Beiträge von Rolf82 im Thema „Frage zum Thema Mitgefühl und Gewalt“

    Zzt gibt es wohl 363 Kriege und Konflikte weltweit und es wird sich wohl auch in Zukunft nichts daran ändern.


    Die Dinge sind wie sie eben sind.

    Für mich ist Engagierter Buddhismus wichtig ...

    Und es hat sich schon viel geändert. Also allein die Haltung weltweit der Todesstrafe gegenüber, auch Kriegen gegenüber.

    Vor hundert Jahren haben die Menschen (im Westen) noch so getickt, dass sie gesagt haben: "Wann gibt es endlich wieder Krieg". Also da konnte man heldenhaft sein und es war ein Abenteuer und man konnte (vielleicht) ferne Länder bereisen.

    Heute wird Krieg eigentlich weltweit doch geächtet (obwohl es noch Kriege gibt). Ähnliches gilt für die Todesstrafe usw.. Generell wird mit Menschen die in Haft gehen besser umgegangen (Rehabilitierung vs. Strafe/Wegsperren) und die Gesellschaft ist auch bereit Schuld für die Entwicklung dieser Menschen zu übernehmen.

    Also es wird schon besser!

    Ja - wie geht man mit so etwas um? Nach Möglichkeit so, dass es sich nicht wiederholt. Wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, dann ist es doch das Mindeste, dass man ihn mit einem Deckel sichert. Was konkret bedeutet, dass man ethnische Säuberung und Genozid zumindest beim Namen nennt und nicht aus politischer Opportunität verschweigt - mit der Rückfalloption des Beschönigens, Relativierens und Entschuldigens, falls Ignorieren nicht ausreicht. Aber man kann natürlich auch einmal jährlich um den Brunnen tanzen und Geister beschwören.

    Dahinter steht immer der Wunsch nach Frieden (nach Möglichkeit ewiger Frieden - was bis jetzt offensichtlich nicht geklappt hat).


    Das war bei der Veranstaltung in Mauthausen nicht anders.


    Da sind was weiß ich wie viele Nationen mit ihrer Flagge und Soldaten aufmarschiert, haben einen Kranz hingelegt und sind dann abgebogen und haben sich dann an die Seite gestellt damit die nächste Nation mit Flagge und Soldaten ihren Kranz niederlegen kann.

    Am Schluss sind dann eine große Gruppe jugendlicher mit Peace-Flaggen zu dem Denkmal gelaufen, wo die ganzen Kränze lagen.

    Also zuerst die Soldaten und dann der Frieden.


    Und das ist eben (vielleicht unbewusst) die Message: Durch Krieg und Soldaten kann man den Frieden erkämpfen.


    Aber Friede fängt bei jedem einzelnen in seinem Geist an!

    Wie soll man denn so Frieden erreichen, wenn man Leute mit Gewehren Kränze an ein Denkmal legen lässt? Was erzeugt denn diese Botschaft im Geist?

    Statt linke Kampflieder hätte man vielleicht das spielen können: https://youtu.be/ydIUXXhnIyo?si=LH1DYxEQhCOOTvwh


    Ich hab das ganze einfach total daneben gefunden, wie der Ablauf war und war irgendwie schockiert ...

    Google mal nach "al-Mawasi".

    Uff hier gehts politisch zu ... :| Aber wäre al-Mawasi nicht eher ein Ghetto?


    Mir gings bei der Frage auch nicht darum, ob KZ's oder das was dort passiert ist, verbrecherisch ist. Sondern wie man das aufarbeitet und damit umgeht.


    Übrigens war an dem Tag auch jemand mit einer Palästinenserflagge dort, was für Aufsehen sorgte: "Free Palestine" bei der Befreiungsfeier im KZ Mauthausen - Watchblog - derStandard.at › Inland

    Es ist eine Schule der soldatischen Abhärtung in der man erstmal in sich alles als "weich" und "weiblich" ausmerzt was schwach, mitfühlend oder auch nur entspannt ist. Theweleit beschreibt das als Angst vor der Ich Auflösung - als Aufbau eines "Körpepanzers".

    Da ist sicher so extrem was dran! Ich denke da nur an "Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl".

    Außerdem ist es ja eben Kern des Sozialdarwinismus, dass Mitleid oder Mitgefühl - ich weiß, da muss man unterscheiden - ein Ausdruck von Schwäche und in der Natur nicht zu finden ist. Und der Mensch eigentlich daran degeneriert, weil er das Schwache mit durchschleppt.

    Das Buch von Theweleit hab ich leider nicht gelesen. Das ist aber auch ein super-interessantes Buch von ihm, was gut zu dem Thema passt: Klaus Theweleit Das Lachen der Täter.

