Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „Angst und Furcht - Kann die Buddha-Lehre/der Buddhismus helfen?“

    Zitat

    Angst hat keinen guten Ruf

    Im Unterschied zu den Zukunftssorgen, die als potenzielle Bedrohungen von außen wahrgenommen werden, kommen persönliche Ängste aus dem Inneren des Menschen.


    Es sind Ängste, die um die eigene Person kreisen, eine Angst um sich selbst. Im Kern ist es die Angst, sein Leben zu verfehlen und womöglich ein nicht glückliches Leben zu führen. Das angestrebte glückliche Leben kann zweifach bedroht werden: einmal von externen Gefahren – das sind die Zukunftsängste und auf diese kann man aufmerksam machen. Zum anderen durch die eigene Unzulänglichkeit, durch das Gefühl, die nötigen Kompetenzen für ein glückliches Leben nicht zu besitzen – das sind die Versagensängste und darüber zu sprechen würde einem Eingeständnis von Unfähigkeit und Mangelhaftigkeit gleichkommen. Diese Ängste rütteln somit an den Grundfesten unseres Selbst.


    Es ist daher kein Wunder, dass das Reden über seine persönliche Angst stark mit Scham besetzt ist. Wer sein wahres Ich, seine Ängste und Selbstzweifel zeigt, stellt sich bloß, macht sich in den Augen der anderen schwach und hilflos, und stellt sich selbst in Frage. Denn Angst wird in unserer Kultur mit Schwäche gleichgesetzt.

    Tabus brechen, über Ängste reden
    Ist Angst ein Tabu-Thema? Wir reden darüber.
    www.angstselbsthilfe.de



    Angst und Scham sind wohl auch Geschwister... ;)



    Wer - dem Anschein nach - keine Angst kennt oder sie publikumswirksam überwindet, ist der HELD...

    Präsidentschaftsanwärter Donald Trump hat es gerade vorgemacht - eine beeindruckende Demonstration von (scheinbarer? ) Furchtlosigkeit nach dem Attentat auf ihn:


    Die Macht der Bilder: Warum die Anschlagfotos Trump im Wahlkampf helfen könnten
    Bilder sind ein mächtiges politisches Instrument, insbesondere im Social-Media-Zeitalter.
    www.watson.ch


    Kein Zittern und Zagen (was angesichts des Angriffs, der Verletzung und der unübersichtlichen Lage absolut nachvollziehbar gewesen wäre), sondern ein kämpferisches Gesicht und eine hochgereckte Faust, Mimik und Gestik, welche entschlossene Furchtlosigkeit ausdrücken/ausdrücken sollten.

    (Wir wissen, es gibt 3 Arten auf Angst zu reagieren, eine davon ist "Kampf", also könnte man Trump durchaus unterstellen, nicht wirklich furchtlos gewesen zu sein...)


    Der Hype ist -amerikatypisch- enorm, kaum 72 Std. nach dem Anschlag kann man T-Shirts erwerben mit dem Foto der "Heldenpose":


    Nach Schüssen auf Donald Trump: Hohe Nachfrage nach Shirt mit Attentatfoto
    Händler haben nach dem Attentat das Foto des früheren amerikanischen Präsidenten mit gereckter Faust und Blut im Gesicht auf T-Shirts gedruckt. Auch in China…
    www.faz.net



    Jetzt könnte man wieder Ängste schüren und Befürchtungen nähren, dass Trump nun erneut zum Präsidenten gewählt wird - und das tun die Medien auch fleißig....(Ist wohl ihr Job...?!) :?



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    (die sich am meisten vor den Eskapaden ihres eigenen Körpers und einem unbewachten, ungezähmten, ungezügelten Geist ängstigt :roll: )

    Vielleicht sollte man Ängste zunächst unterteilen und sich gezielt mit einzelnen Ängsten befassen? :?


    Man könnte beispielsweise folgende Unterscheidungen vornehmen:


    1. Existenzängste (= elementare Ängste bzgl. der Lebensgrundlagen, wie Verlust des Zuhauses, wichtiger Bezugspersonen, des Arbeitsplatzes, der Einkünfte; der physischen, geistigen und psychischen Gesundheit; usw.)


    2. Versagensängste - Angst, nicht den (u.a. gesellschaftlichen, aber auch selbst auferlegten) Leistungsanforderungen zu genügen (und demzufolge die eigene und ggf. die Existenz abhängiger Familienangehöriger, zu gefährden)


    3. Soziale Ängste (die, u.a. wegen der wechselseitigen Abhängigkeiten, ebenfalls auf existenziellen Ängsten gründen können)


    Angst ist lebendiger Widerstand. Solange ich Widerstand leiste, wird Angst da sein.

