Beiträge von Maha im Thema „Einsamkeit“

    Das hängt u.a. davon ab, ob sie akut oder chronisch vorhanden ist, welche Stimmungen du jeweils aktuell in dir spürst und ob du über Kraft- und Energiereserven für lindernde Aktionen verfügst.

    Ich glaube das auch Krankheit oft einsam machen kann. Und dann fehlen einem natürlich auch oft Kraft und Energie, um aktiv gegen die Vereinsamung anzugehen.

    Dann könnte man Ursachenforschung betreiben und ggf. gegensteuern, auch mit gezielter Ablenkung durch (praktische, "handfeste") Tätigkeiten, gerne auch für andere Wesen...

    Bei mir spielt auch Scham eine sehr große Rolle. Ich hatte das ja schon angesprochen, dass für mich das Gefühl der Einsamkeit viel mit dem Gefühl zu tun hat, etwas vor mir selbst oder anderen verstecken zu müssen oder mich nicht so wie ich bin angenommen zu fühlen. Und das ist im wesentlichen Scham glaube ich. Auch Krankheit oder das Gefühl nicht mehr leistungsfähig zu sein können Scham auslösen.

    (Länger) vorm PC sitzen, Musik hören, TV, u.ä. - sich berieseln lassen - sind, meiner Erfahrung nach, nicht zielführend, sondern geleiten u.U. sanft in eine melancholische Stimmung oder bewirken schlimmstenfalls ein Abdriften in depressive Zustände.

    Das kenne ich aus meiner Erfahrung auch. Vor allem, wenn es tatsächlich zu einem passiven sich berieseln lassen wird. Die neueren sozialen Plattformen haben da auch fatale Algorhytmen, die einen bei der Stange halten sollen und schon Suchtmechanismen auslösen können. Dann sitzt man da und schaut sich stundenlang irgendwelche Katzenvideos an und denkt nach ein paar Stunden: Ach Mist, eigentlich hätte ich doch was sinnvolleres machen wollen.

    Genau, du sagst es: Das Bedürfnis/Verlangen, die "Begierde" stellt das eigentliche Problem dar und die Intensität dieses Begehrens, dieser Sehnsucht, nach Aufmerksamkeit, Resonanz, Verständnis, Zuwendung/neigung von Anderen.

    Abstellen und austricksen geht nicht immer, aber aushalten, im Sinne von "annehmen"/akzeptieren schon..


    ("Ich fühle mich gerade einsam, na, und? Dann ist das (jetzt gerade) so." Es wird vorübergehen...)

    Aber ist dieses Bedürfnis nicht auch zutiefst menschlich und macht uns als soziale Wesen aus? Also ich würde mir noch mehr Sorgen machen, wenn es mir gelänge dieses Bedürfnis in mir "abzutöten". Annehmen und Akzeptieren ist da wohl tatsächlich der bessere Weg und dann aktiv werden und etwas tun, um das Bedürfnis zu erfüllen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Persönlichkeiten gibt, bei denen dieses Bedürfnis nur sehr schwach ausgeprägt ist, dass es gar nicht vorhanden sein kann, ist für mich nur schwer vorstellbar.

    Ein Verbundenheitsgefühl entsteht oft durch die buddhistische Praxis in einem selbst und wird zur grundsätzlichen Haltung, die Einsamkeitsgefühle kaum noch aufkommen lässt (Ausnahme sind natürlich Todesfälle und unfreiwilliges Verlassenwerden durch geliebte Menschen, aber selbst dann lösen sich diese Gefühle schneller auf).

    Ja, meiner Erfahrung nach führt auch eine Versöhnung mit sich selbst dazu, dass man sich in Gesellschaft weniger einsam fühlt.

    Was das Herzgefühl betrifft: es gibt ja im Tibetischen Buddhismus so schöne Visualisations-Übungen, welche das Herzchakra aktivieren. Fühlt man da schließlich etwas, so kann man es von der eigentlichen vorgegebenen Praxis lösen und einbetten in die Vernetzung mit den Mitwesen, die einen umgeben.

