Beiträge von void im Thema „Herz Sutra“

    Moderation

    Bitte im Anfängerbereich darauf achten, dass keine Diskussion untereinander daraus wird, sondern, dass es auf das Anliegen des Fragenstellers eingeht und für diesen möglichst verständlich ist.

    Das Herzsutra war ursprünglich Teil eines viel größeren Texts der Prajñāpāramitā Literatur der die Inhalte in ganz kompakter Form auf den Punkt bringt. Diese ist wiederum sehr von der Philosophie Nagārjunga geprägt. Von daher macht es - um das Herzsutra zu verstehen - nicht um unbedingt Sinn beim Herzsutra selber anzusetzen sondern man muß weiter ausholen - und die Entwicklung des Begriffs von Leerheit ansehen:

    1. Leerheit I: Zunächst bedeutete Leerheit einfach nur, dass alles anattā ist - also leer von einem Selbst.
    2. Leerheit II: Dann würde zunehmend auch betont, dass alles was es gibt leer von inhärenter Existenz ist. Nichts besteht aus sich selbst. Alles ist abhängig entstanden.
    3. Leerheit III. Und jetzt der Twist: Wenn Leerheit allem zugrunde liegt, dann ist es die wahre Natur der Welt. Alles was ist ist eine Erscheinungsform von Leerheit.

    Das ist jetzt nur sehr grob. Und der Übergang ist nicht so sehr als philosophische Aussage wichtig, sondern von der Beziehung zur Befreiung.

    1. Bei Leerheit I ist das das Ablegen des Anhaftens an der Idee eines Selbsts. Ich und Mein wird als leer durchschaut
    2. Bei Leerheit II gibt es einen Übergang hin zur Leerheit unsere Welt. Nicht nur das eigene Ich, sondern auch die Welt hat den Charakter einer Illusion.
    3. In Leerheit III wird dies positiv gewendet. Alles offenbart gerade in seinem Illusionscharakter die wahre Natur der Welt - die eng mit Befreiung verbunden ist.

    Diese Idee von "Befreiung ist schon da und äußert sich in allem" ist eng mit dem Konzept von Buddhanatur verbunden.


    Dies hat viel mit einem anderen Übergang zu tun. Dass man sich fragt wie die Welt aus der Perspektive nicht eines verblendeten Wesens sondern aus der Sicht eines Befreiten - eines Arhats - aussieht. Dieser wurde ja ähnliches sehen - Bäume, Menschen, Häuser, aber alles wäre als bedingt und ichlos durchschaut.


    Wenn wir mit Gewahrsein und Verständnis ausgestattet sind und mit Achtsamkeit und Weisheit studieren, dann werden wir Dhamma als Realität erkennen. Wir sehen dann, wie Menschen ständig geboren werden, sich verändern und schließlich vergehen. Wir sind alle dem Kreislauf von Geburt und Tod ausgesetzt; und weil dem so ist, sind alle Wesen im Universum 'eins' darin. Indem man eine Person klar und deutlich erkennt, erkennt man gleichzeitig alle Wesen dieser Welt.

    Auf diese Art und Weise ist alles Dhamma, nicht nur die Dinge, die wir mit unserem physischen Auge sehen, sondern auch die Dinge in unserem Geist. Ein Gedanke entsteht, wandelt sich und vergeht. Dies nennt man nama-dhamma, ein geistiger Eindruck, der entsteht und vergeht. Dies ist die wahre Natur des Geistes. Zusammengenommen bezeichnet man dies als die edle Wahrheit des Dhamma. Wenn man nicht auf diese Weise wahrnimmt und beobachtet, so wird man nicht sehen! Sieht man jedoch, so besitzt man die Weisheit, den Dhamma zu hören, wie der Buddha ihn lehrte.

    Von daher würde ich sagen, dass Herzsutra hat etwas von einer Hymne in der jemand, dem sich die Sicht alles als Dharma zu sehen, auftut und der dann diese Sicht - hier Prajñāpāramitā genannt - ausdrückt. Ich bin aber nicht sicher, ob es die ganzen konzeptionellen Ebenen so stark braucht. Oder ob man nicht so schlicht wie Ajahn Chah ausdrücken kann, dass der Weise in allem Dhamma sieht und ihm alles Vergänglichkeit, Verstrickung und Befreiung davon ausdrückt.