    Ich empfinde es so, dass die akute Angst (= Enge) quasi die Initialzündung für

    -Widerstand/Erstarren/Standhalten

    -Flucht

    -Angriff/Kampf

    darstellt, wobei ihr - im Kern - natürlich eine Verneinung, eine Nicht-Annahme, mithin ein "Widerstand", innewohnt.

    (Aber das macht ja bei existenziellen Ängsten, größtenteils, auch Sinn...)


    Bei chronischen Ängsten sieht die Sache etwas anders aus:

    Hier wird die - durchaus sinnvolle - akute Angst , sozusagen weiterentwickelt und mutiert zur widerstrebenden Grundhaltung, die Widerstand verkörpert (oft im wahrsten Sinne, z.B. durch muskuläre An- und Verspannungen).


    Gesellschaftlich gesehen, hat diese "Grundhaltung" des (Angst-induzierten) Widerstandes - gefühlt - in den letzten Jahren zugenommen....

    Leider wird sie von den Medien durch intensive "Fütterung" erhalten und gefördert...


    (Wobei hier - nicht nur - der praktizierende Buddhist, aufmerksam darauf achten könnte, womit er seinen Geist füttert/füttern lässt. ;) )


    Die Hoffnung aufgeben. Die Hoffnung war das, was in der Büchse der Pandora blieb, nachdem alles Übel und Laster über der Welt ausgeleert wurden.

    Ohne - zumindest "insgeheime" - Hoffnung, denke ich, kann man als Mensch kaum glücklich leben.


    ( Hoffnungslosigkeit empfinde ich als - zunächst - sehr Angst erzeugend, im Laufe der Zeit stellt sich entweder Resignation oder Akzeptanz ein, aber man balanciert auf einem schmalen Grat über dem Abgrund der Depression...)


    Allerdings sollte man von unrealistischen Hoffnungen Abstand nehmen, wie der Buddha (in MN 126) veranschaulicht:

    Zitat

    "Gleichwie etwa, Bhumijo, wenn ein Mann, der Sesamöl begehrt, Sesamöl sucht, auf Sesamöl ausgeht, einen Trog mit Sand anfüllte und mit Wasser verrührte, verquirlte, verriebe;

    • mag der auch also mit Hoffnung bemüht sein, Sesamöl kann er unmöglich gewinnen;
    • mag der auch also ohne Hoffnung bemüht sein, Sesamöl kann er unmöglich gewinnen;
    • mag der auch also mit Hoffnung und ohne Hoffnung bemüht sein, Sesamöl kann er unmöglich gewinnen;
    • mag der auch also weder mit Hoffnung noch ohne Hoffnung bemüht sein, Sesamöl kann er unmöglich gewinnen:

    Weder mit, noch ohne Hoffnung, wird aus Sand Sesamöl gepresst werden können, dafür bräuchte es schon Sesammehl als richtige Grundlage. Aber:

    Zitat

    "Wer da auch immer, Bhumijo, als Asket oder als Priester recht erkennt, recht bedenkt, recht redet, recht handelt, recht wandelt, recht bemüht ist, recht besonnen, recht vertieft, und

    • also etwa mit Hoffnung ein Asketenleben führt, kann das Ziel doch wohl gewinnen;
    • also etwa ohne Hoffnung ein Asketenleben führt, kann das Ziel doch wohl gewinnen;
    • also etwa mit Hoffnung und ohne Hoffnung ein Asketenleben führt, kann das Ziel doch wohl gewinnen;
    • also etwa weder mit Hoffnung noch ohne Hoffnung ein Asketenleben führt, kann das Ziel doch wohl gewinnen:

    und warum das? Weil er, Bhumijo, das Ziel gewinnen von Grund aus versteht.


    https://www.palikanon.com/majjhima/m126n.htm

    Wenn also die Grundvoraussetzungen stimmen, ist es schlicht egal, ob man Hoffnung hegt oder nicht... :?


    Dass es aber auch eine Art berechtigter, "weiser", Hoffnung gibt, lässt sich aus dem Asamsa Sutta (AN III 13.3) folgern:

    Zitat

    Welcher Mensch aber gilt als hoffnungsvoll?

    Da ist ein Mönch sittenrein, dem Guten ergeben. Der erfährt: 'Ein Mönch mit dem und dem Namen hat, so heißt es, durch Versiegung der Triebe noch bei Lebzeiten die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung erlangt, sie selber erkannt und verwirklicht.'