    Amdap Danke dir für deinen Erfahrungsbericht. Mich würde sehr interessieren an welche Übungen du da denkst. Chenrezig Sadhana? I

    Die Falle der nur scheinbar selbst gewählten Einsamkeit kenne ich aus eigener Erfahrung auch nur zu gut. ^^ Nirgends so schön zusammengefasst wie in der Fabel von Äsop.


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    Danke Anna Panna-Sati für die Zusammenfassung.


    Für mich kam noch die Frage auf, wie gehe ich mit meiner Einsamkeit um. Ich weiß nicht, ob das in dem Thread schon thematisiert wurde. Einsamkeit ist ja kein besonders angenehmes Gefühl. Es kann sehr schmerzlich sein. Gerade habe ich auch wieder das Gefühl, obwohl ich eine eigene Familie habe und es dadurch sicher schon sehr abgemildert wird, fühle ich mich gerade einsam und weiß nicht so richtig wohin mit mir. In der Großstadt, in der ich lebe, habe ich keine guten Freunde, und auch meine Hobbys und Bekanntschaften habe ich in den letzten Jahren kaum gepflegt.


    Im Alltag habe ich oft genug zu tun, sodass das Gefühl der Einsamkeit gar nicht aufkommt. Aber ich bin gerade aus dem Urlaub zurück gekommen und habe noch eine Woche frei, da merke ich wie allein ich doch bin. Und wie gehe ich nun damit um? Ablenkung ist meine erste Strategie. Ich schaue oft aufs Handy und lese irgendeinen Quatsch, schreibe Beiträge in diesem Forum über Philosophen ^^ oder schaue Serien. Dadurch ist die Einsamkeit erstmal betäubt, ich spüre sie für den Moment nicht so. Auch Meditation oder "Dharma-Studium" kann eine willkommene Ablenkung für mich sein. Doch die Einsamkeit wartet wie die Schlange unter dem Stein, um wieder hervor zu kriechen. Das Bedürfnis nach Resonanz, einem Gegenüber und nach Gemeinschaft und Verbundenheit lässt sich manchmal nicht einfach abstellen oder austricksen.

    Eine Idee aus meiner Erfahrung der letzten Monate: Diesen Transfer kann man gut als Angst --> Aufregung verstehen. Aufregung ist angemessen und belebend. Und erhöht die Freude, wenn etwas gelungen ist.

    Ich habe mich schon öfter gefragt, ob Aufregung oder Erregung (nicht unbedingt im sexuellen Sinn) nicht von Angst unterschieden werden könnten / sollten. Oft wollen wir Aufregung oder Erregung nicht haben und versuchen sie wegzudrücken oder zu verhindern, dass sie sie ausbreiten, halten vielleicht die Luft an oder verspannen und verkrampfen uns. Dabei machen sie auch unsere Lebendigkeit aus. Angst kann auch aktivierend oder lähmend sein. Bierkrug gibt es da auch eine Schnittmenge.

    Die Idee, dass Angst einer der Gründe für Einsamkeit ist, hat mich erst ganz beeindruckt.

    Inzwischen denke ich, dass das Thema der Angst, vielleicht auch einen eigenen Thread verdient.

    Das wäre auf jeden Fall einen eigenen Thread wert. Ich sehe die Verbindung darin, dass ein Kreislauf aus Angst und Vermeidung zu einem Gefängnis der Einsamkeit führen kann. Die Frage wie Angst mit den Geistesgiften zusammen hängt spielt dort unweigerlich mit herein.

    Die Angst ist meiner Meinung nach ein Gefühl, das uns sehr stark bestimmt. Angst kann zum Rückzug, aber auch dazu führen andere anzugreifen. Angst kann dazu führen, Macht über seine Mitmenschen erlangen zu wollen. Ich hatte immer Schwierigkeiten damit, dieses Gefühl ins buddhistische System der Geistesgifte einzuordnen, ist es Gier, Hass oder Verblendung?

    Hat der Buddha etwas zu Angst gesagt? Vielleicht weiss das ja jemand von Euch. Die Frage beschäftigt mich schon lange.

    Ich habe öfter schon gehört oder gelesen, dass Angst allen sogenannten Störgefühlen (mangelndes Gewahrsein, Begierde, Ablehnung, Neid, Stolz) zugrunde liegt. Das klingt für mich auch schlüssig, dass Angst als ein Gefühl von Mangel oder Angst vor Verlust und letztendlich vor der eigenen Vergänglichkeit viel Unheil anrichten kann.

    Wozu braucht man eine Reaktion auf die eigene Wut, den eigenen Stolz, die eigene Eitelkeit, den eigenen Groll, die eigene Erniedrigung, die eigene Wertlosigkeit? Mit dem eigenen Geist arbeiten kann man auch ohne. Die Folgen zu beobachten muss man seins auch nicht in die Welt tragen, ist genug da.

    Ich verstehe den Punkt, dass man negative Emotionen nicht ausagieren sollte bzw. in irgendeiner Form reflektiert damit umgehen sollte. Die Wut einfach am nächstbesten abzureagieren hilft auch keinem. Wenn ich mich einsam fühle, fehlt mir die Resonanz auf mein inneres Erleben. Und ich verstehe Qualia so, dass durch die Interaktion mein inneres Erleben überhaupt erst Wirklichkeit bekommt und erkennbar wird. Das ist vielleicht noch eine Stufe vorher, bevor ich mit der Wut arbeiten kann ohne sie nach außen zu tragen.

    Nachtrag:

    Jesus hat es genau falsch verstanden: liebe deinen nächsten wie dich selbst, stößt in unlösbare Konflikte.

    Was, wenn der Nächste mich nicht liebt, soll ich dann nur noch mich lieben oder mich ihm liebend unterwerfen?

    Erstmal ist davon die Haltung oder Einstellung des Anderen ja gar nicht berührt. Ob der andere einen liebt oder nicht scheint keine Bedeutung zu haben. Zu der Geschichte mit der anderen Wange hole ich nochmal meine etwas angestaubte Bibel raus. :erleichtert:

    Es geht um einen Gegenentwurf zu dem Rache- und Vergeltungsstreben, das in einen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt führt. Ich kenne auch eine Auslegung dieser Stelle, die diese aus der politischen und sozialen Situation der damaligen Zeit heraus als Empfehlung zu passivem Widerstand gegenüber Unterdrückern und Besatzern deutet. Unter der Besatzungsmacht des römischen Reichs vielleicht auch nicht ganz abwegig durch eine öffentlich zur Schau gestellte Unterwerfung (noch mehr geben als verlangt) den Stärkeren und Mächtigeren zu beschämen.

    Das Gefühl sich nicht so zeigen zu können wie man ist und die Ablehnung der Selbst-Anteile, die man meint nicht zeigen zu können.

    Die Erfahrung sich nicht so zeigen zu können, wie man ist und die Ablehnung der Selbst-Anteile, die man durch Erfahrungen meint, nicht zeigen zu dürfen aufgeben. Abstand nehmen von Selbstverachtung, Selbstmitleid und Selbstvernichtung. Allein sein erkennen und das Gefühl der Einsamkeit transformieren zu Mitgefühl, Geduld, Gleichmut, Gelassenheit gegenüber allen anderen Menschen.

    Buddha hat es genau so gesagt und genauso ist es richtig.

    Das klingt so einfach und ist oft schwierig meiner Erfahrung nach. (: Mein Weg ist auch eher die Selbstanteile, die ich vor mir und anderen verstecke,wie z.B. Wut, Stolz, ..., mir erstmal bewusst zu machen, sie anzunehmen und in den Kontakt zu bringen. Erst dann versuche ich sie aufzugeben oder zu überwinden. Das ist oft ein ganzes Stück Arbeit. :erleichtert: Aber das ist sicher bei jedem anders, je nachdem wie man gelernt hat mit Emotionen umzugehen und wie bewusst man sich seiner Emotionen schon ist.

    Sich einsam fühlen heißt für mich sich nirgends zugehörig fühlen und gleichzeitig das Bedürfnis, den Wunsch nach Zugehörigkeit zu spüren. Wahrscheinlich hat das auch viel damit zu tun, ob man sich so wie man ist angenommen fühlt, ob man sich selbst annehmen kann. Kleist beschreibt den Widerwillen dagegen, eine Rolle zu spielen und sich damit auf andere einzulassen. Das Gefühl sich nicht so zeigen zu können wie man ist und die Ablehnung der Selbst-Anteile, die man meint nicht zeigen zu können.