    Das Lachen der Täter: Breivik u.a.: Psychogramm der Tötungslust. Unruhe bewahren : Klaus Theweleit: Amazon.de: Bücher

    "Vom Lachen der Killer wird in zahlreichen Fällen erzählt, auch die deutschen Wehrmachtssoldaten sollen einander in englischer Kriegsgefangenschaft ihre Gräueltaten mit großer Heiterkeit berichtet haben. Hinter dem Lachen verbirgt sich aber auch die andere Seite der Tötungslust: die kalte Rationalität der Rede, wenn die Täter ihre Taten öffentlich begründen. So kommt Anders Breiviks Verteidigung vor Gericht dem Text eines Statistikseminars über Einwandererzahlen in Norwegen nahe. Theweleits Essay entlarvt die Begründungssprache als Deckmantel der Tötungslust, denn, so die provokante Kritik des Autors, begründen lässt sich alles, doch glauben sollte man davon eher nichts."

    Wow, danke für die vielen Antworten. :D Das Thema regt scheinbar zum Diskutieren an …


    Ich schreib mal „kurz“ was mir dazu einfällt:


    Zuerst, Metta Mediation funktioniert für mich so, dass ich Vier Sätze habe, die so aufgebaut sind: Mögen Wir glücklich sein. Mögen Wir Frieden finden. Mögen Wir Freude finden. Mögen Wir frei sein von Leid.


    Dabei schließe ich die Augen und schau, was für Bilder kommen, während ich die vier Sätze langsam wiederhole. Ich lasse dabei den Geist umher schlendern und wenn mir Personen im Geist erscheinen, wünsche ich ihnen das. Ich kann es natürlich auch mir wünschen. Ich schau einfach was kommt. Wenn ich merke, ich kann es der Person nicht ehrlich wünschen, bleib ich bei der Person und schaue, was da los ist und versuche das aufzubrechen.


    Meist reicht es, wenn ich mir das Leid der Person vor Augen führe und ihren Wunsch glücklich zu sein, damit ich es ihr wünschen kann.


    Aber man muss das ja nicht gleich jeder Person wünschen können, sondern tastet sich vorsichtig ran.


    Zu dem Ausflug nach Mauthausen kann ich sagen, dass ich mit den Kommunisten dort war. Und mich sprechen die Kommunisten in der Hinsicht an, dass sie eine weltweite Solidarität anstreben. Was mich aber abstößt war, dass diese Solidarität erkämpft wird oder werden muss. Und eigentlich war eben die ganze Veranstaltung so geprägt. Es waren z. B. auch US-Soldaten eingeladen oder Menschen vom Bundesheer, was ich an so einem Ort für fast pietätslos halte, dass man dort Soldaten hinschickt, um Kränze niederzulegen. Ich find auch die Geste der erhobenen Faust bei den Kommunisten nicht gut. Das alles hat mich deprimiert.



    Bei Gewaltanwendungen sollte der erste Schritt aber immer Mitgefühl für die Opfer statt die Täter_innen sein, für die Täter_innen ist es dann erst der zweite. Auch wenn der zweite von vielen oder allen gegangen schön wäre, ist der erste mMn auch wertvoll und es wert, gewürdigt zu werden.


    Ich finde man sollte besser in der Kategorie zwischenmenschliche Katastrophe denken – natürlich ist der, der das Verbrechen begeht, durch die Tat nicht mehr gesellschaftsfähig und muss aus der Gesellschaft rausgenommen werden und man muss schauen, ob man ihn wieder einfügen kann.


    Ja, absolut! "Mit Nazis reden" ist viel besser.


    Ich glaube, dass grade bei diesen Menschen, Freundlichkeit und Mitgefühl sehr gut funktioniert, um an sie ranzukommen. Gewalt kennen sie es schon gut.


    Was bedeutet den


    „Was bedeutet denn Mitgefühl mit Tätern?“


    Es geht da auch gar nicht so um die Täter. Wenn ich Mitgefühl mit den Tätern in mir kultiviere und deren Leid und die Verwundungen sehe, kommt mein eigener Geist zur Ruhe.


    Das ganze hängt doch eben nicht insofern schief, als alle sich auf die Täter stürzen. Sondern umgekehrt. Wir haben es mit einer Situation zu tun, wo die Bevölkerung die Täter unterstütze und deckte. Als Häftlinge flohen, gaben ihnen die lokalen Leute keinen Unterschlupf sondern beteiligten sich an der mörderischen Treibjagd .

