Beiträge von Helmut im Thema „Religion“

    Ich habe zu unserem Thema, ob der Buddhismus eine Religion ist folgendes gefunden. Die Zitate stammen aus einem Vortrag, den Michael Zimmermann 2010 auf einem Kongress an der Uni Hamburg hielt:


    Zunächst geht er auf den Religionsbegriff ein:

    Zitat

    ... ist man im Bereich der Religion, nämlich bei der Frage des Religionsbegriffs, auf einem viel schwierigeren Pflaster. [im Vergleich zum Philosophiebegriff, meine Anmerkung]


    Ob man nun versucht, Religion substanziell oder funktionell zu bestimmen: der alte Diskurs in der Religionswissenschaft, wie Religion zu definieren sei, ist bis heute noch zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Das ist auch kaum zu erwarten, gehen doch die Ideen und Ansätze in einem erst seit relativ kurzer Zeit die gesamte Vielfalt von religiösen Erscheinungsformen in West und Ost ernst nehmenden religionswissenschaftlichen Diskurs in ganz unterschiedliche Richtungen.

    In Bezug zur Frage, ob der Buddhismus eine Religion oder eine Philosophie sei, führt er aus:

    Zitat

    Für mich ist das eigentlich eine falsche Frage, allerdings eine Frage, die inspirieren kann und vielleicht auch eine nicht zu leugnende provokative Dimension enthält. Denn natürlich sind im Buddhismus beide Dinge, Religion und Philosophie, eng miteinander verwoben. Es ist ein Miteinander von religiösen und philosophische Standpunkten, und ich plädiere dafür, den Buddhismus als eine Einheit von Religion, Philosophie sowie ethischer und spiritueller Praxis zu begreifen und ihn in seiner nicht irreduziblen Vielfalt auf allen Ebenen anzuerkennen und wertzuschätzen.

    Die Zitate stammen aus: M. Zimmermann, Der Buddhismus - mehr als Religion und Philosophie, erschienen in: Roloff, Weiße, Zimmermann (Hrsg.) Buddhismus im Westen - Ein Dialog zwischen Religion und Wissenschaft, Münster 2011, S.65 und S.69

    ... aber Religion ist immer weltlich - der Gegenstand ist eine Vorstellung und sonst nichts.

    Ich finde diese Religionsdefinition ziemlich dürftig. Da ist selbst die westliche Religionswissenschaft schon weiter. Aber diese Definition hat natürlich den Vorteil, dass man mit ihr behaupten kann, die Lehre des Buddha sei keine Religion. Und genau darum geht es dir ja.

    Der Dharma ist sehr wohl eine Religion. Den westlichen Religionsbegriff, der aufs lat. Religio zurückgeht, kann man nur im Kontext theistischer Religionen anwenden. Aber nicht jede Religion ist theistisch.


    Man kann nicht von Religion im Singular sprechen, sondern nur im Plural. Religion ist mehr als theistische Religion. In anderen Kulturen wie zum Beispiel in Indien, Tibet, China oder Japan werden allerdings andere Begriffe für Religion verwendet als bei uns.


    Bei Religion geht es immer über Überweltliches. Im Theravada beginnt das Überweltliche mit dem Stromeintritt. Im Kontext des Bodhisattvapfades, wie er im Mahayana erklärt wird, beginnt es mit dem Pfad des Sehens.


    Der Buddhadharma ist sehr facettenreich. Er ist Philosophie, Meditation und Lebensführung, Religion, Psychologie usw. Als Religion kommt er eben ohne einen Schöpfergott aus.