und entzückt sich an diesen Konzepten."

    Paul Debes schreibt in "Wissen und Wandel 1979": "In M1 wird gezeigt, daß ein Mensch von Geburt an aus seinem Wahn (avijjā, hier mit "Unwissenheit" übersetzt) heraus ganz natürlicherweise mit dem durch seine Sinne Erfahrenen rechnet... Von dieser Wahrnehmung sagt der Erwachte: Die Frucht der Wahrnehmung sei die Ansicht: 'Das gibt es also, ICH habe es ja selbst erfahren'....Dieser Denkschluß wird in M1 mit Vermeinen (maññati, hier mit "sich vorstellen" übersetzt) bezeichnet. Von nun an denkt er, das jeweilige Objekt als in der und der Qualität 'an sich' bestehend, denkt um das Objekt herum, denkt von ihm ausgehend an anderes, denkt: 'Mein ist das Objekt'... Das Objekt macht er zum Gegenstand seiner Wohlsuche (abhinandati, hier: "ergötzen")."

    Im ersten Stadium, dem des Wahrnehmens - im Gegensatz zum direkten Erkennen - ist die Ich-Werdung im Keim vorhanden; es folgt das Sich-Vorstellen, das Entstehen des Konzepts, das sich mit zunehmender grammatischer Beugung zusehends verselbständigt - "im Erdelement" ... "vom Erdelement ausgehend". Schließlich kommt es zur vollen Vereinnahmung und Anhaftung.

    Das Begehren (""") man sollte im allem sehen, es geht nicht um Sex, es ist der Durst, die aus uns allen den ge-Trieb-enen macht. Und innerlich versklavt, deswegen man ist immer auf der

    "Wohl-Suche" :!: , ( nach dem neuem "Er-Götz-En"), der Prozess läuft sehr schnell ab, wir merken es nur nicht. Je mehr wir uns "befriedigen"( im allen Sinnen, auch rein intellektuell auch), desto mehr wir erschaffen Dukkha, also selbst, kein Gott am keinen Himmel. Und egal welches Gefühl ohne als die Identifiaktion mit "Ich" oder "Mein" kommt niemals zustande.

    Am Ende es geht um die Realisation von Anatta, das ist der Kern der Lehre, so wie ich es verrstehe. Machs gut.



    Majjhima Nikāya 1

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Gedankliches leiden kannst du vielleicht reduzieren in dem du loslässst, Gedanken sind zwar noch da aber ja… Aber Gefühle und co sind trotzdem da und da gibt es kein Patentrezept, man wird immer anfällig für jenes und dieses sein. Und das ist auch in Ordnung so.

    Nein, Ole, dem muss ich widersprechen. Durch ständige Praxis verlieren sie an Kraft und werden immer weniger.

    Zum Beispiel aus dem "weltlichen Leben" verliert ein angehender MedizinstudentIn oder PflegerIn mögliche Ekelgefühle, sonst könnten sie nicht, ohne sich zu übergeben, Tote öffnen oder schwer Krebskranke pflegen und behandeln.


    Dagegen scheint es fast unmöglich, nicht zornig zu werden. Aber das ist einerseits temperamentabhängig und andererseits durch Einsicht im Zusammenwirken mit Training des Wohlwollens abbaubar. Dieses starke Gefühl kommt einfach nicht mehr hoch, wenn die Identifikation losgelassen wurde.


    "Das ist auch in Ordnung so" ist eine Haltung, die eben diesen Veränderungsprozess verhindert.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich antworte auf den Ausgangsbeitrag. Mir geht es ähnlich, wie dir. Wobei ich versuche es sehr mit bewusster Anstrengung, was falsch sein mag, aber automatisch verändert es sich bei mir nicht, ich muss mir dieses Leben, welches ich mir vorstelle, wie es sein soll "erarbeiten".


