Beiträge von Sudhana im Thema „Wie steht ihr zu dem Lied Happiness is here and now von Thich nhat hanh?“

    Zunächst einmal - wenn mit 'Buddha' der historische Begründer des Saṃgha gemeint ist, also Siddharta Gautama, dann hat der das Diamantsutra so wenig gesprochen wie irgendeine der Sutten des Palikanon. Es handelt sich da um spätere literarische Produkte. Wobei die ggf. unterstellte "Originalität" der Texte eigentlich nur eine Rolle spielt, wenn man den Dharma als eine in Wort und Schrift tradierte Offenbarung einer historischen Person versteht, die Glaube (und korrekte Tradierung) erfordert - wie das bei Offenbarungen so ist. Nicht so mein Ding ...


    Hinsichtlich Diamantsutra meine Zustimmung zu Monika 's Hinweis, dass es bei dem 'Geist des Erwachens' (bodhicitta) um die Ausrichtung der Intention geht, also um rechte Absicht (samyak saṃkalpa). Wobei - wenn man sich das Bodhisattva-Gelübde des Diamantsutra anschaut (mit dem die Lehrrede beginnt) - dies eine bemerkenswerte Einschränkung aufweist:


    Zitat

    Der Buddha sagte zu Subhūti: "Die Bodhisattvas und Mahāsattvas sollten ihre Gedanken so zügeln: Alle verschiedenen Arten von fühlenden Wesen, ob sie aus Eiern, aus dem Mutterleib, aus der Feuchtigkeit oder spontan geboren werden, ob sie eine Form haben oder nicht, ob sie in Wahrnehmungen oder ohne Wahrnehmungen verweilen oder ohne Wahrnehmungen oder ohne Nicht-Wahrnehmungen, ich rette sie, indem ich sie restlos ins Nirvana eintreten lasse. Und wenn diese unermessliche, zahllose, unendliche Anzahl von fühlenden Wesen befreit worden ist, hat in Wirklichkeit kein fühlendes Wesen Befreiung erlangt. Warum ist das so? Subhūti, wenn ein Bodhisattva in den Zeichen eines ātman, eines sattva, jīva oder pudgala* verweilt, ist sie oder er kein Bodhisattva."

    (T 235.8.749a05)

    * ātman, sattva, jīva und pudgala - diese im Text wiederkehrende Viererformel bezieht sich auf nicht näher differenzierte personale Konzepte, möglicherweise upanischadische (ātman), hinduistische (sattva), jainistische (jīva) und den pudgala der als 'Häretiker' geltenden Vātsīputrīya / Pudgalavadin.

    Ich mag diese Art Lyrik nicht sonderlich (wobei meine speziellen Vorlieben da halt auch spezieller Natur sind), aber ich will nicht leugnen, dass sie in weniger geschmäcklerischen Individuen womöglich Prozesse der Selbstheilung mit anstoßen kann. Nicht jedes upāya taugt für jeden ...


    Trotzdem muss ich einräumen, dass sich das für mich so in etwa auf der Schiene bewegt:


    Laßt uns froh und munter sein
    Und uns recht von Herzen freu'n.
    Lustig, lustig, tralalalala,
    Bald ist die Erleuchtung da


    ... und ich die Bedenken von Rolf82 schon ein Stück nachvollziehen kann. Hört sich doch sehr nach einer Empfehlung an, mit duḥkha umzugehen, indem man es einfach ignoriert. Da hätte ich auch Bedenken.


    Danke pano für den Hinweis auf den Kontext des Liedes. Kontextbedürftig scheint es mir in der Tat zu sein - also wohl doch nur für 'Insider' hitverdächtig. Trotzdem ... solche Liedchen trällern beim Wandern durch das Reine Land ist nicht so meins ... Das "available here and now" des Reinen Landes ist übrigens keine Idee TNHs, diese Synthese ist ein Merkmal der allmählichen Verschmelzung von Chan und Reinem Land seit dem Ende der Song-Zeit. Die vietnamesische LamTe (Rinzai -) Schule ist wie die japanische Obaku-shu ein relativ später, mingzeitlicher 'Import' aus China.