    Den Film zu dem Thema kann man sich übrigens hier anschauen: https://youtu.be/WkW_33r7AXw?si=nZxCN6pgpHTDd1Ep Wobei der Titel halt auch wieder sehr heavy ist: Hasenjagd - Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen.


    Sorry, ich führe keine langen Diskussionen. Eine einzige Frage habe ich jedoch. Wenn man Hitler, seinen Krieg und das totale Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht gestoppt hätte, mit entsprechender Gewalt, wo könnten wir jetzt leben? Die Demokratie fällt nicht vom Himmel und sollte, wenn es notwendig ist, mit den geeigneten Mitteln verteidigt werden. Andernfalls würden wir wieder in einer Diktatur landen, aber wir würden es vielleicht nicht einmal bemerken

    Antwort von Panna-Sati auf Zitat von Igor:

    Eine wichtige Konsequenz aus dem ganzen Desaster der Weltkriege, war ja die Parole "Nie wieder Krieg!", ebenso bedeutsam ist aber "Wehret den Anfängen". Und dieses "Wehren" sollte nachdrücklich, aber gewaltlos sein.


    Ich gebe dir Recht: Ab einem bestimmten Punkt, wenn versäumt wurde, rechtzeitig die Ursachen anzugehen und geeignete - gewaltlose - Maßnahmen einzuleiten, ist Gewalt wohl unvermeidlich, um noch größeres Leid zu verhindern.

    Deshalb ist es so wichtig vorzubeugen und feindselige, gewalttätige Tendenzen gar nicht aufkommen zu lassen, bzw. schnell zu begrenzen.




    Das sehe ich einfach genau so, hätte Igor hier die gleiche Antwort gegeben.



    Sorry, wenn ich nicht allen geantwortet habe, war sehr viel … Nochmals danke für die vielen Antworten. :) (:

    "Und deine Traurigkeit kommt daher, dass bei deinem Aufenthalt diese Fragen nicht gestellt wurde. Statt den Ursachen des Hasses nachzuspühren begnügt man sich damit, die einen( legitim) zu beweinen und die anderen (legitim) zu hassen."


    Ja, aber ich glaube auch daran, dass Gewalt (neue) Gewalt erzeugt.

    Wer Frieden will, muss damit anfangen. Gewaltloser Widerstand funktioniert sehr gut. Und man kann schon mal Anfangen ein Mitgefühl für alle Wesen in sich zu kultivieren.


    Transparente mit der Aufschrift "Faschismus zerstören","Dem Krieg keinen Frieden" tragen nicht dazu bei. Auch keine linken Kampflieder.

    Nach so einer zwischenmenschlichen Katastrophe, sollte jeder Mensch sich bemühen Mitgefühl für alle Wesen in sich zu kultivieren. So wie der Buddha es im Metta-Sutta lehrt. Das ist die beste Voraussetzung, damit sowas nicht mehr passiert.


    “So wie eine Mutter ihr einziges Kind unter Einsatz ihres eigenen Lebens liebt und beschützt, sollst du grenzenlose Liebe zu allen Lebewesen im gesamten Kosmos kultivieren.”

    Hallo,

    ich war heute im Konzentrationslager Mauthausen, weil der 79. Jahrestag der Befreiung heute ist und mich hat die Situation unglücklich gemacht, bzw. macht mich das Erlebte noch immer unglücklich.

    Weil eigentlich war nur für die Opfer ein Mitgefühl bzw. Mitleid da, aber nicht für die Täter. Es macht mich grad echt traurig, wenn ich darüber nachdenke, weil man sollte doch diesen Ort betreten und gedenken, was für ein zwischenmenschliches Unglück sich dort ereignet hat. Man sollte ein Mitgefühl für alle Wesen in sich kultivieren. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass dieses Mitgefühl mit allen Wesen während dieser Veranstaltung ideologisch auch nur im Ansatz da war.

    Stattdessen sind die verschiedenen Gruppen mit Transparenten herum marschiert mit der Aufschrift: "Den Faschismus zerstören!", "Frieden erkämpfen", "Dem Krieg keinen Frieden".

    Und in dieser Situation waren Menschen wie der Österreichische Bundespräsident die dort einen Kranz niedergelegt haben.


    Grade an diesen Ort hätte ich mir gewünscht - ich glaub es waren über 9000 Menschen dort - wir machen gemeinsam 15 Minuten Metta -Meditation zum Wohle aller Wesen.


    Stattdessen wurden politisch linke Kampflieder gesungen ... Mich macht das echt grad traurig.


    KZ-Gedenken in Mauthausen: "Das Recht richtete sich nach der Politik" - Inland - derStandard.at › Inland