Beiträge von Helmut im Thema „Ohne Einübung der Sila gibt es keine buddhistische Praxis“

    Nibbana verwirklichen ist es verfehlen.

    Nibbana erfahren und schon ist es vorbei.

    Nibbana sein ist Nibbana nicht mehr zu erfahren oder zu erkennen.

    Nibbana sein wird nicht von Bewusstsein gestört, aber vom Bewusstwerden der Dinge.

    Das ist schon eine sehr eigenartige Interpretation der dritten edlen Wahrheit, die kaum noch mit dem übereinstimmt was Buddha Sakyamuni in seiner ersten Lehrrede (SN 56.11) zu den wahren Beendigungen des Leidens und seiner Ursachen gelehrt hat.


    Die Arhats haben das Nibbana sowohl erfahren und auch nicht wieder verloren. Denn wenn man es einmal verwirklicht hat, dann gibt es nichts mehr zu verwirklichen. Das bedeutet auch, dass man aus dem Nibbana nicht wieder herausfällt, wenn man es verwirklicht hat.


    Das Nibbana wird auch nicht vom Bewusstwerden der Phänomene gestört, denn auch wenn man Nibbana erlangt hat, hat man ein Bewusstsein, das die Phänomene wahrnimmt, und zwar frei von jeglichen Verblendung.

    Das Mitgefühl ist eine Frucht, die ich nicht erlernen kann, sondern die vom Baum fällt, wenn ich begriffen habe, dass der Weg in die Befreiung lang ist.

    Mitgefühl ist eine Geisteshaltung, die wünscht, dass die Menschen frei sein mögen von Leid und den Ursachen des Leides. Diese Geisteshaltung entsteht nicht von selbst, sondern nur durch Übung.


    Die Übung beginnt damit, dass man sich die Leiden Samsaras verdeutlicht und dann erkennt, dass man selbst diesen samsarischen Leiden ausgesetzt ist. Man entwickelt den Wunsch, sich daraus zu befreien. Überträgt man dann die auf sich selbst bezogene Sicht auf die anderen Menschen, weil man erkennt, dass sie in derselben Situation sind wie man selbst, dann entwickelt man Mitgefühl mit ihnen. Das Mitgefühl entsteht nicht dadurch, dass man erkennt, dass der Weg zur Befreiung lang ist, sondern dadurch, dass man die leidhafte Situation der anderen Menschen erkennt, und den Wunsch entwickelt, dass sie davon frei kommen mögen so wie man selbst auch von den samsarischen Leiden freikommen möchte. Die Einsicht, dass der Weg zur Befreiung lang ist, ist sicherlich nicht hinderlich.

    Mitgefühl offenbart geistige Schwäche im Gegensatz zu wirklich sinnvollen Tugenden wie Hilfsbereitschaft, Gemeinsamkeit, Grosszügigkeit, Stärke, Treue etc.

    Mitgefühl (Karuna) besteht ja in der Geisteshaltung, die wünscht , dass die Menschen frei sein mögen von Leid und dessen Ursachen. Warum sollte dies geistige Schwäche sein und deshalb keine sinnvolle Tugend sein?


    Mahakaruna, das große Mitgefühl, das sich ausnahmslos auf alle Lebewesen bezieht, Bodhicitta und die nicht-duale Weisheit sind die Ursachen für den Bodhisattva, der sich dann durch die Übungen auf dem Bodhisattvapfad zum Buddha entwickelt. Dabei ist Mahakaruna die Ursache für Bodhicitta und nicht-duale Weisheit.

    Zum Anderen sind die Sila aber auch die unmittelbare Konsequenz aus einer der grundlegenden Lehren des Buddha: Das Verständnis des Zusammenhangs von Ursache (meinen Handlungen) und Wirkung (der Art der Existenz, die ich erlebe), und aus dem Bewusstsein der Verbundenheit mit allen Wesen. Verbundenheit hier nicht oder nicht nur: Ich hab euch alle lieb. Sondern eher, wir sind aufeinander bis ins Kleinste hinein existenziell angewiesen. Alles, was ich anderen Wesen an Missbrauch, Gewalt oder Ausbeutung antue, kehrt wie ein Echo zuverlässig und sicher zu mir zurück.

    Das illustriert Dharmarakshita sehr schön in seiner Schrift Das Rad der scharfen Waffen. Er benutzt dabei die Metapher des scharfen Waffenrades, um die Rückwirkung der eigenen Handlungen auf einen selbst aufzuzeigen. (Verse 8 - 48)