    Da denkt er: 'Wann werde wohl auch ich durch Versiegung der Triebe noch bei Lebzeiten die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung erlangen, sie selber erkennen und verwirklichen?' Diesen Menschen nennt man hoffnungsvoll.


    Wer das Ziel erreicht hat, bedarf der Hoffnung nicht mehr, er ist "hoffnungsgestillt":

    Mein Resümee:


    Ohne - weise - Hoffnung: -> kein Antrieb zu handeln, zu praktizieren

    -> Versinken in Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Resignation


    Realistische, "weise" Hoffnung zu hegen, verleiht die nötige Kraft, sich der Realität zu stellen und etwas zu tun, zu verändern (hauptsächlich bei sich selbst - durch das Beschreiten des achtfachen Pfades...).


    Der Glaube, dass es nichts zu hoffen gibt, kann lähmen (und neue Ängste triggern).


    Die Angst ist die dünne Schicht zwischen der Wirklichkeit und mir: Samsara. Gebe ich auf, gebe ich mich hin, endet auch die Angst.

    Was ist das Gegenteil von Angst?


    Angstlosigkeit, offene Weite, Gleichmut, unbedingte/universelle Liebe, Annehmen, Vertrauen, Dankbarkeit, Geborgenheit, Entspannung, Glück, Zuversicht, Freiheit, Frieden, Ruhe


    Durch Aufgabe der Ich-Bezogenheit, totale Hingabe, stellt Angst kein Problem (kein Leiden) mehr dar, weil sich niemand mehr ängstigt, aber Angst, als körperliches Phänomen, endet wohl erst mit dem Tod vollständig.



    Mögen alle Wesen von Angst befreit, glücklich und zufrieden sein.




    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Hallo void , :)


    vielen Dank für deine bereichernden Beiträge und die interessanten Zitate. _()_


    Zitat

    Die Art und Weise, wie Angst konzeptualisiert und definiert wird, ist stark von kulturellen Faktoren geprägt. Im Westen wird Angst im Allgemeinen als eine innere, individuelle Erfahrung betrachtet - eine psychiatrische Störung, die auf biologische und psychologische Faktoren zurückzuführen ist. In vielen nicht-westlichen Kulturen wird Angst jedoch eher im Zusammenhang mit sozialen Kontexten und Beziehungen verstanden.


    Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)


    Für mich macht das Sinn. Wenn man vom Subjekt aus denkt, dann hat "hat" dieses Subjekt Angst. Aber das Gegenteil von Angst wären ja Trost, Geborgenheit, Zuversicht und Entspannung. Und da fällt einem ja auf, dass da viel Soziales dabei ist.

    Ja, es ist bemerkenswert, dass selbst kreatürliche, existenzielle Ängste durch soziale Handlungen, z.B. liebevolle Zuwendung, zumindest gelindert werden können.


    (Und diesen "Trost" kann eine Person sich sogar selbst zukommen lassen, in einer Situation des Verlassenseins, der Einsamkeit, wenn kein Anderer zur Verfügung steht.)


    Zitat

    Die Ergebnisse zeigten, dass asiatische Amerikaner Symptome aller vier großen Angststörungen (soziale Angststörung, generalisierte Angststörung, Panikstörung und posttraumatische Belastungsstörung) durchweg seltener angaben als alle anderen ethnischen Gruppen. Weiße Amerikaner (N = 6.870) gaben durchweg häufiger Symptome einer sozialen Angststörung (12,6 %), einer generalisierten Angststörung (8,6 %) und einer Panikstörung (5,1 %) an als Afroamerikaner (8,6 %, 4,9 % bzw. 3,8 %), hispanische Amerikaner (8,2 %, 5,8 % bzw. 4,1 %) und asiatische Amerikaner (5,3 %, 2,4 % bzw. 2,1 %).


    Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)


    Weiße Amerikaner haben also hier eine doppelt so hohe Rate wie asiatische Amerikaner.


    Woran liegt das?

    Gute Frage....


    Bei Umfragen besteht ja zum Einen leider immer die Möglichkeit, dass (bewusst oder unbewusst) nicht wahrheitsgemäß geantwortet wird (-nicht nur- bei den asiatischen Amerikanern könnte man beispielsweise an Schamgefühle denken, die das Eingestehen von Angst erschweren).


    Aber vielleicht liegt es tatsächlich an den unterschiedlichen sozialen/kulturellen Hintergründen, die zu einer anderen Denkweise führen:

    Zitat

    Ähnliches beobachten wir auch bei der Wahrnehmung des Selbst: Auch hier sind die gegensätzlichen Konzepte in den USA beziehungsweise in Japan am stärksten ausgeprägt. Nirgendwo steht das unabhängige Selbst, das Individuum, so sehr im Vordergrund wie in den USA. Vermutlich gibt es in keinem Land so viel Literatur darüber, wie man seine eigene Persönlichkeit stärken und seine Individualität gegenüber anderen abgrenzen kann. Das ist in Europa zwar auch ein großes Thema, steht aber nicht ganz so im Vordergrund. Trotzdem empfinden Menschen im nahen Osten die Europäer als äußerst ich-bezogen. In Japan hingegen wäre dieser Trend völlig undenkbar. Dort herrscht das Konzept des abhängigen Selbst vor: Der Einzelne definiert sich nicht als Individuum sondern über sein Beziehungssystem – sowohl privat als auch beruflich. Eine Abgrenzung der eigenen Persönlichkeit gegenüber der Gesellschaft wäre dort undenkbar.


    https://www.dasgehirn.info/akt…-beispielsweise-europaeer


    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    Hallo Frei , :)

    danke für deine Antworten und die Frage...


    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    Hallo, ihr Lieben,


    das Thema "Angst" ist elementar für uns als Menschen und es durchzieht nahezu alle Themen auch in diesem Forum.

    Auch im Thread "Einsamkeit" wurde schnell offenbar, dass es Zusammenhänge mit Angst gibt, wobei schließlich der Vorschlag unterbreitet wurde, einen eigenen Thread dazu aufzumachen...


    Die Legende von den vier Ausfahrten des Buddha, legt nahe, dass auch Siddharta Gautama von seiner (neu aufgekommenen, bewusst gewordenen) Angst - vor Alter, Krankheit, Tod - dazu (an)getrieben wurde, einen Ausweg zu suchen aus dem leidvollen Samsara, des sich ständig wiederholenden Daseinskreislaufs - eine Befreiung von der schier endlosen Angst.

    Zitat

    Da hat denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz, im Schlosse zurückgezogen, schmerzlich betroffen darüber gebrütet: 'O Schande sag' ich da über die Geburt, da ja doch am Gebornen das Alter zum Vorschein kommen muß, die Krankheit zum Vorschein kommen muß, der Tod zum Vorschein kommen muß.'


    (Digha Nikaya 14.2)

    - Buddha Shakyamuni fand einen Weg aus dem Leiden und lehrte aus Mitgefühl mit den noch leidenden Wesen, den achtfachen Pfad zur Befreiung, zum Nibbana.




    Was sagte Jesus in der Bibel (Joh. 16,33):

    Zitat

    Solches habe ich mit euch geredet, daß ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.



    Reicht es, das zu glauben, um die Angst loszuwerden?



    ANGST


    - ist wie Schmerz, daher kann man auch Angst vor der Angst entwickeln

    - kann Hass erzeugen (ist aber nicht gleichbedeutend mit Hass, der im Gehirn eigene Schaltkreise besitzt)

    - kann zu Gewalt und sogar Terror führen

    - kann körperliche Schmerzen hervorbringen

    - kann "lähmen", "dumm" machen

    - entsteht, wenn es an Vertrauen mangelt

    - entsteht, wenn es an Liebe und Geborgenheit mangelt

    ....


    FURCHT = konkrete Angst spüren selbst primitivste Lebensformen, sie steckt tief in allen fühlenden Lebewesen, ist dort regelrecht verankert, weil sie das Überleben sichert.



    Kann man diese kreatürliche Furcht besiegen? Angst je ganz loswerden?


    Nirvana/Nibbana ist Frieden, Frieden ist frei von Angst.



    Und bis dahin?


    Wahrnehmen, Konfrontieren, Annehmen, Heilen/Loslassen - vor allem: den Widerstand/Ablehnung fallenlassen...



    Wovor habt IHR (am meisten) Angst?

    Wie geht IHR mit euren Ängsten und Befürchtungen um?

    Hilft euch die Lehre Buddhas bei der Bewältigung von Furcht und Angst?


    Wie schon mehrfach erwähnt, leide ich seit über 20 Jahren an einer generalisierten Angststörung und diversen Phobien - das Thema Angst ist also ein "Dauerbrenner" (und es wird Zeit, fürs Erlöschen... ;) ).

    Mir halfen Psychotherapien weiter, aber ich merkte bald, dass Therapie alleine nicht reicht, irgendwas fehlte...

    Die Buddha-Lehre füllte die Lücke und seit ich auf dem Weg bin, ist "Land in Sicht".. .:)


    Anbei noch ein Bild, das m.E. zum Thema Angst passt:


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Wer mag schon in diesem Boot sitzen? Aber ich fürchte, wir befinden uns in einer ähnlichen Lage..... :?




    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart: