Beiträge von mukti im Thema „Ich mag Menschen nicht / Der Weg zu Mitgefühl“

    mukti

    Du zeigst dich sehr selbstkritisch, das gefällt mir, weil du doch ein Urgestein im Sinne deiner buddhistischen Erfahrung bist bzw. um das Wort Buddhismus nicht immer zu strapazieren.


    Ich meine deine Aussage, dass auch du als wirklich langjährig Praktizierender ebenso deine Linie manchmal nicht halten kannst, was ich jetzt nicht mit Genugtuung feststelle sondern es bestätigt mich einfach wie schwer es ist, auch für Menschen, die schon lange dabei sind.

    Ich versuche einfach ehrlich zu sein zu mir selber und damit auch zu anderen. Immerhin ist mir klar geworden dass das völlige Verlöschen von Gier, Hass und Verblendung eher ein langfristiges Projekt ist. Da ist es auch wichtig, Geduld zu entwickeln.


    Vielleicht, dass die absoluten "Meister", die Jahrzehnte in den asiatischen Klöstern doch abgeschieden leben es schaffen, wie Mathieu Ricard, ich weiß nicht, ob ich ihn richtig geschrieben habe, aber ich hab sein Buch über Glück gelesen und das war wirklich eine Hilfestellung für mein Leben.

    Ja, von wirklich fortgeschrittenen Praktizierenden kann man immer was lernen.


    Der Buddhismus ist wahrlich keine einfache Lehre zumindest für mich, weil da gibt es durchaus Punkte, wo ich mir mit dem Verstehen schwer tue, wie eben mit diesem bedingungslosen Mitgefühl. Ich weiß, es gibt Menschen, die haben Angehörigen auf brutalste Art verloren und haben den Tätern verziehen, ich fand das immer bewundernswert.

    Das finde ich auch bewundernswert. Sogar manche Juden die den Holocaust erlebt haben, haben gesagt dass sie keine Rachegelüste hegen. Sie haben wohl verstanden was Gandhi gesagt hat: "Auge um Auge lässt nur die ganze Welt erblinden".


    Oder wie es im Dhammapada ausgedrückt ist:

    Zitat

    Denn Feindschaft wird durch Feindschaft nimmermehr gestillt;

    Versöhnlichkeit schafft Ruh' - ein Satz, der immer gilt.


    Verstehbar finde ich das schon, es lässt sich aber nur praktisch umsetzen wenn man diese rechten Gesinnung pflegt bis man ganz davon durchdrungen ist.


    Wobei ich auch sagen muss, wozu sollte der Hass dienen, es verändert gar nichts, außer, dass man sich selbst schaden würde.


    Mit Hass verbundene Gefühle sind eben nicht angenehm, während sich Wohlwollen und innerer Frieden richtig gut anfühlen. Außerdem lassen sich dann oft Eskalationen und damit unnötiges Leid vermeiden.


    Du schreibst Unwissenheit, ich hoffe, das kommt jetzt nicht seltsam an, aber für mich ist die Umschreibung in realen Leben von Unwissenheit oft Dummheit. Heißt wenn ich etwas oder jemand für dumm halte, was wieder eine Wertung ist die mir nicht zusteht, dann umschreibe ich es mit Unwissenheit.

    Der Begriff "Dummheit" ist nach meinem Erleben gegen die betreffenden Personen gerichtet und mit unangenehmen und unheilsamen Emotionen verbunden. "Unwissenheit" hat dagegen etwas sachliches, weniger persönliches.

    Oder, bei einem dummen Menschen mag man Verachtung empfinden, bei einem unwissenden Menschen Mitgefühl.

    Schwer tue ich mir mittlerweile wirklich alle Begründungen zu rechtfertigen, dass es eben Gründe hat, dass die so sind.

    Wären sie nicht von Unwissenheit beherrscht, würden sie nicht so sein. Mir fällt dazu oft der christliche Spruch ein "nicht den Sünder soll man hassen, sondern die Sünde". Analog zur Lehre des Buddha etwa: Nicht die Unwissenden gilt es zu beseitigen, sondern die Unwissenheit. Ein Problem ist dass ich diese Einsicht immer wieder vergesse und dann selber von Unwissenheit beherrscht werde.

    Obwohl es doch so einfach scheint ist das nicht immer leicht zu praktizieren:

    Zitat

    Andere werden einen übelwollenden Geist haben; da wollen wir einen Geist frei von Übelwollen haben.

    Andere werden grausam sein; da wollen wir nicht grausam sein.

    usw. (M.8.)

    mukti

    Danke für deine Sicht, wenn ich sie richtig verstehe, was ich nicht weiß, siehst du Mitgefühl in extremen Fällen auch schwer, aber ich kann mich irren.


    Auf deine Frage, ich wäre lieber Opfer gewesen als ein Täter, auch wenn das schlimm gewesen wäre, aber darauf gibt es eine klare Antwort, ob es ein Leben noch gäbe später oder nicht, egal.

    ....

    Verwechselst du mich nicht mit jemandem? Ich habe dir keine Frage gestellt.

    Ja, man leidet an einem Mangel, so habe ich es erfahren. Als mir klar wurde dass es hauptsächlich das Ego ist, das geliebt oder bestätigt werden will, hat dieser Wunsch nachgelassen und das war befreiend.

    Ist nicht das Bedürfnis geliebt zu werden und die ganzen damit einhergehenden Probleme und Schwierigkeiten letztendlich ein Ausdruck von dem Bedürfnis nach Kontakt und Verbundenheit mit anderen Menschen. Das ist ja ein Bedürfnis, das in der Natur des Menschen liegt, sozusagen in der physiologischen Ausstattung des Nervensystems verankert ist. Und wenn das Bedürfnis immer wieder frustriert und gehemmt wird, sucht man sich eine Ersatzbefriedigung. Und sagt vielleicht auch "Ich brauche auch gar keine anderen Menschen!"

    Das ist wohl auch eine Sache der Veranlagung. das Bedürfnis nach Kontakt mit anderen Menschen scheint von Natur aus nicht bei jedem gleich stark zu sein. Z.B sucht sich jemand der gerne unter Menschen ist einen passenden Beruf, etwa im Gastgewerbe oder bei entsprechenden Fähigkeiten in der Politik usw. Andere ziehen eine Tätigkeit abseits der Menschenmenge vor um sich alleine und in Ruhe einer bestimmten Sache widmen zu können, etwa als Schriftsteller oder Forscher usw. Bei den Mönchen und Nonnen ist es auch so, manche leben lieber abgeschieden im Wald, andere lieber mitten unter den Menschen.


    Ich glaube nicht dass die einen besser sind als die anderen. Man kann sowohl unter Menschen als auch alleine Unsinn treiben oder wertvolle Arbeit leisten und man kann sich sowohl bei wenig als auch bei viel Kontakt allen in Wohlwollen verbunden fühlen oder seine Mitmenschen hassen.

    Ja, man leidet an einem Mangel, so habe ich es erfahren. Als mir klar wurde dass es hauptsächlich das Ego ist, das geliebt oder bestätigt werden will, hat dieser Wunsch nachgelassen und das war befreiend.

    Kommt mir mehr wie eine Ergänzung vor als wie eine Korrektur.

    Das Bedürfnis geliebt zu werden schafft eine Menge Probleme, es ist besser man nimmt es nicht zu wichtig finde ich. Es wird immer Menschen geben die einen mögen und solche die einen nicht mögen, so ist das nun mal und das soll genügen. Wichtiger ist was man an sich selber hat und vor allem an dem Weg, der die Bürde des Ego beseitigt.