    Gewisse Elemente wie Gutmütigkeit für Andere sind da, der Umgang mit dem Thema HASS mit all seinen Facetten da kämpfe ich und erwarte mir keine Wunder im Sinne von einem Schalter, den man umlegen kann. Es ist ein langsamer Prozess, der viel mit großer Achtsamkeit zu tun hat. Dabei fühle ich nicht, dass ich gegen etwas arbeiten muss sondern für etwas und wenn ich kleine Fortschritte mache, dann fühle ich eine gewisse Zufriedenheit.


    Mein eigenes Aggressionslevel ist deutlich gesunken in Kommunikation mit anderen, auch in den Denkprozessen. Es ist kein Zwang, es geschieht einfach.

  • Liebe Mabil,

    ich weiß nicht mehr, ob ich es jemals nicht gefühlt habe, aber ich weiß, dass es ein Zusammenziehen im Herzen ist, ein stiller Groll trotz scheinbarer Freundlichkeit, einengend beim Atmen, und Frohsein beim Loslassen.

    Das finde ich eine sehr einleuchtende Beschreibung. Enge, Zusammenziehen, stiller Groll. Das kommt mir auch bekannt vor.

    Ein Grund ist der Verlust von Energie, der mich in den letzten Wochen beschäftigt. Und endlich fiel mir ein Zitat von Carlos Castaneda wieder ein:

    "Alles, was ich brauche, ist Energie. Und Energie bekommt man, indem man sich selbst und alle/s andere/n vorurteilsfrei beobachtet und untersucht".

    Ich glaube auch, dass eine Verdrängung von Gefühlen zu einem Verlust von Lebenskraft führen kann, wie Tillman Lhündrup das in dem oben verlinkten Zitat auch so treffend beschreibt. Dem bei einem selbst auf die Schliche zu kommen und daran zu arbeiten finde ich persönlich tatsächlich schwierig. Gegen die Verdrängung kann vorurteilsfreie Untersuchung und Betrachtung möglicherweise schon helfen.

    Aus meiner Sicht und jahrelanger Beobachtung sind allein unsere Gedanken und daraus folgenden Gefühle die Urheber von Leid. Wenn ich in der Lage bin, bestimmte unheilsame Gedanken nicht zuzulassen oder rechtzeitig loszulassen, dann haben daraus folgende Gefühle keinen Boden mehr, um sich in meinem Körper auszubreiten.

    Ich denke ja, dass Gefühle und Gedanken sich wechselseitig sehr stark beeinflussen können und auch vielleicht mehr miteinander verwoben sind als unsere historisch gewachsene Sicht auf Sinnlichkeit (Gefühl) auf der einen Seite und Verstand auf der anderen Seite vermuten ließe.

    Evolutionsgeschichtlich sind die Emotionen sicher in einer älteren Schicht im Gehirn verankert gegenüber dem symbolischen und reflektierenden Denken. Daher ist es auch durchaus denkbar, dass Gedanken umgekehrt aus einer bestimmten Gefühlslage heraus erst entstehen.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Zu der Frage der gesunden Gefühle auch ein Zitat von Tsoknyi Rinpoche:

    Tsoknyi Rinpoche & Daniel Goleman: Meditieren:

    Ich werden oft gefragt, ob alle Gefühle und Emotionen schöne Monster sind. Ich würde sagen Nein. Normaler Zorn ist Teil der gesunden authentischen relativen Wahrheit. Es gibt gesunden Zorn, gesunde Angst, gesunde Anhaftung. Das sind keine schönen Ungeheuer. Schöne Monster entstehen, wenn unser Verstand und unsere Gefühle ungesund verzerrt sind und wir anfangen an ihre Version der relativen Wahrheit zu glauben. Wenn wir uns von diesen schönen Monstern gefangen nehmen lassen, werden sie zu einer Brille durch die Welt und uns selbst anschauen.

    Das verstehe ich so, dass Gefühle an sich nicht das Problem sind, sondern eine bestimmte Art sie Für-Wahr-zu Nehmen, die mit einer Verzerrung der relativen Wahrheit einhergeht.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Evolutionsgeschichtlich sind die Emotionen sicher in einer älteren Schicht im Gehirn verankert gegenüber dem symbolischen und reflektierenden Denken. Daher ist es auch durchaus denkbar, dass Gedanken umgekehrt aus einer bestimmten Gefühlslage heraus erst entstehen.

    Ja, das stimmt. Zum Beispiel der Sexualtrieb ist für manche/viele? schwer beherrschbar.

    Er ist einfach natürlich, aber nicht unbegrenzt angebracht. Die Beherrschung dieses Gefühls erlernen wir ja auch, z.B. durch Verbote oder gute Erziehung, die zu Einsicht führt. Und wie wir damit umgehen, zeigt unser Denken:

    Verklemmt, moralisch, verschämt, sinnlich, freudig, offen ...


    Und unser Denken kann dann dafür sorgen, dass wir uns nach romantischer Liebe sehnen oder nach Erfüllung durch Liebe oder nach Sex egal mit wem oder Angst davor haben.

    Da war das Gefühl zuerst da und dann kommt die Konditionierung.


    Und diese Konditionierung gilt es zu durchschauen und, wenn möglich, abzubauen.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    Einmal editiert, zuletzt von Monikadie4. ()

  • Das verstehe ich so, dass Gefühle an sich nicht das Problem sind, sondern eine bestimmte Art sie Für-Wahr-zu Nehmen, die mit einer Verzerrung der relativen Wahrheit einhergeht.

    Doch, ich zitiere aus dem neuem Buch von BGM: ("Sanna und atta")


    Zitat

    Jedes Betrachten, Ansehen, Wahrnehmen, jede Vorstellung von et-was als Selbst, jede Identifikation ist eine Fabrikation, entstanden aus einem mit Nichtwissen verbundenen Sinnen-Eindruck, dem damit verbundenen Gefühl und dem entsprechenden Begehren.

    Im Gegensatz dazu macht sich ein Erwachter, nachdem er etwas weise erkannt (abhijānāti) hat, keine Vorstellungen (maññati) darüber, identifiziert sich nicht mit oder im Gegensatz dazu, sieht etwas nicht als ‚mein’ an und erfreut sich nicht daran. (siehe M 1)

    Oder man sollte darüber nur nachdenken:


    Also, für mich das klingt genug ( mehr als genug) radikal, nur deswegen man kann nachvollziehen, warum der junge Prinz die Familie , sehr viele Schöne Frauen auch verlasssen hatte, er hatte es innerlich erkannt, dass egal welcher Trieb ( Sex auch) ist nicht mit der ungetübter Freude von der tiefen Entrückung zu vergleichen, er schildert dann die eigene Erlebnisse im Kanon. Wenn wir es nicht nachvollziehen können, dann wir verpassen den ganzen Sinn der Lehre, so ähnliche Passagen man kann auch im Dhammapada finden.

    So man biegt die ganze Lehre zurecht, um die Eigene Triebe zu befriediegen. Was dann bleibt von dem ursprünglicchen Buddhismus, frage ich mich? Ach, egal, die Welt ist so, wie es ist.

    Und der Buddhismus von heute (99%) ist nur der Konsum-Produkt, mehr nicht. Meine sehr bescheidene Meinung.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Doch, ich zitiere aus dem neuem Buch von BGM: ("Sanna und atta")

    Lieber Igor, das ist schon klar. Aber du würdest einer Raupe doch auch nicht empfehlen einen Berg zu besteigen, oder? Falls du verstehst was ich meine. :)

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Lieber Igor, das ist schon klar. Aber du würdest einer Raupe doch auch nicht empfehlen einen Berg zu besteigen, oder? Falls du verstehst was ich meine. :)

    klar, aber ich meine doch das andere, lieber Mabli .

    Wie es sehr treffend E.Conze im Buch " Buddhistiches Denken" merkt, für den "Otto-Normalen" es könnte sehr deprimierend und entmutigend wirken , wenn er verinnerlicht, dass das Ganze Dasein Dukkha( Leiden) ist. Man verdrängt mistens das nackte Gefühl, dass es mit dem Jedem Augenblick der Tod immer näher ist. Und das ist doch absolut Tod-Sicher.

    Falls du verstehst, was ich meine.:). LG. :)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates