Beiträge von void im Thema „Wie steht ihr zu dem Lied Happiness is here and now von Thich nhat hanh?“

    Ist es dem Buddha überhaupt darum gegangen? Also um Happiness? Vielleicht eher: Tathata is here and now, I have dropped my worries?

    Ich habe schon gehört, dass TNH als Wohlfühlbuddhist verschrien ist - als würde der Buddha lehren, wie man ein glückliches Leben lebt ... Der Buddha lehrt doch aber das Erreichen von Soheit, um aus Samsara rauszukommen. Mit Happiness kommt man nicht aus dem Samsara raus. Oder?

    Happiness bedeutet einfach Glück - also die Abwesenheit von Leid. Es gibt Glück das an bestimmten Bedingungen hängt - Sinnesfreude. Und Glück das nicht an bestimmten Bedingungen hält.


    Bei Belehrungen ist es ein großer Unterschied, an welches Publikum sie gerichtet sind. Ein Professor wird anderes reden, je nachdem ob er zu seinen Doktoranden redet oder in der "Sendung mit der Maus" zu Kindern spricht.


    Und dann denke, ich hat TNH einen sehr anderen Ton angeschlagen, wenn er zu seinen Ordinierten und langjährig Praktizierenden sprach - also wirklich Leuten die in diesem Leben Befreiung erlangen wollen, oder eben zu Leuten die dieses Ziel nicht verfolgen.


    Gerade weil viele traumatisierte und fragile Menschen zu ihm strömten, bekam er wohl ein Bild, in dem den Normalmenschen nicht so arg viel zuzutrauen ist. Eben weil sie oft tief von Zweifeln, Ängsten und Neurotizität durchzogen sind. Wo man sie, bevor man weitergehen kann erstmal auf Normalität päppeln muß. Ihnen gut zureden und vielleicht unbeschwerte Lieder mit ihnen singen. Und sie es dann schaffen ein normales, heilsames Leben eines buddhistischen Laien zu führen. Es wird von der "Kunst des achtsamen Lebens" gesprochen, wo man als Eltern, als Freunde, als mündige Bürger und als Teil des Ökosystems heilsam wirkt.


    Und erst dann kann man mit Themen Entsagung und Dukkha anfangen mit denen man sie sonst nur weiter in ihre Ängste treibt.


    Der Kindergarten-Vibe repräsentiert also eher eine Einschätzung des Niveaus der buddhistischen Laien. Im Gegensatz zu anderen Lehrern die Einsteigern mit der Illusion versorgen, sie seien nahe am Erwachen.

    Laßt uns froh und munter sein
    Und uns recht von Herzen freu'n.
    Lustig, lustig, tralalalala,
    Bald ist die Erleuchtung da

    Ich weiß nicht, ob die Tatsache, dass einem etwas kitschig vorkommt, ein brauchbares Kriterium ist. In den Aufzeichnungen vor smaragdener Felswand“, gibt es ja den Kōan:


    Zitat

    Das Beispiel lautet: Yunmen richtete bei der Unterweisung folgende Worte an seine Hörer: „Nach den letzten fünfzehn Tagen frage ich euch nicht. Zu den nächsten fünfzehn Tagen kommt mit einem Sätzchen daher und redet.“ An Stelle der Gefragten sagt er dann selbst: „Tag um Tag ist guter Tag.“


    Dies ist hat ja auch das Zeug zum Kalenderspruch. Auch ihn kann man als "froh und munter sein" lesen. Als eine Aufforderung dazu "das Positive zu sehen" und "die Chancen zu ergreifen. Dies bedeutet aber überhaupt nicht, dass er nicht als Kōan funktioniert, wenn man ihn radikal genug bis zum Ende geht.


    Eine andere Frage ist die nach dem Kontext. Zu Thich Nhat Han kamen eben ja nicht nur die unbeschwerten Frohnaturen die da buddhistisch schunkeln wollen, sondern eben ja eben auch traumatisierte Menschen wie der Vietnamveteran Claude An Shin Thomas. Es ist mir unklar, ob etwas was uns als ein Übertmaß an Harmonieduseligkeit erscheint für Menschen aus Situationen der Traumatisierung nicht hilfreich sein kann - ein rettender Teddybär.


    Auch Thich Nhat Han hat ja bei Bombardierungen erlebt das Meter von ihm Bomben eingeschlagen haben und Leute zerfetzt haben. Das ganze Land war ja da traumatisiert, es gab Massaker von bei den Seiten und auch unter den Mönchen gab es ja damals diese Mode der Selbst-Verbrennungen. Wenn in so einem apokalyptischen Kontext eine kindermässige Fröhlichkeit kommt, dann doch nicht ohne Grauen zu berücksichtigen. Für mich umweht Thich Nhat Han so eine tiefe Traurigkeit und sein Lächeln kommt mir erbittert erkämpft vor.