Beiträge von Helgo im Thema „Ich empfinde den Buddhismus als trost- und hoffnungslos“

    Der Meditation an sich so eine Wirkung zuzuschreiben da wäre ich eher zurückhaltend.

    Nur eine Überlegung. Es gab zu der Zeit die Asketenbewegung mit sehr varianten Praktiken und Idealen. Die "Jain" die dem Zeitgenossen des Buddha, Mahavira, folgten, hatten bspw. eine Praxis, sich (in einem späten Lebensabschnitt?) zu Tode zu hungern - ich weiß nicht viel darüber, also z.B. ob das im Zusammenhang mit Verachtung der Leiblichkeit, oder mit einer angestrebten besonderen Radikalität zur Verbesserung des Karmas stand.


    Es ist hingegen berichtet, daß hin und wieder ganze Gruppen von Asketen anderer Provenienz zum Samana-Orden des Buddha übergetreten sind - das könnte also hier eventuell das Besondere gewesen sein: die Übung der Dekonstruktion der Leiblichkeits-bezogenheit als fataler Trigger einer Selbsttötungsbereitschaft bei einer ganzen Gruppe von Schülern.


    Es ist aber in der betreffenden Sutta nichts zu solcherart Hintergrund erwähnt, so daß wir hier nur Spekulation haben können.


    Wie auch immer - ich habe vor wenigen Jahren eine nahe Person, die eine starke, oft sogar "behandlungsbedürftige" Depression mit sich trägt, vorsichtig mit meinem buddhistischen Engagement bekannt gemacht, und sogar zu einem gemeinsamen Besuch in einem buddh. Zentrum eingeladen und mitgenommen. Für mich war nach eineinhalb Tagen und einem vorzeitigen Abbruch der gemeinsamen Meditationssitzung jedenfalls klar, daß jedes pushen dieser Person in unsere Geistes- und Praxiswelt im wahrsten Sinne lebensbedrohlich gewesen wäre, und wir haben von dieser schönen 2-Wöchigen Auszeit in dem Zentrum die Zeit nur für Gespräche, Wanderungen in die Umgebung und kleine Alltagstätigkeiten wie Wohnraum-, Gartenpflege und Küchen-/Spüldienste genutzt.


    Depressivität und die genannte Art der Meditation? Dazu brauche ich mindestens seit dieser Erfahrung keine buddhistische Analyse, daß das nicht geht; ich denke eine Portion Herzensbildung sollte für jeden ausreichen, um das direkt zu spüren ...

    Es ging wohl um das Thema Suizid und die Geschichte findet sich im entsprechenden Abschnitt des Vinaya. Bin zu faul zum Suchen (und ist für mich ja auch *Ausland* 8) ) aber vielleicht kann ja jemand, der auf dem Gebiet etwas firmer ist als ich, eine Quellenangabe machen.

    Samyutta Nikaya 54 [W. Geiger / Bh. Nyanaponika (???), aus Palikanon.com]

    S.54.9. In Vesálí


    Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Vesálí im Großen Walde in der Halle des Giebelhauses. Damals nun sprach der Erhabene zu den Mönchen von verschiedenen Standpunkten aus von der Unschönheit, pries die Unschönheit, pries die Entfaltung der Unschönheit. Danach wandte er sich an die Mönche:


    "Ich wünsche, ihr Mönche, mich einen halben Monat zurückzuziehen. Niemand soll mich aufsuchen außer jemand, der mir Almosenspeise bringt".


    "Sehr wohl, o Herr", erwiderten die Mönche dem Erhabenen, und niemand suchte den Erhabenen auf außer jemand, der ihm Almosenspeise brachte.


    Da sagten die Mönche: "Der Erhabene hat von verschiedenen Standpunkten aus von der Unschönheit gesprochen, er pries die Unschönheit, er pries die Entfaltung der Unschönheit ', und sie weilten in verschiedener Weise, an den Yoga der Entfaltung der Unschönheit angejocht. Sie fanden diesen Körper eine Plage, sie schämten sich seiner, sie ekelten sich vor ihm - und sie suchten eine Waffe, um sich umzubringen. Erst griffen 10 Mönche täglich zur Waffe, dann 20, dann 30.


    Als der Erhabene nach Ablauf des halben Monats seine Zurückgezogenheit beendet hatte, wandte er sich an den Ehrwürdigen Anando:


    "Wie kommt es, Anando, daß die Mönchsgemeinde so spärlich geworden ist?" Und Anando berichtete ihm den ganzen Vorgang und sprach: "Gut wäre es, o Herr, wenn der Erhabene eine andere Lehrdarlegung geben würde, damit die Mönchsgemeinde höchste Erkenntnis erreichen kann".


    "Dann, Anando, rufe alle Mönche, die um Vesálí weilen, zusammen, daß sie in die Versammlungshalle kommen".


    "Sehr wohl, o Herr", erwiderte da der Ehrwürdige Anando dem Erhabenen und rief alle Mönche, die um Vesálí weilten, in der Versammlungshalle zusammen. Dann begab er sich zum Erhabenen und sprach: "Zusammengekommen ist die Mönchsgemeinde. Möge der Erhabene tun, was ihm an der Zeit dünkt". Da begab sich der Erhabene zur Versammlungshalle, setzte sich auf den bereiteten Sitz und wandte sich an die Mönche:


    "Ich habe, ihr Mönche, die Einigung bedachtsamer Ein- und Ausatmung entfaltet und ausgebildet. Sie ist still, erlesen, ein makelloses glückliches Verweilen; und was auch immer an bösen unheilsamen Dingen aufsteigen mag, die werden hier auf der Stelle zum Schwinden gebracht und kommen zur Ruhe.


    Gleichwie, ihr Mönche, im Sommer, im letzten Monat Staub und Schmutz auffliegen, aber dann außerhalb der Regenzeit eine mächtige Wolke auf der Stelle das zum Schwinden bringt und zur Ruhe kommen läßt, ebenso auch, ihr Mönche, ist die entfaltete und ausgebildete Einigung bedachtsamer Ein- und Ausatmung still, erlesen, ein makelloses glückliches Verweilen, und was auch immer an bösen unheilsamen Dingen aufsteigen mag, das wird hier auf der Stelle zum Schwinden gebracht und kommt zur Ruhe.


    Wie aber, ihr Mönche, wird die Einigung bedachtsamer Ein- und Ausatmung derart entfaltet und ausgebildet? Da begibt sich der Mönch in den Wald und übt die sechzehnfache Atembetrachtung".